Montag, der 13. Es ist der Tag, an welchem rund 4000 Chinesen in der schönen Stadt im Herzen der Schweiz zu Besuch sind. Im Verlauf der Woche werden wohl bis zu 12'000 Chinesen mit Bussen nach Luzern gekarrt, um Uhren zu kaufen und Fotos der Kapellbrücke zu knipsen.
Wer in der Luzerner Stadt zu Hause ist, weiss unter Umständen, wie er dieser riesigen Touristenmassen entgehen kann. Für alle anderen gibt es hier einen – selbstverständlich nicht ganz ernst gemeinten – Guide, wo man sich während des Besuchs der chinesischen Touristen lieber nicht aufhalten sollte.
Einfach meiden. Und zwar die ganze Altstadt.
Gehört zur Altstadt, von daher klar, dass er tabu ist, oder?
Aber um euch doch noch eine Begründung zu liefern:
In eurer Erinnerung ist der Rathausquai diese wunderschöne Promenade mit 08/15-Geschäften wie Starbucks herzigen Cafés, wo man gemütlich an der Reuss sitzen kann.
In der Realität wird es ein Ort sein, an dem ihr euch mühsam durch eine reissende Flut an Touristen kämpfen müsst, nur um dann festzustellen, dass es nirgends mehr einen freien Sitzplatz hat.
Eine hübsche Kirche, die aber auch so ziemlich in jedem Blogeintrag zu Reisetipps über Luzern zu finden ist. Ziemlich sicher auch in chinesischen Blogs. Dementsprechend begehrt wird das Gebäude als Fotomotiv sein. Aber vermutlich werdet ihr eh nicht bis zu dieser Kirche gelangen, weil ihr dafür über die Seebrücke müsst. Warum das ein Problem ist, lest ihr unter Punkt 3.
Noch eine Kirche. Zu dieser kommt ihr vielleicht sogar, denn dafür müsst ihr nur am linken Ufer der Reuss entlang. Aber rundherum wird es garantiert nur so von fotografierenden Chinesen wimmeln. Wenn ihr geschickt seid, könnt ihr euch da durchschlängeln. Ein bisschen wie Slalomfahren ist das jeweils.
Tipp, falls ihr doch dort unterwegs seid: Als Nicht-Luzerner werdet ihr jedes Mal, wenn ein Touri für ein Foto posiert, höflich warten, damit ihr nicht ins Bild lauft. Wenn ihr das tut, schafft ihr pro Stunde keine 500 Meter. Also Augen zu und durch. Nach dem ersten versauten Foto wird es leichter.
Das ist die andere Holzbrücke, von der man als Nicht-Luzerner immer vergisst, dass sie existiert. Sie ist auch sehr schön und wird die chinesischen Touris anziehen wie Honig die Bären. Jeder, der nicht unbedingt über diese Brücke muss, nimmt eine andere.
Aber bitte nicht die Seebrücke. Also ihr könnt natürlich schon, weil sie die kürzeste Verbindung zwischen Bahnhof und Altstadt ist (von der ihr euch ja eigentlich fern halten solltet!), aber schnell werdet ihr nicht vorankommen. Die Gehwege sind jeweils so voller Touris, die ein Panoramafoto machen wollen, dass es einem vorkommt, als schwimme man durch richtig dickflüssigen Sirup.
Natürlich könntet ihr auf die Strasse ausweichen, die Gefahr, von einem Auto überfahren zu werden, ist dann aber wohl doch zu gross.
Das ist diese berühmte Holzbrücke. Ihr wisst schon: abgebrannt, mega alt und ein Foto von ihr hängt in der Ausstellung der Tower Bridge. Kein Luzerner geht über diese Brücke, wenn er nicht muss. Die ist nicht nur die ganze Zeit mega voll, sondern verläuft nicht einmal gerade über die Reuss. Dann geht man lieber über die Seebrücke, aber die ist ja dann auch voll. Oder weiter hinten über die Reussbrücke, aber die ist garantiert auch überfüllt.
Am besten geht ihr einfach über keinerlei Brücken. Schwimmt lieber rüber, das ist weniger stressig, selbst bei kaltem Wasser. Hat ja auf der anderen Seite extra Treppen, dass man wieder aus dem Wasser kommt.
Der Schwanenplatz ist im Prinzip eine einzige, riesige Touristenfalle. Die werden da mit Bussen hingekarrt, steigen aus und sind von Uhren- und Souvenirgeschäften umzingelt. Vermutlich werden die da nur wieder weggelassen, wenn sie mindestens 1000 Franken ausgegeben haben. Dadurch scheinen die Touris dann oft etwas verloren und traurig am Schwanenplatz rumzustehen (meist in Gruppen von über 100 Personen).
Ein Durchkommen ist dann immer etwas eine Herausforderung, denn wenn man nicht gerade irgendwelchen Touris ausweichen muss, versucht ein Car, dich zu überfahren.
Jetzt mal ernsthaft: Wer geht zum Löwendenkmal ausser Touristen? Aber wenn du eh nicht aus Luzern bist, bist du ja genau genommen auch ein Tourist, oder? Jedenfalls: Geh am Montag auf keinen Fall zum Löwendenkmal. Dieser Ort ist an normalen Tagen schon sehr voll und dürfte an besagtem Tag von oben ungefähr so aussehen:
Dieser Ort ist das Auge des Hurrikans. Wobei das eigentlich nicht stimmt, denn im Zentrum eines Hurrikans ist es ruhig, was beim Inseliquai definitiv nicht der Fall sein wird. Hier werden die Cars mit den 4000 Chinesen vorfahren und ihre aufgeregten Touristen in die urbane Freiheit entlassen. Niemand möchte zwischen einer reissenden Flut von Chinesen und unzähligen Toi-Toi-Toiletten eingepfercht sein.
In der (Alt-)Stadt wird man von den 4000 zusätzlichen Gästen kaum etwas bemerken. Bei jährlich ca. 9,4 Mio. ist das ein Klacks.
Ich bin schon gespannt auf die Berichte der Journalisten, die sich vor Ort ein Bild machen wollen. Für Luzerner ist es einfach Alltag ;)