Stell dir vor, du trainierst 30 Stunden pro Woche auf Topniveau und darfst trotzdem nicht an die Juniorinnen-WM. So erging es Sophia Carlotta Chiariello. Wie SRF-Investigativ berichtete, hat der STV ihre grösste Nachwuchshoffnung in der rhythmischen Gymnastik nicht an die Juniorinnen-WM Anfang Juli in Rumänien geschickt. Nach den Magglingen-Protokollen und den aufgedeckten Missständen rund um das Trampolinspringen steht der STV erneut in der Kritik.
Neben Erik Moers, einem ehemaligen Talentscout im Bereich der Rhythmischen Gymnastik, kritisiert auch Ariella Kaeslin, das ehemalige Aushängeschild des Schweizer Kunstturnens, die Entscheidung. Die jungen Athletinnen würden alles für den Sport opfern und gewissermassen um den Lohn für ihre harte Arbeit betrogen, wenn sie an wichtigen Wettkämpfen nicht teilnehmen dürfen. Zudem sei eine Karriere in der Rhythmischen Gymnastik vergleichsweise kurz. Umso wichtiger sei es, früh Wettkampferfahrung zu sammeln.
Auf den Vorfall angesprochen lässt der STV per Mail verlauten: «Nachdem sich die Mehrheit der Trainerinnen gegen eine allfällige Teilnahme ausgesprochen hatte beziehungsweise das Argumentarium des STV unterstützte, verzichtete man – wie ohnehin geplant – auf eine definitive Anmeldung.»
Wie SRF-Investigativ in Erfahrung bringen konnte, ist diese Aussage so nicht korrekt. Die Mehrheit der Trainerinnen hätte sich für eine Teilnahme ausgesprochen. Die von der neuen STV-Direktorin Béatrice Wertli angekündigte Transparenz bleibe weiterhin ein leeres Versprechen. Leidtragende sind Athletinnen wie Sophia Carlotta Chiarello. (kat)