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Zürich: Hauptbahnhof mit Bäumen und wenig Verkehr – radikale Pläne

Vision 2050 Zürich Zuerich HB Hauptbahnhof
Das ist die «Vision 2050» eines Planungsbüros. Die Stadt Zürich wird sich eng daran orientieren.Bild: Team Van de Wetering

Central ohne Trams, HB als grüne Zone: Zürcher Stadtrat hat radikale Pläne

Der Zürcher Stadtrat plant, rund um den Hauptbahnhof eine grüne Zone zu schaffen und den Verkehr weitgehend zu verbannen.
28.10.2024, 17:2428.10.2024, 17:50
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Der Zürcher Stadtrat plant radikale Veränderungen beim Zürcher Hauptbahnhof (HB). Im Gebiet bis zum Löwenplatz und dem Central soll es in Zukunft massiv weniger Verkehr und dafür viel mehr Grün geben.

Fast der ganze Autoverkehr und zentrale Anbindungen an die Tramlinien sollen Bäumen weichen, wenn es nach dem Stadtrat geht.

Die Planungen laufen bereits seit Längerem, doch jetzt kommt Bewegung in die Sache. Spätestens im Frühjahr 2025 will der Stadtrat eine Masterplanung verabschieden. Diese wäre zwar noch kein konkretes Bauprojekt, würde jedoch klar festlegen, wie die Entwicklung aussehen soll.

Urbaner «Hyperraum»

Der Hauptbahnhof der Zukunft soll «urban» sein, ein «freigespielter Stadtplatz», ein «Hyperraum», wie eine Präsentation der Stadt Zürich festhält, die der NZZ in Teilen vorliegt.

Trotz über 400'000 Passagieren pro Tag soll am HB in Zukunft nicht mehr die Verkehrsabwicklung im Vordergrund stehen – der Hauptbahnhof soll dann mitten in einer grossen Parkanlage stehen. Der bereits heute als Park bestehende Platzspitz soll dann quasi entlang der Limmat und Sihl verlängert werden.

Dabei wird der Tramverkehr noch in Teilen geduldet, der Autoverkehr gar nicht mehr. Heute rollt dieser in Ost-West-Richtung entweder in Richtung Limmatplatz oder in Richtung Gessnerallee – dieser gesamte Verkehr soll bei der Umsetzung der Pläne Geschichte sein.

ARCHIV --- ZUR ASTRA-UNFALLSTATISTIK STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILD ZUR VERFUEGUNG --- Traffic and pedestrians at Central Zuerich, pictured in Zuerich, Switzerland, on July 12, 2011. (KEYSTONE/Gaeta ...
Das Central in Zürich. (Archivbild)Bild: KEYSTONE

Konkrete Massnahmen

Autounterführung verlängern

Heute besteht beim Bahnhofquai eine Autounterführung. Diese soll zu einem Tunnel verlängert werden, um oben mehr Platz für Bäume zu machen.

Nur noch eine Strasse

Es soll nur noch eine einzige Ost-West-Verbindung geben, die durch die Uraniastrasse führen soll. Statt vier Spuren wie heute soll es aber nur noch eine Strasse mit Tempo 30 und Gegenverkehr geben.

Änderungen beim Tramverkehr

Die Trams sind den städtischen Planerinnen und Planern zu dominant. Sie sollen «integraler Bestandteil des Stadtraums» werden. Bis zu vier Tramgleise parallel soll es nicht mehr geben – dafür mehr Tramhaltestellen am HB als bisher.

Keine Trams mehr am Central

Das Central soll kein Verkehrsknotenpunkt mehr sein, die Haltestellen werden aufgelöst. Dafür soll es neu eine Tramhaltestelle mitten auf der Bahnhofbrücke zwischen HB und Central sowie am Neumühlequai geben.

Löwenplatz ohne Verkehr

Der Löwenplatz soll in Zukunft auto- und tramfrei sein. Die Trams sollen via Sihlpost fahren, wo eine neue Haltestelle geplant ist. Dadurch soll das Gewerbe rund um den Löwenplatz von mehr Laufkundschaft profitieren.

Keine Taxi-Halteplätze beim HB

Die Halteplätze direkt vor dem Hauptbahnhof sollen entfernt werden.

Jahre bis Jahrzehnte

Noch unklar ist, was mit dem alltäglichen Autoverkehr geschehen würde. Dieser müsste sich verlagern, Optionen wären Quai- und Hardbrücke. Diese sind jedoch zu Spitzenzeiten bereits heute überlastet.

Ein Bericht der Stadt Zürich zum Masterplan sagt, die Reduktion des Autoverkehrs um den Bahnhof müsse ohne «spürbare Mehrbelastung anderer Achsen oder angrenzender Quartiere» auskommen. Wie das realisiert werden soll, wird jedoch noch nicht erklärt. Das städtische Tiefbauamt wollte gegenüber der NZZ nicht Auskunft darüber geben, ob es Simulationen oder vertiefte Abklärungen zur Verkehrsverlagerung gibt.

Zurich, Switzerland - 8 May, 2015: tram at Loewenplatz stop, view from the Loewenstrasse street in the morning. Zurich is the largest city in Switzerland and the capital of the Canton of Zurich.
Die Tramhaltestelle am Löwenplatz. (Archivbild)Bild: www.imago-images.de

Bis das Projekt realisiert wird, dürften noch Jahre oder gar Jahrzehnte vergehen. Die Stadt Zürich muss auch mit Hürden rechnen: Sollten die Staatsstrassen ausserhalb des Stadtgebiets beeinträchtigt werden, wäre die Zustimmung des Kantons notwendig. Bei konkreten Bauprojekten müsste auch die Stadtzürcher Stimmbevölkerung ihre Zustimmung geben.

Zu Kostenschätzungen gibt es noch keine Aussagen. Es ist jedoch anzunehmen, dass der neue Tunnel sowie die neuen Haltestellen und Tramstrecken einen dreistelligen Millionenbetrag kosten werden.

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330 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Chaose
28.10.2024 17:50registriert Januar 2014
Am Hauptbahnhof, wo man in alle Richtungen umsteigen können soll, möchten die Planer also Trams nur noch knapp dulden. Der ÖV soll bitte nicht zu dominant sein, am Hauptbahnhof. Man muss es nicht verstehen...
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Chaose
28.10.2024 17:54registriert Januar 2014
Randnotiz: Hätte Zürich in den Siebzigerjahren nicht so kurzsichtig gegen die U-Bahn gestimmt, bräuchte es jetzt nicht so viele böse Trams, die nun angeblich den Fussgängern und den Bäumen im Weg stehen.
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May O. Näs
28.10.2024 18:02registriert März 2024
Grundidee ist gut. Aber den ÖV stark auszuschliessen, eher weniger.
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