Heute Abend ist es so weit – die Champions League ist zurück! Bevor in ein paar Tagen das Finalturnier in Lissabon steigt, stehen noch die vier verbliebenen Achtelfinal-Rückspiele an.
Los geht es mit den Begegnungen Juventus – Lyon und Manchester City – Real Madrid, die über fünf Monate nach dem Hinspiel entschieden werden. Was passierte schon wieder damals, kurz bevor es zur Coronavirus-Pause kam? Und wie ist die Ausgangslage heute? Wir verschaffen einen Überblick.
Es war die grosse Überraschung in den Achtelfinal-Hinspielen: Olympique Lyon setzte sich dank einer mutigen Leistung zuhause gegen Juventus mit 1:0 durch. Das goldene Tor erzielte damals Lucas Tousart, der aber mittlerweile nicht mehr in Lyon ist – er kehrte nach dem Abbruch der Ligue-1-Saison zu Hertha BSC zurück.
Juventus enttäuschte in Lyon über weite Strecken. Der italienische Rekordmeister blieb über weite Strecken blass und riskierte gar, noch höher zu verlieren. Im Rückspiel brauchen die «Bianconeri» eine Leistungssteigerung, um doch noch nach Lissabon reisen zu können.
In der vergangenen Woche feierte Juventus Turin zum neunten Mal in Serie den italienischen Meistertitel. Dennoch ist bei weitem nicht alles gut bei der «alten Dame»: Seit dem Restart fand Juventus nie richtig den Tritt, gewann von den letzten acht Spielen nur gerade zwei und kassierte vier Niederlagen, zuletzt zwei in Serie gegen Cagliari und die AS Roma. Die einstige defensive Sicherheit ist weg, in den letzten zehn Spielen blieb Juve nur einmal ohne Gegentor. Und in der Offensive hängt viel vom Duo Cristiano Ronaldo und Paulo Dybala ab. Aber ob der Argentinier nach Wadenproblemen rechtzeitig wieder fit wird, ist noch unklar.
Und wie gut ist Lyon in Form? Das wissen wohl nicht mal die Franzosen selbst so genau. Die Meisterschaft in Frankreich wurde wegen der Coronavirus-Pandemie vorzeitig abgebrochen. So absolvierte OL seit Anfang März nur noch ein einziges Pflichtspiel: Im Final des Ligapokals hielt Lyon gegen Paris Saint-Germain gut mit, verlor nach 120 torlosen Minuten aber im Penaltyschiessen.
Champions-League-Rekordsieger Real Madrid steht im Achtelfinal mit dem Rücken zur Wand: Ende Februar mussten die «Blancos» im Santiago Bernabeu gegen Manchester City eine empfindliche 1:2-Pleite hinnehmen. Isco brachte die Spanier damals in Führung, Manchester City drehte die Partie allerdings in der Schlussviertelstunde dank Gabriel Jesus und Kevin De Bruyne.
Kurz vor Schluss gab es noch einen weiteren Rückschlag für Real: Captain Sergio Ramos flog nach einer Notbremse in der 86. Minute vom Platz, er muss damit im Rückspiel zuschauen.
Beim Restart ging es in der Liga nicht mehr um besonders viel für Manchester City – neun Runden vor Schluss war schon fast klar, dass die «Citizens» die Saison auf dem zweiten Platz beenden würden. Trotzdem überzeugte das Team von Pep Guardiola über weite Strecken: Sieben der neun verbliebenen Spiele wurden gewonnen, sechs davon mit mindestens vier Toren Unterschied. So zeigte sich Guardiola im Vorfeld des Rückspiels optimistisch: «Ich habe das Gefühl, dass wir bereit sind, dass wir gut spielen und die Partie gewinnen werden.»
Aber Achtung: Seit dem Restart hat Real Madrid eine eindrückliche Wandlung hinter sich. Die Madrilenen gewannen ihre ersten zehn Spiele nach der Coronavirus-Pause alle, fingen so Barcelona ab und holten doch noch den Meistertitel. Vor allem defensiv trat das Team von Zinédine Zidane zuletzt richtig überzeugend auf: In den elf Spielen seit dem Restart spielte man sechs Mal zu Null und kassierte nur sechs Gegentore.
