Am Dienstag wurde in einem privaten Betrieb mit rund vierzig Legehennen in der Umgebung des Pfäffikersees das Vogelgrippe-Virus nachgewiesen. Obwohl die Hühner keinen Kontakt zu Wildvögeln hatten. Laut dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) geht man davon aus, dass Eierkäufer das Virus eingeschleppt haben.
Wegen der Vogelgrippe war die ganze Schweiz Ende November 2022 zum Kontrollgebiet erklärt worden. Auch Bauer Marc Peter macht sich Sorgen. Auf seinem Hof in Wiesendangen, Zürich versorgt er 18’000 weisse Hühner. Aufgrund des Virus dürfen sich seine Tiere nur im Stall und im Wintergarten aufhalten. Auf die 45’000 Quadratmeter grosse Weide dürfen sie nicht, schreibt der Tagesanzeiger.
Die Tiere dürfen nicht mehr auf die Weide gehen, doch sie können sich in einem geschützten Aussenbereich aufhalten. Gemäss Bauer Peter genügt jedoch der Auslauf. «Professionelle Legehennenhalter sind vorbereitet auf die Vogelgrippe und haben längst für gedeckte Auslaufflächen gesorgt», sagt er gegenüber dem «Tagesanzeiger».
Die Krankheit könnte heimisch werden. Laut Adrian Waldvogel, Präsident der Schweizer Geflügelproduzenten, ist die Lage sehr ernst. Es sei das erste Mal, dass nicht nur Zugvögel von der Vogelgrippe betroffen seien, sondern auch in der Schweiz heimische Wildvögel. Dies könnte heissen, dass die Vogelgrippe noch länger im Land bleibe und nicht mit den Zugvögeln verschwinde. Diese Aussage bestätigt auch Cornel Fräfel, Direktor des Institutes für Veterinärvirologie an der Universität Zürich, gegenüber dem «Tagesanzeiger»: «Die Möglichkeit besteht, dass das Vogelgrippevirus in Wildvögeln in Europa, einschliesslich der Schweiz, endemisch wird – oder vielleicht bereits ist.»
Einen derart starken Anstieg der Fallzahlen habe es zu dieser Jahreszeit in der Schweiz noch nie gegeben, schreibt das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BVL). Schon am Jahresanfang wurden am Zürichsee und an der Limmat rund 300 tote Wildvögel gefunden. Das bestätigt das kantonale Veterinäramt.
Doch Zürich ist mit dieser Problematik nicht alleine. Auch in Luzern, Zug, Basel und Waadt sollen Dutzende Möwen an der Vogelgrippe gestorben sein, berichtet der «Tagesanzeiger».
Der Bund hat nun die schweizweiten Massnahmen bis Ende April verlängert. Seit dem 28. November müssen alle Schweizer Geflügelhaltenden den Auslauf der Tiere einschränken, sodass kein Kontakt zu Wildvögeln möglich ist.
Die Eier sind bisher aber weiterhin mit dem Label «Freilandeier» gekennzeichnet. Dies, obwohl sich die Tiere seit Monaten nicht mehr auf der Weide aufhalten. Die Voraussetzung «Weidezugang» für die Kennzeichnung von Eiern und anderen Geflügelprodukten aus Freilandhaltung kann somit nicht mehr erfüllt werden, stellt das Bundesamt fest. Auch müssten pro Tier 2,5 Quadratmeter Auslauf gewährleistet werden, so die Vorgaben für die «Besonders tierfreundliche Stallhaltung» (BTS). Laut dem «Tagesanzeiger» arbeiten der Bund und die Branche zurzeit an einer Lösung.
Josianne Wappen von der Stiftung Konsumentenschutz kritisiert, dass durch den nicht gewährleisteten Auslauf der Tiere die Konsumentinnen und Konsumenten nun getäuscht würden: «Das Fleisch und die Eier müssen korrekt deklariert werden, sonst handelt es sich um eine Täuschung der Kundschaft.» Die Umdeklarierung sei mit Aufwand verbunden, daher habe sie ein gewisses Verständnis für eine Frist von 16 Wochen, fügt sie gegenüber dem «Tagesanzeiger» hinzu. Walpen fordert ausserdem, dass die Produkte vorübergehend mit gut sichtbaren Klebern versehen werden. Die Kleber sollen darüber informieren, dass die Tiere aufgrund der Vogelgrippe nicht genügend Auslauf erhalten und es sich damit nicht um eine Freilandhaltung handelt.
Mit dieser Meinung ist sie nicht alleine. Auch der Verband «IG Detailhandel», zu dem Migros und Coop gehören, schreibt: «Die Deklaration ‹Freilandhaltung› entspricht nicht mehr den Tatsachen.» Da aber so viele Artikel davon betroffen seien, sei eine kurzfristige Verpackungsänderung nicht möglich. Man habe sich für einen schriftlichen Hinweis direkt bei den Eierregalen entschlossen. Die Preise der Freilandeier bleiben unverändert. Allerdings sei man dabei, an «langfristig umsetzbaren Massnahmen» zu arbeiten, erzählt der Verband.
Die allfällige Deklaration sorgt bei den Bäuerinnen und Bauern für Nervosität. «Man sollte nicht zu streng sein und die Bäuerinnen und Bauern nicht benachteiligen», sagt Kilian Baumann, Präsident der Kleinbauern-Vereinigung und Nationalrat der Grünen Partei, auf Anfrage des «Tagesanzeigers». Aber auch er findet, dass eine gewisse Kennzeichnung eingehalten werden müsse, um die Konsumentinnen und Konsumenten nicht zu täuschen. Anders sieht es Bauer Marc Peter. Er findet eine Deklarationsänderung nicht förderlich. «Damit wird beim Konsumenten Verunsicherung und bei den Produzenten Preisdruck geschaffen, welcher nicht gerechtfertigt ist», sagt er gegenüber dem «Tagesanzeiger».
(oee)
Meine Meinung.
Als ob wir beim Konsumentenschutz keine anderen Probleme hätten.
#Ironie off