Simone Biles hat schwierige Tage und Wochen hinter sich. Nach ihrem Auftritt am Schwebebalken am Dienstag erzählte die US-Amerikanerin, dass ihre Tante zwei Tage zuvor überraschend verstorben war. «Damit habe ich während Olympia nicht gerechnet. Die Leute sollten etwas besser aufpassen, was sie online sagen, denn sie haben keine Ahnung, was wir Athleten durchmachen.»
Zudem sprach die 24-Jährige erneut über ihre mentale Gesundheit und forderte mehr Aufmerksamkeit für das Thema. «Einige von uns machen Ähnliches durch und man sagt uns immer, dass wir uns da durchkämpfen müssen. Doch wir sind nun alle etwas älter und können für uns selbst sprechen.» Biles war es wichtig zu betonen, dass hinter den Athletinnen und den Athleten, welche mit ihren Leistungen zu begeistern wissen, immer noch Menschen sind. «Wir haben auch mit Dingen ausserhalb des Sports zu kämpfen, die nicht alle sehen.»
“At the end of the day we’re not just entertainment, we are humans.” @simone_biles your words are vital for everyone out there struggling with mental health. We are honored to see you shine once again. 🤍#StrongerTogether | @TeamUSA | @USAGym | @gymnastics | #Tokyo2020
— Olympics (@Olympics) August 3, 2021
Mit Bronze beim letzten Wettbewerb im Turnen gehen ereignisreiche Olympische Spiele für Biles zu Ende. Eigentlich hätten die Turn-Wettbewerbe in Tokio wie schon in Rio zur grossen Show der 24-jährigen US-Amerikanerin werden sollen. Doch bereits in der Qualifikation passte bei der vierfachen Olympiasiegerin von 2016 nicht alles zusammen. Im Team-Wettbewerb zog sie sich nach einem verpatzten Versuch am Sprung zurück. Danach verzichtete sie auch auf vier der fünf Einzel-Wettkämpfe.
«Ich wurde vom medizinischen Personal täglich evaluiert und dann hatte ich zwei Gespräche mit einem Sport-Psychologen, die mir sehr geholfen haben», erzählte Simone Biles über die Vorbereitungen für den Final am Schwebebalken. Dass sie für diesen freigegeben wurde, habe sie überrascht, doch sie war froh, in Tokio noch einmal anzutreten. «Es war sehr schade, dass ich bei den anderen vier Wettkämpfen nicht teilnehmen konnte.»
Ihre Trainerin Cecile Canqueteau-Landi berichtete gegenüber «People», dass Biles offen über Therapie sprach: «Ich denke, wir sollten alle darüber nachdenken.» Der Tod ihrer Tante sei ein weiteres schlimmes Ereignis in einer schwierigen Woche für die 24-Jährige gewesen. «Ich dachte mir nur: ‹Hoffentlich ist diese Woche bald zu Ende›», fuhr die Trainerin weiter.
Nun brauche die Turnerin eine Pause, um sich zu erholen und über ihre Zukunft nachzudenken. Die nächsten Olympischen Spiele sind 2024 in Paris, doch darüber will Simone Biles noch nicht nachdenken. Sie nehme einen Tag nach dem anderen, wie Canqueteau-Landi sagte. Am Ende sind die Prioritäten von Biles klar verteilt: «Meine mentale und physische Gesundheit steht über allen Medaillen, die ich je gewinnen könnte.» (nih)
Die psychische Gesundheit ist in unserer Gesellschaft leider immer noch häufig ein Tabuthema. Es ist aber eine Krankheit, wie eine physische Krankheit. Und für ein gebrochenes Bein muss sich ja auch niemand schämen.
Ich wünsche ihr gute Besserung und viel Kraft. 🍀