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Auf ein Gruppen-Selfie mit dem «Good Cop»: Korporal Patrick Jean zeigt Stapo Zürich von der besten Seite  

Auf ein Gruppen-Selfie mit dem «Good Cop»: Korporal Patrick Jean zeigt Stapo Zürich von der besten Seite  

23.07.2015, 09:4423.07.2015, 10:08
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Facebook, Twitter, Instagram – was sich bei der breiten Bevölkerung grosser Beliebtheit erfreut, hat längst auch Unternehmen und die Verwaltung auf den Plan gerufen. Neue Wege beschreitet die Stadtpolizei Zürich in einem Pilotprojekt: Als erstes Korps in der Schweiz schickt sie einen Polizisten auf Facebook-Mission.

Sein Name ist Jean, Patrick Jean. Er ist einer von rund 1600 Zürcher Stadtpolizisten. Anders als seine Kolleginnen und Kollegen hat der 33-Jährige aber seit gut zwei Monaten neben dem täglichen Dienst noch eine weitere Mission, das sogenannte Internet Community Policing, kurz iCoP.

Jean berichtet im Rahmen eines Pilotprojekts auf Facebook und Instagram von seinem Arbeitsalltag. Regelmässig postet er Kommentare und Bilder, gibt Tipps und beantwortet Fragen. Natürlich bewirbt er auch die Polizeiarbeit, doch geschieht dies eher beiläufig. Patrick Jean drängt sich nicht auf.

Auf seiner Spezialmission wird der Polizist vom Fachbereich Kommunikation der Stadtpolizei unterstützt. Jean verzichtet auf den moralischen Zeigefinger. Wichtiger scheint es, die persönliche und menschliche Seite der Polizei zu zeigen. So entsteht der Eindruck, der Gesetzeshüter möchte uns mit seinen Posts vor allem eines sagen: «Schaut her, ich bin einer von euch».

2000 Freunde in 2 Monaten

Ein Stadtpolizist mit einem offiziell abgesegneten Facebook-Profil? Das hört sich zunächst einmal wenig spektakulär an. Tatsächlich hat iCoP aber eingeschlagen wie eine Bombe.

Jean entwickelt sich zu einer Art Identifikationsfigur – er gibt der Polizei ein Gesicht. Mit seinem öffentlich sichtbaren Einsatz schafft der sympathisch wirkende bärtige Mann Nähe und Verbindlichkeit, und das wirkt sich für eine mächtige staatliche Organisation wie die Polizei nur positiv aus.

Bereits hat er über 2200 Facebook-Freunde. Wie Kommunikationsleiter Michael Wirz gegenüber der Nachrichtenagentur SDA sagt, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis Jean die Limite von 5000 Freunden erreicht.

Die Idee eines «Vorzeigepolizisten» geht auf ein früheres Strategiepapier des Polizeidepartements zurück. Darin lautet einer der Arbeitsschwerpunkte: Dialog mit den Jungen, und zwar mit Hilfe «moderner Kommunikationsinstrumente». Dazu zählte man explizit Social Media. Besonders gefragt seien «niederschwellige und attraktive Kontakt- und Dialogangebote».

«Wir müssen dorthin gehen, wo die Bevölkerung ist»

«Wir nutzen Social Media als Ergänzung zu den traditionellen Kommunikationskanälen», sagt Wirz. Sie sind nicht nur nützlich, um den Dialog mit der Bevölkerung zu pflegen, sondern dienen auch als PR-Plattform und zur Anwerbung zukünftiger Mitarbeiter. «Viele Leute sind heute online. Es ist Aufgabe der Polizei», sagt Wirz, «dorthin zu gehen, wo die Bevölkerung ist.»

Und das tut Patrick Jean, der auf der Regionalwache in Zürich-Oerlikon arbeitet, ausgiebig. Seit er auf Facebook aktiv ist, wird er auf den Quartierstrassen immer öfter angesprochen, gerade auch von jüngeren Leuten. Regelmässig postet er Gruppen-Selfies, die ihn mit Leuten aus dem Quartier zeigen. Er bekomme auch viele Privatnachrichten, weiss Wirz. Vor allem jüngere Leute suchen auf diesem Weg persönlichen Rat.

Bei den Projektvorbereitungen liessen sich die Zürcher von den Kollegen der finnischen Polizei inspirieren. Dort wird die Form der interaktiven Polizeiarbeit nämlich bereits seit Jahren praktiziert – mit Erfolg, wie Wirz betont.

Ende Mai reiste der Facebook-Neuling Patrick Jean deshalb eigens nach Helsinki, um sich beim dortigen Pionier des iCoP, Marko «Fobba» Forss, Tipps und Tricks zu holen. Forss war 2009 «online» gegangen, um jugendlichen Opfern von Mobbing und Einschüchterungsversuchen einen niederschwelligen Zugang zur Polizei zu ermöglichen.

«Meines Wissens ist die Stapo Zürich bislang das einzige Korps in einem deutschsprachigen Land, das mit einem personalisierten Polizeiprofil auf Facebook präsent ist», sagt Wirz. Das Zürcher Pilotprojekt läuft noch bis Ende November, dann wird entschieden, ob und wie es mit Polizist Jean und Facebook weitergeht.

Facebook als fester Bestandteil

Das derzeitige Onlineprojekt ergänzt die bestehenden Kanäle der Stadtpolizei auf Facebook und Twitter. Diese waren im November 2011 eingerichtet worden, um den direkten Dialog mit der Bevölkerung zu intensivieren. Sie dienen ebenfalls als Anlaufstelle und PR-Kanäle, aber auch zur Verbreitung klassischer Medieninformationen, darunter Fahndungsaufrufe mitsamt Bildmaterial.

Auf grosses Echo stiess eine Aktion vom Dezember 2011, als die Stapo während 24 Stunden in Echtzeit sämtliche Einsätze twitterte. Damals schnellte die Zahl der Follower innert weniger Tage von 800 auf über 3000 empor. Derzeit folgen rund 25'000 User dem Twitter-Profil der Stapo – eine für Schweizer Verhältnisse beeindruckende Zahl. (sda)

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