Rund 80'000 Personen zählt der Bahnhof Zürich Stadelhofen täglich. Damit befindet er sich auf Rang 8 der frequenzstärksten Bahnhöfe der Schweiz. Für die Pendlerinnen und Pendler, die über diesen Bahnhof reisen, wird sich einiges ändern. Denn es steht ein Ausbau bevor.
Eine Übersicht in fünf Punkten.
Der Bahnhof Stadelhofen ist am Limit: 770 Züge passieren hier pro Tag, 22 Züge pro Stunde und Richtung (zum Vergleich am Bahnhof Hardbrücke und Zürich Hauptbahnhof sind es 32). Marc Weber-Lenkel von der SBB leitet den Ausbau und sagt: «Es passt kein einziger Zug mehr hinein.»
Doch warum ist das so? Der Bahnhof Stadelhofen hat im Vergleich zu anderen S-Bahn-Bahnhöfen wie Bahnhof Hardbrücke oder Zürich Hauptbahnhof nur drei statt vier Gleise – und verfügt damit über 30 Prozent weniger Leistungsfähigkeit als die anderen Bahnhöfe in Zürich.
Dass dem so ist, hat politische Gründe: 1981 entschied das Zürcher Stimmvolk, ob es die S-Bahn wollte oder nicht. Weil die Bürgerlichen in der damaligen Regierung befürchteten, dass höhere Kosten das Volk abschrecken könnten, plädierten sie für die billigere Variante mit drei statt vier Gleisen am Bahnhof Stadelhofen. Doch bereits bei der Inbetriebnahme 1990 merkte man, dass das ein Fehler war. Der Bahnhof Stadelhofen wurde zum notorischen Nadelöhr.
Dabei gibt es drei Konflikte. Der Erste: S-Bahnen, die von Stettbach auf Gleis 1 einfahren und S-Bahnen, die nach Tiefenbrunnen auf Gleis 2 ausfahren. Im Idealfall, wenn der Fahrplan auf die Sekunde genau aufgeht, geht das auf. Aber schon bei der kleinsten Verschiebung stehen sich die Züge im Weg.
Der Zweite: Die alte Seebahnlinie von 1894 nach Tiefenbrunnen durch den Riesbachtunnel wird zwischen Stadelhofen und Tiefenbrunnen eingleisig geführt. Das führt zu vielen Verspätungen. Der Dritte: Es gibt nur drei Gleise.
Weber-Lenkel von der SBB sagt: «Ideal sind gerade Zahlen. Darum: Aus drei mach vier.» Der Bahnhof Stadelhofen wird um ein Gleis auf insgesamt vier Gleise erweitert. Es wird eine neue Doppelspur nach Tiefenbrunnen und einen Verbindungsast nach Stettbach geben.
So kann der Bahnhof Stadelhofen – wie die anderen Bahnhöfe in Zürich auch – in Zukunft 32 Züge pro Stunde zählen. Und auf der gesamten Stammlinie in Zürich wird es «eine einheitliche Leistungsfähigkeit» geben, weil überall gleich viele Züge ein- und ausfahren können.
Das vierte Gleis wird unterirdisch in den Berg gebaut und liegt circa 40 Meter hinter den bestehenden Gleisen in einem sogenannten «Perrontunnel». Dieser wird mit vier Zugängen zum Bahnhof angeschlossen. Die jetzigen Gleise werden anschliessend etwas auseinandergeschoben, Gleis 3 näher zum Berg und Gleis 2 näher zum Gleis 1.
Der Hauptzugang am Stadelhofen wird neu durch das Bahnhofsgebäude laufen. Dazu wird der Eingang ebenerdig gestaltet. Auch werden die zwei Seitenflüge um einen Stock ergänzt.
Es wird insgesamt drei neue Tunnels geben: Einen zweiten Hirschengrabentunnel, Zürichbergtunnel und Riesbachtunnel, wobei der neue Riesbachtunnel unter dem bestehenden Zürichbergtunnel durchtauchen wird. Weber-Lenkel sagt: «Das ist dann quasi eine unterirdische Achterbahn.»
Ein «vorsorgliches» fünftes Gleis am Bahnhof Stadelhofen macht insofern keinen Sinn, da sich das Nadelöhr unter anderem an den Zürcher Hauptbahof verschieben würde. Weber-Lenkel sagt: «Wenn man die gesamte Leistungsfähigkeit erhöhen will, muss sich grossräumige Überlegungen machen.»
Es wird zwischen 2027 und 2037 mit zehn Jahren Bauzeit gerechnet. Bis dahin läuft die Planungs- und Bewilligungsphase. Im Jahr 2025 wird es eine öffentliche Auflage geben, bei der während dreissig Tagen Einsprachen eingereicht werden können.
Der Bund investiert mit dem Ausbauschritt STEP 2035 rund 13 Milliarden Franken, um die Bahninfrastruktur an verschiedenen Stellen der Schweiz zu erweitern. 40 Prozent davon fliessen in den Kanton Zürich. Das Projekt am Bahnhof Stadelhofen kostet 1,1 Milliarden Franken und ist damit eines der grössten Projekte schweizweit. Die Finanzierung dessen erfolgt über den Bahninfrastrukturfond (BIF) des Bundes.
Laut Weber-Lenkel von der SBB wird der Bau mehrheitlich unterirdisch und ausserhalb des laufenden Bahnbetriebs erfolgen – und dadurch die Pendlerinnen und Pendler wenig stören. Ausser an den Schnittstellen, wo die bestehenden und neuen Gleise zusammengeführt werden müssen, wird es einzelne Einschränkungen wie Wochenendsperrungen geben. Ansonsten wird der Betrieb «immer in voller Leistungsfähigkeit laufen».
Am Bahnhof Stadelhofen wird zuerst das vierte Gleis gebaut und erst, wenn dieses in Betrieb ist, werden die anderen Gleise angepasst. So sollen immer drei Gleise gleichzeitig genutzt werden – so wie jetzt auch.
Für weitere Spartipps bitte der SVP folgen.