Es ist, als wollte er sich selber noch ein kleines Türchen offen lassen. Sich selber sagen, dass es doch alles gar nicht so endgültig, so final ist. Dass es noch eine zweite Chance geben kann für ihn in diesem Verein. Für Marco Streller beim FC Basel. Für den ehemaligen Stürmer, Captain, Sportchef und seit gestern auch ehemaligen Verwaltungsrat im Klub seines Herzens.
«Jeder, der mich kennt, weiss, wie schwer mir dieser Entscheid fällt», lässt sich Streller im Communiqué des FC Basel zitieren, in welchem zu lesen ist, dass der 38- Jährige aus dem Verwaltungsrat der FC Basel 1893 AG zurücktritt. «Ich bin überzeugt, dass es kein Abschied für immer sein wird, dafür fühle ich mich dem FCB viel zu sehr verbunden», fügt er an.
Die Wehmut ist heraus zu hören, denn der Schritt aus dem Verwaltungsrat ist gleichzeitig der komplette Abschied von seinem Verein. Klar, dem Vorstand des Vereins FC Basel 1893 bleibt er als Mitglied bis zur nächsten Generalversammlung im Sommer 2020 erhalten. Zu sagen hat er so aber nichts mehr.
Der Austritt aus dem Verwaltungsrat der AG ist Ende der Möglichkeit, seinen Verein mitprägen und Entscheide treffen zu können. Als Verwaltungsrat der AG, welche den kompletten Profifussball-Bereich und damit die erste Mannschaft verantwortet, hatte er immer noch Mit-Entscheidungskraft.
Eine paradoxe Situation, war Streller doch am 14. Juni als Sportchef ebendieser ersten Mannschaft zurückgetreten. Dies, nachdem er den Machtkampf mit Cheftrainer Marcel Koller verloren hatte.
Als Verwaltungsratsmitglied der AG wäre er in der Hierarchie aber noch immer über Koller und auch seinem Sportchef-Nachfolger Ruedi Zbinden gestanden. Eine unmögliche und zugleich skurrile Situation. Diesen Umstand hat sich auch Streller eingestehen müssen. Nach seinem Rücktritt und anschliessenden, langen Ferien war er in seiner Funktion als Verwaltungsrat an einer Sitzung zugegen.
Sie dürfte wohl den Ausschlag gegeben haben, diesen so richtigen wie auch für ihn schwierigen Schritt zu machen. Hätte er sich nicht aus eigenen Stücken zurückgezogen, wäre er wie ein «lame duck» bis im Sommer im FCB geblieben. Denn als gewählter Verwaltungsrat hätte er warten müssen, bis er an der Generalversammlung offiziell hätte ausscheiden können, wie dies Alex Frei diesen Juni getan hatte.
Dass Streller den sofortigen Rücktritt wählt, ist konsequent und war überfällig. Er beruht nicht nur darauf, dass er sich künftig auf seine berufliche Weiterbildung konzentrieren möchte, wie er weiter kommunizieren lässt.
Der Form halber bedankt sich der 38-Jährige auch noch bei Präsident Burgener und seinen verbliebenen Verwaltungsratskollegen. Diese sind nach Freis Abschied im Sommer und Strellers gestrigem Rücktritt nur noch drei: Burgener, CEO Roland Heri und Massimo Ceccaroni. Selbstredend richtet auch Burgener Worte des Dankes an Streller. So gehört es sich nun einmal.
Klar ist aber auch, dass Streller unter der Führung Burgeners und Heris nicht mehr zurückkehren wird. Dazu ist in diesem Sommer der Irrungen und Wirrungen zu viel passiert. Eine Rückkehr in ferner Zukunft ist aber denkbar. Vorstellbare Rollen gäbe es viele für Streller. Welche das am Ende sein wird, wird er sich nach den gemachten Erfahrungen der letzten Jahre mit Sicherheit ganz genau überlegen.