Sean Simpson wird das Schweizer Nationalteam nur noch an der WM im Mai in Minsk (Weissrussland) betreuen. Danach gehen der Kanadier und Swiss Ice Hockey nach vier Jahren getrennte Wege. Der Ende Saison auslaufende Vertrag wird nicht verlängert.
Der Abgang von Simpson mag auf den ersten Blick überraschend kommen – umso mehr, weil beide Parteien nach dem Gewinn der WM-Silbermedaille im letzten Frühling immer wieder bekräftigten, dass sie gerne miteinander weiterarbeiten möchten.
Nach dem frühen Ausscheiden (9. Rang) an den Olympischen Spielen in Sotschi liess Simpson aber erstmals durchblicken, dass es ihn wieder ins Klub-Eishockey zurückziehen würde.
Nun lehnte Simpson das unterschriftsbereite Vertragsangebot des Schweizer Eishockey-Verbandes ab. Der Kanadier wird im Mai in der weissrussischen Hauptstadt letztmals an der Bande des Nationalteams stehen.
Swiss Ice Hockey hätte den Vertrag mit Simpson gerne um vier weitere Jahre verlängert. Trotz intensiver Verhandlungen seit dem letzten Sommer gelang aber keine Einigung.
Nun müssen Präsident Marc Furrer und seine Verwaltungsratskollegen «Plan B» aktivieren, von dem Furrer bereits in Sotschi sprach, und einen neuen Nationaltrainer suchen. Dessen Nationalität sei zweitrangig, wichtiger sei, dass er das Schweizer Eishockey kenne.
Die vierjährige Ära Simpson war geprägt von Auf und Abs. Nach einem erfolgreichen Start an der WM 2010 in Deutschland (5.) verpasste das Nationalteam unter Simpson zweimal die Viertelfinals.
In Stockholm vor einem Jahr verblüfften die Schweizer dann die gesamte Schweizer Sportwelt. Simpson führte die Nationalmannschaft in den WM-Final und sorgte damit für das wertvollste WM-Ergebnis in der Geschichte des Schweizer Eishockeys.
In Sotschi folgte wieder ein Rückschlag. Die 1:3-Niederlage gegen Lettland in den Achtelfinals bedeutete an den Olympischen Spielen Endstation.
Dank dem Einzug in den WM-Final wurde Simpson im Dezember zum «Trainer des Jahres» gewählt. Nun wird der bald 54-jährige, in Grossbritannien geborene Kanadier wieder einen Klub übernehmen.
Simpson sagte, er habe bei einem ausländischen Club bereits unterschrieben. Sein neuer Arbeitgeber wolle den Vollzug Ende Saison bekanntgeben. Verschiedenen Medienberichten zufolge soll Simpson, der sich als Spieler nie auf höchster Ebene hatte durchsetzen können, unter anderem Offerten aus Deutschland (Mannheim) und der KHL (Slovan Bratislava) haben.
Adler Mannheim-Manager Teal Fowler lobte Sean Simspon vor kurzem überschwänglich: «Sean hatte in seiner Karriere überall Erfolg. Er ist einer der Besten.» Gleichzeitig schränkte der Manager ein: «Wenn er auf den Markt kommt, werden wir nicht der einzige Verein sein, der sich seine Dienste sichern will.»
Nicht nur als Schweizer Nationaltrainer, sondern davor auch als Klubtrainer hatte Simpson zahlreiche Erfolge gefeiert. Mit Zug und München wurde er Meister, mit den ZSC Lions gewann er 2009 die Champions League und den Victoria Cup.
Die Triumphe mit den Zürchern führten dazu, dass er nach den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver von Swiss Ice Hockey als Nachfolger von Ralph Krueger engagiert wurde. (syl/ram/si)