Hey Baby, check' mal meinen Sportkarren!
Das, verehrte Leserschaft, ist ein ... öh ... okay, also die genaue Typenbezeichnung kennt niemand mehr genau, aber der aktuelle Besitzer nennt ihn den LamborZhiga!
Dieses Geschoss wurde Anfang der 90er Jahre von Evgeniy Titsev gebaut, einem sowjetischen Wasserski-Champion, der unerbittlich vom Porsche 911er träumte.
Macht nichts, dass dieses Ding einen einzigartigen Katalog an mechanischen Perfidereien bietet. Bitte seht darüber hinweg, dass die Türscharniere direkt einem Küchenschrank abgeschraubt wurden. Und die Platzierung des Benzintanks durchaus berechtigte Sicherheitsbedenken hervorruft ... ach, papperlapapp! Der Konstrukteur träumte Ende der Achtziger nun mal von einem Porsche, also hat er sich kurzerhand einen gebaut.
«Und er sieht auch ein wenig nach einem 911er aus von hinten. »
«Wenn man etwas gesoffen hat.»
Diese Worte stammen von einem jungen Herrn aus St.Petersburg namens Yura, der Eigenbau-Autos aus der Sowjetzeit sammelt. Und auch fährt, wie diese Radarfallen-Aufnahme beweist:
Yuras erste Anschaffung war Titsevs LamborZhiga, das von einem 60-PS-Lada-Motor angetrieben wird.
Als zweites Objekt seiner Sammlung trieb Yura den heiligen Gral sowjetischer Eigenbastel-Sportwagen auf: Den Virus.
Der Virus (ebenfalls auf dem Header-Bild dieses Artikels zu sehen) entstammt der Zucht Valentin Samoilovs, eines Feuerwehrmanns aus der Region Wolgograd. Das Auto besteht aus genieteten Flächen aus Stahl, Titan und Aluminiumlegierungen und wird von einem 2,4 Liter Motor aus einer Volga-Limousine angetrieben, modifiziert mit Doppelvergasern und einer handgefertigten Abgasanlage.
In der Sowjetzeit mussten selbstgebaute Autos eher willkürlich wirkende Sicherheitsvorschriften erfüllen. Diese Vorschriften regelten Dinge wie das Leistung-Gewicht-Verhältnis des Radstands. Und laut Yura hat der Virus «sämtliche dieser Regeln gebrochen».
Seht, für die meisten Sowjetbürger war ein Autokauf ein Ding der Unmöglichkeit. Alexander Petrovych etwa, der das folgende Auto baute, verdiente in den Siebzigerjahren rund 140 Rubel monatlich. Ein neuer Lada kostete 6'030 Rubel. Besass jemand handwerkliches Flair, war die Option Eigenbau finanziell durchaus attraktiv – zumal man beim Design kreativ werden konnte.
Oder auch nicht:
Das hier? Nun, das ist Petrovychs Eigenbau. (Und der Typ, der dort steht, ist ebendieser Yura von oben.)
Vielleicht sieht dieses Gefährt im Vergleich zu obigen Flitzern etwas prosaisch aus, doch der Motor ist interessanterweise im Heck montiert, weshalb ihn Yura Faux Lada getauft hat.
Das Armaturenbrett wurde von Petrovych von Hand gefertigt. Und dieser Schaltknüppel! Das alles plus die Tatsache, dass die Karosserie aus 5-Schicht-Fiberglas ist, hat zur Folge, dass das Gefährt gut 400 Kilo schwerer als ein vergleichbarer Lada ist.
Laut Yura ist aktuell «die letzte Chance, mit diesen Autos Spass zu haben, bevor sie alle in einem Museum landen». Okay, das mit dem Museum ist eher optimistisch. Und in der Tat haben die wenigsten solcher Autos einen realen Marktwert. Doch angesichts der Peanuts, die Yura dafür bezahlen musste, ist besagter Spassfaktor ungemein hoch. Was unbezahlbar ist: Die Erbauer solcher Kreationen ausfindig zu machen und zu kontaktieren. Yura geht regelmässig mit Alexander Petrovych, der nicht mehr Auto fährt, in dessen Eigenbau Spazierfahrten machen. Dafür gibt's Pilzsuppe bei Petrovych zuhause.
(obi via Jalopnik)
In der Sowjetunion gab’s keine Ladas zu kaufen. Lada war der Markenname für den Export in den Westen. Im Osten hiessen die Dinger Schiguli.
Ich war noch zu Sowjetzeiten mal mit dem Töff in Rumänien. Ausser Pannonia und MZ (und vielleicht sonst noch was typähnliches, das ich aber vergessen habe) gab's dort töffmässig nix zu kaufen. Aber was die Leute aus diesen Krücken gebastelt haben, von der Rennverschalung bis zu Doppelscheibenbremsen, hat mich echt vom Sockel gehauen!