Rang 4 in der Bundesliga, zwei Niederlagen in zehn Spielen. Drei Spiele, drei Siege in der Champions League, darunter ein rauschender 7:2-Erfolg auswärts bei Tottenham. Im DFB-Pokal noch mit dabei.
Alleine an den Resultaten kann es nicht liegen, dass Niko Kovac nicht mehr Trainer bei Bayern München ist. Bloss: Bei der deutschen Nummer 1 geht es nie nur darum, Spiele zu gewinnen. Das Team sollte das bitte schön in einer angemessenen Art und Weise erledigen. Und das kam in den letzten Wochen zu kurz, am Samstag erst recht. Da kassierte der stolze FC Bayern eine 1:5-Klatsche bei Eintracht Frankfurt, es war das Ende von Trainer Kovac.
Und nun brodelt es in der Gerüchteküche. Das sind die meistgenannten Kandidaten für den Trainerjob:
Der 49-jährige Holländer soll besonders hoch im Kurs stehen. Aktuell ist er Trainer von Ajax Amsterdam, das er vergangene Saison mit begeisterndem Fussball bis in die Halbfinals der Champions League und zum Double aus Meisterschaft und Cup geführt hat. Eine Spielweise, die die Münchner ihren erfolgsverwöhnten Anhängern nur zu gerne präsentieren würden. Laut Sky sollen die Bayern bereits Kontakt mit ten Hag aufgenommen haben. Gross vorstellen mussten sie sich nicht: Erik ten Hag hat Stallgeruch, trainierte zwischen 2013 und 2015 bereits Bayerns zweite Mannschaft in der Regionalliga. Ajax würde ihm im Sommer trotz laufendem Vertrag keine Steine in den Weg legen, während der Saison müssten die Deutschen jedoch wohl viel Geld nach Amsterdam überweisen.
Aus Italien heisst es, Allegri sei der Topfavorit. Der 52-Jährige hat den grossen Vorteil, dass er sofort und ohne langwierige Verhandlungen anfangen könnte, denn derzeit ist er ohne Job. Allegri, der mit Milan und in den letzten fünf Jahren stets mit Juventus italienischer Meister wurde, nahm sich nach der Trennung von den Turinern eine Auszeit. Geplant hatte er, ein ganzes Jahr zu pausieren. Doch was, wenn ihn die Bayern unbedingt wollen?
Seit einiger Zeit heisst es, Mourinho büffle fleissig Deutsch – für den Job in München? «The Special One» bei den Bayern – das wäre ohne Zweifel eine Hit-Staffel der Seifenoper «FC Hollywood». So grosskotzig selbstbewusst wie Mourinho auftritt, ist er grundsätzlich der ideale Trainer für Bayern. Allerdings gibt es durchaus Zweifel. Der Fussball, den der 56-jährige Portugiese spielen lässt, ist unattraktiv und wirkt ein wenig aus der Zeit gefallen. Bei seiner letzten Station, Manchester United, hatte er es nicht geschafft, ohne absolutes Topkader mit den besten Teams mitzuhalten.
Ein sehr spannender Name, der tatsächlich das Rennen machen könnte, wenn man weiss, wie die Bayern-Bosse Uli Hoeness und Karl-Heinz Rummenigge ticken. Wenger als «Jupp Heynckes 2.0»? Der «ewige» Arsenal-Trainer ist nach 22 Jahren in London seit rund einem Jahr ohne Arbeitsstelle, will sich aber noch nicht zur Ruhe setzen. Ein grosser Vorteil des 70-Jährigen aus dem Elsass ist, dass er Deutsch spricht. Wenger ist verfügbar, würde das Team stabilisieren und könnte so die ideale Lösung sein, um die Saison doch noch in die gewünschten Bahnen zu lenken, ehe im Sommer ein Wunschkandidat für eine längerfristige Zusammenarbeit zu haben ist (Julian Nagelsmann? Thomas Tuchel? Jürgen Klopp?).
Der Holländer hat das Bayern-Gen, war zwischen 2006 und 2011 unermüdlicher Antreiber im Mittelfeld. Nach seiner erfolgreichen Spielerkarriere wurde er 2014 Trainer, zunächst im Nachwuchsbereich und seit 2018 als Cheftrainer bei PSV Eindhoven. Knapp hinter Erzrivale Ajax wurde der Klub Vizemeister, in der aktuellen Saison sieht's nicht ganz so gut aus. Für die Bayern ist er vermutlich noch «zu frisch» als Trainer.
Der 47-jährige Argentinier war bei den Bayern schon im Gespräch, als man sich schliesslich für Kovac entschied. Pochettino soll immer noch hoch im Kurs stehen, obwohl es ihm in dieser Saison mit Tottenham gar nicht nach Wunsch läuft. Aber er hat bei den «Spurs», wo er seit 2014 Trainer ist, gezeigt, dass er ein Team aufbauen und formen kann. Im Sommer soll sich Bayerns Sportdirektor Hasan Salihamidzic bereits länger mit Pochettino unterhalten haben.
Der «Fussballprofessor» gilt als Mastermind hinter den Erfolgen von Hoffenheim und RB Leipzig. Aktuell ist der 61-Jährige bei Red Bull als übergeordneter Sportchef der Energydrink-Klubs tätig – wahrscheinlich nicht der Traumjob schlechthin, wenn man die Chance erhält, bei Bayern München Trainer zu werden. Uli Hoeness soll klar gegen Rangnick sein, doch er legt in wenigen Tagen sein Amt nieder und hat dann, zumindest auf dem Papier, nicht mehr die Macht wie jetzt.
Dass Interimstrainer Hansi Flick länger an der Linie bleiben wird, ist unrealistisch. Am Mittwoch empfängt Bayern in der Champions League Olympiakos, am Samstag kommt's zum grossen Hit gegen den BVB. Danach ist Länderspielpause und spätestens dann dürfte der Klub den neuen Trainer präsentieren.
Quelle: Andy Egli