Auf Josip Drmic ist Verlass – der Schweizer trifft und trifft. So auch im wichtigen Spiel gegen den Direktkonkurrenten aus Stuttgart, bei dem er Nürnberg gestern im Alleingang weg vom Abstiegsplatz ballerte. Dank seinen Saisontoren 14 und 15 klettert Drmic auf Platz 4 in der Torschützenliste – nur zwei Treffer hinter dem führenden Bayern-Star Mario Mandzukic.
Drmic bleiben sieben Spiele, um sich an die Spitze des Klassement zu setzen. Es wäre eine Premiere des kleinen Fussballlandes Schweiz in der Liga des grossen Nachbarn.
Schweizer Goalgetter haben in Deutschland Tradition. Stéphane Chapuisat (1991-99) und Alex Frei (2006-09) waren lange Zeit der Alptraum vieler Bundesliga-Verteidiger. Doch für die Torjägerkanone hat es den beiden Dortmund-Söldnern nie gereicht.
Der Romand ist der beste Schweizer Bundesligatorschütze aller Zeiten. Er mischte die Liga in den neunziger Jahren mit insgesamt 106 Toren auf und gehört damit zu den erfolgreichsten Ausländern der Geschichte. Chapuisat war der erste Nicht-Deutsche, der die Marke von hundert Bundesligatoren knackte. Nur der Peruaner Claudio Pizarro und der Brasilianer Giovane Élber konnten seine Marke danach toppen. Sie hatten dafür aber auch mehr Zeit.
Nach einem halben Jahr bei Bayer Uerdingen, wo Chapuisat 1991 sein Debüt auf deutschem Rasen gab, brachte es der damals 22-Jährige in zehn Partien auf vier Tore. Dortmund-Trainer Ottmar Hitzfeld erkannte sein Potential und holte Chapuisat im Sommer zur Borussia.
In der Saison 91/92 folgte das grosse Schaulaufen des neuen Shootingstars am Bundesligahimmel. Für den BVB traf der Neuling in der ersten Saison 20 Mal ins Netz und sorgte für knapp einen Drittel aller Dortmunder Tore. Es waren elf zu wenig für den Meistertitel, der an das punktgleiche Stuttgart ging. Zwei Tore fehlten für die Torjägerkanone – Platz 2 hinter Stuttgarts Fritz Walter.
Chapuisat zeigte auch in den folgenden Jahren, dass er nicht als One-Time-Wonder abgestempelt werden konnte. In der Saison 92/92 buchte er 15 Treffer und landete auf Platz 4 in der Torschützenliste. Zwei dritte Plätze in den Spielzeiten 93/93 und 97/98 brachten dem 106-fachen Bundesligatorschützen ebenfalls nicht die erhoffte Krone, worauf seine Zeit bei Dortmund zu Ende ging.
Sieben Jahre nach der Chapuisat-Ära sorgte der nächste Schweizer für Freudentaumel beim BVB. Alex Frei, der sich zuvor bereits beim französischen Erstligisten Stade Rennes etablierte, schlägt bei Borussia Dortmund sofort ein.
Die Neuverpflichtung machte gleich in seiner ersten Saison den Chapuisat. Der Basler entwickelte sich 2007 zum Torgaranten und war mit 16 Volltreffern auf bestem Weg, den Titel des Torschützenkönigs endlich in die Schweiz zu holen. Als Spielverderber entpuppte sich der damals noch spritzige Grieche Theofanis Gekas, der Frei mit vier Toren Abstand auf Platz 2 verwies.
Im Gegensatz zu Nati-Kollege Chapuisat wurde Frei danach vom Verletzungspech gebremst. In der zweiten Saison bei Dortmund kam der Basler nur noch auf 13 Einsätze. Immerhin brachte er es dabei auf sechs Treffer. Seine letzte Saison bei Gelb-Schwarz nützte der Publikumsliebling zur Wiedergutmachung und skorte vor seinem Abgang in Richtung Basel 12 Mal.
Die Zeit der Borussen-Schweizer ist abgelaufen. Frei kämpft derzeit als Sportchef des FC Luzern um einen würdigen Saisonabschluss, während Chapuisat als Chefscout bei YB seine Pflichten erfüllt. Jetzt bringt Josip Drmic die Bundesliga zum Kochen.
Beeindruckend an der Leistung des Schweizers: Abgesehen von Drmics Nürnberg, das in der Rangliste Platz 14 belegt, spielen alle anderen Top-Torschützen für eine Mannschaft aus der oberen Tabellenhälfte. Während Mario Mandzukic etwa auf Mitspieler wie Robben, Ribéry und Lahm zurückgreifen kann, muss der Schweizer bei Nürnberg auf Vorlagen von Top-Stars verzichten.