England droht die komplette Blamage: Das Ausscheiden zum frühestmöglichen Zeitpunkt bei den Weltmeisterschaften in den drei beliebtesten Sportarten auf der Insel. Den Anfang machten die Fussballer. Die WM 2014 in Brasilien war für die Engländer schon nach der Vorrunde zu Ende. Im Februar dieses Jahres erwischte es die Cricket-Spieler. Auch sie scheiterten in der Vorrunde. Und nun das: Auch den Rugbyspielern droht das Vorrunden-Aus – ausgerechnet bei der Heim-WM.
Um die Chance auf das Weiterkommen intakt zu halten, muss England heute Abend (21 Uhr, live auf Eurosport) das starke Australien schlagen. Ausgerechnet Australien, das mit den Engländern noch eine Rechnung offen hat. 2003 trafen die beiden Teams an der WM in Australien im Final aufeinander. England siegte in einem dramatischen Spiel nach Verlängerung. Und vermieste den Gastgebern die Party. Dafür wollen die «Wallabies», im aktuellen Turnier unbesiegt, Rache.
Wenn den Engländern trotz ihrer misslichen Lage etwas Hoffnung macht, dann die jüngste Statistik: Auch 2007 besiegte das Team an der WM Australien. Doch der englische Boden ist kein gutes Terrain für die Männer in Weiss. Als 1991 die Titelkämpfe letztmals in England stattfanden, wurde Australien Weltmeister – im Final gegen den Gastgeber. Kommt es heute zur nächsten Schmach für England vor Heimpublikum?
Schuld am jetzigen Schlamassel der Engländer sind die Waliser. Das Team aus Wales besiegte im zweiten Gruppenspiel England – unter den Augen der Prinzen. Was für Knatsch im Königshaus sorgte. Denn William und seine Frau Kate freuten sich für das kleine Mitglied des Vereinigten Königreichs, was dem Ehepaar böse Blicke von Williams jüngerem Bruder Harry einbrachte – seines Zeichen Prinz Harry von Wales, dessen Rugby-Herz dennoch klar für Englands Mannschaft schlägt. Politische Korrektheit oder Vereinigtes Königreich hin oder her.
Die Nerven vor dem finalen Showdown liegen Blank. Zu Beginn der Woche haben australische Sicherheitspersonen unweit des Trainingsgeländes der «Wallabies» einen Fotografen entdeckt. Ausgerüstet war der Eindringling mit einer hochmodernen Kamera. Etwa ein Spion im Auftrag Ihrer Majestät?
In England wurde das sofort dementiert. Der Unbekannte habe vermutlich nur Vögel beobachtet. Der Spion hat also nicht gesungen. Den Australiern ist es egal. Der Coach muss ob der Spionagegerüchte sogar lachen. «Wir wissen ja selbst nicht so genau, was wir im Training machen. Da glaube ich nicht, dass jemand anderes herausfinden wird, was wir tun», sagte Michael Cheika.
Dann eben Betrug. Zwei Tage vor dem entscheidenden Spiel für die Engländer machten in Australien Gerüchte die Runde, dass die Engländer heimlich illegale Spielzüge in ihr Spiel einbauen. Alles Quatsch, hiess es wiederum aus England. Die Taktik ist klar: Die Psychospiele neben dem Platz haben begonnen. Um beim Spiel dabei zu sein, sind die Fans bereit, Unsummen zu bezahlen. Bis zu 20'000 Franken kostet ein Ticket für das Spiel auf Wiederverkaufsplattformen.
Englands Headcoach Stuart Lancaster steht unter Druck. «Das wird das wichtigste Spiel meiner Karriere. Man muss kein Raketenwissenschafter sein, um zu wissen, was auf dem Spiel steht», sagte er. Weil Wales auch sein drittes Gruppenspiel gewonnen hat, sind die Engländer ohne Sieg gegen Australien bereits vorzeitig ausgeschieden. Prinz Harry wurde gestern im Training der Engländer gesichtet. Er will wohl sichergehen, dass diesmal nichts schiefgeht.
Königshaus, Spione und Raketenwissenschafter – fehlt eigentlich nur noch James Bond. Der aktuelle 007, der Brite Daniel Craig, spielte während seiner Highschool-Zeit Rugby. Das aber ist wohl der einzige Zufall in dieser Geschichte.