Bei keinem der verbliebenen vier Achtelfinal-Rückspielen ist die Ausgangslage derart deutlich wie bei diesem. Ende Februar setzte sich Bayern München in London gleich mit 3:0 durch und steht so mit mehr als einem Bein im Viertelfinal. Nach einer relativ ausgeglichenen ersten Halbzeit drehte der deutsche Rekordmeister in den zweiten 45 Minuten richtig auf. Serge Gnabry traf zwischen der 51. und der 54. Minute doppelt, in der 76. Minute war auch Topskorer Robert Lewandowski erfolgreich.
Damit braucht Chelsea ein Fussballwunder, um doch noch nach Lissabon reisen zu dürfen. Nach einer 0:3-Heimniederlage im Hinspiel schaffte es bisher noch kein einziges Team, doch noch weiterzukommen. Und mit Jorginho, Marcos Alonso (beide gesperrt), Christian Pulisic und Cesar Azpilicueta (beide verletzt) fehlen gleich vier Stammkräfte.
Nach dem Restart zeigte sich Bayern München in bestechender Form. Die Zahlen sprechen für sich: Neun Siege in neun Ligaspielen, 27:6 Tore. Hinzu kommt der Sieg im Pokalfinal gegen Bayer Leverkusen. Damit haben die Deutschen als einziges Team neben Paris Saint-Germain noch die Chance auf das Triple. Die einzige Frage ist, wie gut die Bayern ihre Form während der erneuten Pause halten konnten – die Bundesliga endete im Gegensatz zu den Ligen in England, Italien und Spanien bereits Ende Juni.
«Minimalziel erreicht», dürfte hingegen das Fazit beim FC Chelsea seit dem Restart lauten. Die «Blues» verloren drei von neun Ligaspielen, landeten so aber gerade noch auf dem vierten Platz der Premier League, mit dem man sich für die kommende Champions League qualifizieren konnte. Mit mehr als drei Toren Unterschied konnte Chelsea dabei allerdings nie gewinnen – dies bräuchte es am Samstag, um doch noch die Wende zu schaffen.
Die Partie in Neapel lief ziemlich genau so, wie man es erwartet hatte: Barcelona kontrollierte das Geschehen mit 63 % Ballbesitz, Napoli konzentrierte sich darauf, defensiv gut zu stehen. Am Ende trennten sich die beiden Teams mit 1:1. Dries Mertens brachte das Heimteam nach 30 Minuten in Front, Antoine Griezmann glich in der 57. Minute aus. Damit ist im Rückspiel noch alles offen: Barcelona reicht zwar ein 0:0, es muss aber im Mittelfeld auf die gesperrten Sergio Busquets und Arturo Vidal verzichten.
Nein, besonders gut lief es Barcelona seit dem Restart wirklich nicht. Die Katalanen liessen in vier von elf Spielen Punkte liegen und mussten so Real Madrid im Titelrennen vorbeiziehen lassen. Die einstige Dominanz ist weg, Superstar Lionel Messi schimpfte nach dem verpassten Titel: «Wir sind ein unbeständiges und schwaches Team, das man mit Intensität und Wille schlägt, gegen das man Chancen erarbeitet und Tore schiesst.» Barcelona droht eine Saison ohne Titel – die letzte Chance auf einen Pokal ist die Champions League.
Für Napoli lief der Wiederbeginn der Saison optimal – die Süditaliener gewannen die Coppa Italia und so erstmals seit fünf Jahren wieder einen Titel. In der Meisterschaft kam Napoli aber nicht wie gewünscht auf Touren: In den zwölf Partien seit dem Restart gab es nur sieben Siege. So blieb die grosse Aufholjagd aus – Napoli beendete die Saison nur auf dem siebten Platz, so weit hinten wie nie in den letzten zehn Jahren.