Schweiz
Zürich

Höchste Wohntürme der Schweiz in Dübendorf: 6000 Franken für 4,5-Zimmer

Three Point Duebendorf 2
Ab Frühjahr 2024 sind sie bewohnbar: Blick auf die höchsten Wohntürme der Schweiz.bild: watson

Die höchsten Wohntürme der Schweiz eröffnen bald – die Mietpreise kratzen an den Wolken

14.11.2023, 05:0014.11.2023, 05:15
Corsin Manser
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Hast du schon einmal von «Dübai» gehört?

So viel vorweg: Es befindet sich nicht am Persischen Golf und Nebeltage hat es auch mehr als die Wüstenmetropole.

«Dübai», so nennen die Bewohnerinnen und Bewohner ihr Quartier, liegt in Dübendorf. Direkt neben der Stadt Zürich, beim Bahnhof Stettbach, den jeden Tag Tausende Pendler passieren.

Stieg man vor 20 Jahren beim Bahnhof Stettbach aus, so erblickte man etwas Industrie, viele Wiesen und etwas Landwirtschaft.

Heute präsentiert sich die Situation komplett anders. Wer im unterirdischen Bahnhof die Rolltreppe nimmt und an die Oberfläche fährt, findet sich in einer Grossstadt wieder. Trams, Busse und Hochhäuser prägen die Szenerie – das Schweizerische Dubai. Oder eben: Dübai.

Das Dübendorfer Quartier, in dem gerade ein Hochhaus nach dem anderen hochgezogen wird, heisst Hochbord. Dort steht unter anderem der 100 Meter hohe Jabee-Tower, der bei seiner Fertigstellung im Jahr 2019 das höchste Wohnhaus der Schweiz war.

Diesen Titel verlor er 2022 an den Bäre-Tower in Ostermundingen, der einen Meter höher ist.

Doch nun stehen die höchsten Wohnhäuser der Schweiz wieder in Dübendorf. Anfang Mai erreichte mit 113 Meter Höhe der letzte der drei «Three Point Towers» seine Endhöhe. Die anderen beiden Wohnhäuser erreichen 103 und 111 Meter. Insgesamt gibt es in den drei Türmen 445 Wohnungen, die ab dem Frühjahr 2024 bezogen werden können.

Three Point Duebendorf
Die drei Türme überragen den Jabee-Tower (links) um einige Meter.bild: watson

4,5-Zimmer für fast 6000 Franken

Die Eigentumswohnungen sind gemäss Website des Bauherrs ADT Innova alle verkauft. Die Verkaufspreise sind nicht bekannt, das Unternehmen will diese gegenüber watson aus Datenschutzgründen nicht bekannt geben.

Es kursieren jedoch Gerüchte, wonach die Penthouse-Wohnungen im obersten Stock (425 Quadratmeter) für 12 bis 15 Millionen Franken weg sind. Der «Zürcher Oberländer» zitierte im Jahr 2020 den damaligen Verkaufsleiter von ADT Innova, der meinte, die Penthouse-Wohnungen seien an das «Umfeld der Bauherrschaft» gegangen.

Sicher ist: Die ersten Eigentümer haben die Wohnungen nun bereits zur Miete ausgeschrieben. Davon zeugen Inserate auf diversen Onlineportalen.

Bei den verlangten Mietpreisen wähnt man sich eher in Zürich als in Dübendorf. Von Zürich ist man sich ja einiges gewohnt. So schrieb tsri.ch vergangene Woche über eine 3,5-Zimmer-Wohnung in Wipkingen mit 165 Quadratmetern, die für 8100 Franken pro Monat vermietet wird.

Nun zeigt sich: Die Mietpreise in den «Three-Point»-Hochhäusern von Dübendorf stehen dem Beispiel aus Wipkingen in fast nichts nach. Auf dem Portal Comparis wird eine 4,5-Zimmer-Wohnung mit 143 Quadratmeter für 5980 Franken angeboten.

