Der Zürcher Stadtrat plant radikale Veränderungen beim Zürcher Hauptbahnhof (HB). Im Gebiet bis zum Löwenplatz und dem Central soll es in Zukunft massiv weniger Verkehr und dafür viel mehr Grün geben.
Fast der ganze Autoverkehr und zentrale Anbindungen an die Tramlinien sollen Bäumen weichen, wenn es nach dem Stadtrat geht.
Die Planungen laufen bereits seit Längerem, doch jetzt kommt Bewegung in die Sache. Spätestens im Frühjahr 2025 will der Stadtrat eine Masterplanung verabschieden. Diese wäre zwar noch kein konkretes Bauprojekt, würde jedoch klar festlegen, wie die Entwicklung aussehen soll.
Der Hauptbahnhof der Zukunft soll «urban» sein, ein «freigespielter Stadtplatz», ein «Hyperraum», wie eine Präsentation der Stadt Zürich festhält, die der NZZ in Teilen vorliegt.
Trotz über 400'000 Passagieren pro Tag soll am HB in Zukunft nicht mehr die Verkehrsabwicklung im Vordergrund stehen – der Hauptbahnhof soll dann mitten in einer grossen Parkanlage stehen. Der bereits heute als Park bestehende Platzspitz soll dann quasi entlang der Limmat und Sihl verlängert werden.
Dabei wird der Tramverkehr noch in Teilen geduldet, der Autoverkehr gar nicht mehr. Heute rollt dieser in Ost-West-Richtung entweder in Richtung Limmatplatz oder in Richtung Gessnerallee – dieser gesamte Verkehr soll bei der Umsetzung der Pläne Geschichte sein.
Heute besteht beim Bahnhofquai eine Autounterführung. Diese soll zu einem Tunnel verlängert werden, um oben mehr Platz für Bäume zu machen.
Es soll nur noch eine einzige Ost-West-Verbindung geben, die durch die Uraniastrasse führen soll. Statt vier Spuren wie heute soll es aber nur noch eine Strasse mit Tempo 30 und Gegenverkehr geben.
Die Trams sind den städtischen Planerinnen und Planern zu dominant. Sie sollen «integraler Bestandteil des Stadtraums» werden. Bis zu vier Tramgleise parallel soll es nicht mehr geben – dafür mehr Tramhaltestellen am HB als bisher.
Das Central soll kein Verkehrsknotenpunkt mehr sein, die Haltestellen werden aufgelöst. Dafür soll es neu eine Tramhaltestelle mitten auf der Bahnhofbrücke zwischen HB und Central sowie am Neumühlequai geben.
Der Löwenplatz soll in Zukunft auto- und tramfrei sein. Die Trams sollen via Sihlpost fahren, wo eine neue Haltestelle geplant ist. Dadurch soll das Gewerbe rund um den Löwenplatz von mehr Laufkundschaft profitieren.
Die Halteplätze direkt vor dem Hauptbahnhof sollen entfernt werden.
Noch unklar ist, was mit dem alltäglichen Autoverkehr geschehen würde. Dieser müsste sich verlagern, Optionen wären Quai- und Hardbrücke. Diese sind jedoch zu Spitzenzeiten bereits heute überlastet.
Ein Bericht der Stadt Zürich zum Masterplan sagt, die Reduktion des Autoverkehrs um den Bahnhof müsse ohne «spürbare Mehrbelastung anderer Achsen oder angrenzender Quartiere» auskommen. Wie das realisiert werden soll, wird jedoch noch nicht erklärt. Das städtische Tiefbauamt wollte gegenüber der NZZ nicht Auskunft darüber geben, ob es Simulationen oder vertiefte Abklärungen zur Verkehrsverlagerung gibt.
Bis das Projekt realisiert wird, dürften noch Jahre oder gar Jahrzehnte vergehen. Die Stadt Zürich muss auch mit Hürden rechnen: Sollten die Staatsstrassen ausserhalb des Stadtgebiets beeinträchtigt werden, wäre die Zustimmung des Kantons notwendig. Bei konkreten Bauprojekten müsste auch die Stadtzürcher Stimmbevölkerung ihre Zustimmung geben.
Zu Kostenschätzungen gibt es noch keine Aussagen. Es ist jedoch anzunehmen, dass der neue Tunnel sowie die neuen Haltestellen und Tramstrecken einen dreistelligen Millionenbetrag kosten werden.