Endlich ist ein alter Veloschlauch gefunden. Der Kofferraumdeckel kann damit festgezurrt werden. Auf der anderen Seite der Klappe sorgt ein Tragriemen dafür, dass alles schön im Auto bleibt. Denn der Kofferraum ist mit meinem Rucksack, Kartonschachteln, weiterem Gepäck und selbst einem Eimer mit etwas Wasser und fünf Fischen drin eigentlich heillos überfüllt. Doch jetzt sei alles befestigt, meint Fahrer Nicolas. Die Fahrt vom Marktplatz in Ebebiyin nach Mongomo kann losgehen.
Neben Nicolas und mir drängen sich vier Fahrgäste in seinen kleinen Toyota. Mir macht das nichts mehr aus. Ich hab zum einen einen Fensterplatz, zum anderen fuhr ich gestern vom Spiel mit acht Leuten (inklusive einem Stapel Eier) in einem noch kleineren Auto vom Stadion zurück in die Stadt.
Dieses Mal dauert die Fahrt allerdings länger. Rund eine Stunde liegt Mongomo entfernt. Ich staune erneut über die hervorragenden Strassen, welche hier die beiden kleinen Orte mitten im Dschungel verbindet. Die Stimmung ist gut, es wird praktisch während 60 Minuten gelacht. Mal mit mir, wenn’s auf Spanisch ist, mal ohne mich, wenn sich meine Mitfahrer in ihren Dialekten unterhalten.
Überall passieren wir alte Autowracks von früheren Unfällen. Die wichtigsten Teile wurden ausgeschlachtet und wiederverwendet, der Rest rostet langsam vor sich und wird von der Vegetation überwachsen. Immer wieder werden am Strassenrand Bananen, Ananas oder Fleisch angeboten.
Letzteres hängt jeweils am Schwanz oder Bein befestigt an einer Art Angel und man kauft es noch als ganzes Tier. Einige der Viecher leben gar noch, anderen hängen die Innereien aus dem Bauch heraus. Sie wurden wohl irgendwo angefahren. Es gibt vom Wiesel über kleine Antilopen, bis zu Ratten, Affen und Stachelschweinen alles.
Angespannt wird die Situation jeweils nur an den Polizei-Checkpoints. Diese sind über das ganze Land verteilt und bestehen oft aus einer Strassensperre, welche mit rostigen und verbeulten Fässern sowie alten Ästen als Schlagbaum aufgebaut wurden. Auf unserer Fahrt passieren wir rund alle 15 Minuten einen.
Die Einheimischen müssen meist nur ihren Namen nennen, von mir wollen die Polizisten eigentlich den Pass sehen – aber wenn ich die Akkreditierung zeige, winken sie uns oft durch. Zweimal müssen wir aussteigen, wirklich Probleme gibt es auf dieser Fahrt nie.
Auch auf meinen anderen Touren durchs Land lassen mich die Polizisten meist in Ruhe. 15 Mal werde ich insgesamt kontrolliert. Fünfmal muss ich aussteigen, zweimal den Pass zeigen und einmal wirft der Beamte kurz einen Blick in meinen Rucksack. Obwohl oft gehört, muss ich nie Schmiergeld bezahlen, um irgendwo durchzukommen. Auch besoffene Polizisten treffe ich selten. Dies sei ein weiteres Problem, wenn man zu spät am Tag reist. Dann könne die Situation unangenehm werden, wie mir berichtet wird. Was sollen diese armen Kerle hier in der Abgeschiedenheit auch anderes tun, als sich trinkend die Zeit totzuschlagen?
Neben der Fahrt im Personenwagen nach Mongomo benutze ich zweimal die lokalen Busse, um grössere Distanzen zu überwinden. Denn ob es den versprochenen Medientransport während dem Afrika-Cup tatsächlich gibt, wird für mich ungeklärt bleiben. Erst hiess es, den gäbe es, dann wusste aber doch niemand davon. Bis ich in Mongomo einen Amerikaner treffe, der sagt, er sei mit ebendiesem Medientransport hier im Stadion. Er erklärt mir, wo der Bus in Bata abfährt. Als ich mich allerdings am Tag danach dort erkundige, weiss niemand etwas vom besagten Service – willkommen in Afrika!
Innerhalb der Städte verkehren Taxis. Allerdings kann man diese meist nicht für sich alleine nutzen. Sie halten vielmehr immer wieder an, bis sie voll sind. Will der wartende Fahrgast ungefähr in die gleiche Richtung, hupt der Chauffeur einmal, was bedeutet, dass man einsteigen kann, andernfalls schüttelt er dezent den Kopf und fährt weiter.
Wir sind mittlerweile in Mongomo eingetroffen. Der Veloschlauch hielt, alles ist im Ziel angekommen. Selbst die Fische leben noch. An zentraler Lage werde ich abgesetzt. Ein weiterer Fahrgast erklärt sich bereit, mir bei der Hotelsuche zu helfen – einmal mehr erlebe ich die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung sehr positiv.
Bei der vierten Unterkunft hätte es eigentlich ein Zimmer frei für mich. Doch der Haken an der Sache ist folgender: Das Zimmer ist abgeschlossen und der Schlüssel aus irgendeinem Grund gerade am anderen Ende des Ortes in einer Bäckerei. Die Besitzerin macht sich auf, um diesen zu holen. 30 Minuten später hab ich eingecheckt. Das Zimmer ist dunkel, die Luft stickig. Das Bett ist durchgelegen, die Glühbirne an der Decke funktioniert nicht. Die Wassertonne mit Schöpfkelle steht für die Dusche bereit. Kakerlaken, wie im letzten Hotel, habe ich noch keine entdeckt. Alles wunderbar.