Three Point Dübendorf
Für eine 4,5-Zimmer-Wohnung werden 5980 Franken verlangt.screenshot: comparis

Auf den Quadratmeter noch teurer ist eine 2-Zimmer-Wohnung, die für 2419 Franken vermietet wird. Sie ist lediglich 50 Quadratmeter gross.

Wohnen Urbanhome Duebendorf
Für eine Zweizimmerwohnung muss man 2419 Franken hinblättern.screenshot: urbanhome

Das sagt die Politik

Dominic Müller ist Hochbauvorstand der Stadt Dübendorf. Angesprochen auf die Mietpreise in den «Three-Point»-Türmen, sagt der Mitte-Stadtrat: «Die Mieten sind in Dübendorf mittlerweile fast auf Niveau der Stadt Zürich. Viele Leute, die einen normalen Lohn verdienen, haben Mühe, eine bezahlbare Wohnung zu finden.»

«Die Mieten sind in Dübendorf mittlerweile fast auf Niveau der Stadt Zürich.»
Dominic Müller, Hochbauvorstand Dübendorf.

Der Mitte-Politiker geht davon aus, dass das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist. «Gerade in den mit dem Bahnhof Stettbach so gut erschlossenen Lagen wie im Quartier Hochbord, wo in den Hochhäusern noch neue Wohnangebote dazu kommen, die in dieser Qualität wie zum Beispiel mit ihrer Aussicht in der Region noch selten sind, ist damit zu rechnen, dass noch höhere Marktpreise realisiert werden können.»

Die hohen Mietpreise würden in der Politik viel diskutiert, das Problem sei von links bis rechts erkannt, so Müller, der nicht tatenlos zuschauen will. «Auf den stadteigenen Grundstücken sowie in Gebieten, wo neu wesentlich dichter gebaut werden kann, will der Stadtrat jetzt preiswertes Aktivwohnen fördern.»

Walter Angst vom Mieterverband kommentiert die ausgeschriebenen Mietpreise in den «Three-Point»-Türmen trocken: «Das Geschäftsmodell ist wie alles an diesem Objekt recht absurd. So ist der Zürcher Wohnungsmarkt. Und Stettbach ist Zürich.»

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255 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Philguitar
14.11.2023 06:16registriert Dezember 2018
Also Dübendorf ist halt von der Lage einzigartig. Flora und Fauna lockt. Die Menschen sind offen und das Wetter mediterran. Das Internationale Flair, dass beim schlendern durch die verliebt dekorierten Wohngebiete die Herzen erwärmt ist ja unbezahlbar. Einzig Gams im St. Galler Rheintal hat noch mehr zu bieten. Also höheres Steuer-, Mietpreis- und Nebenkosten Verhältnis😂
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Thorium
14.11.2023 05:54registriert August 2019
Wenigstens einen positiven Aspekt hat das ganze. Bei den Preisen wird das Quartier sicher kein sozialer Brennpunkt. Aber so langsam frag ich mich was in der Schweiz eigentlich noch ein normaler Lohn ist. Ich dachte immer ich würde gut verdienen, aber zum Sparen bleibt im Moment trotzdem nicht viel. Aber Hauptsache man senkt den Freibetrag auf 150 Fr. Das wird sicher helfen.
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Dr. Lillian Bonner
14.11.2023 07:22registriert November 2023
Es ist schon lange bekannt, dass in der Schweiz das Glück und die Möglichkeit weitgehend vom Geld und den Beziehungen abhängen. Wer also die Bauherrschaft kennt, der geniesst das Privileg, sich eine entsprechende Wohnung sichern zu können. Selbstverständlich wird sie dann nicht selber bewohnt, sondern vermietet. Das ist ein Investment. Der Mietende zahlt, zahlt und zahlt, der Vermietende vermehrt sein Kapital und kauft sich damit eine weitere Wohnung. Die einen leben von ihrer Arbeit, andere vom Kapital. Man könnte es ändern, wenn man wollte.
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