Die Herausforderungen (oder Probleme) der Klubs in der Swiss League sind längst erkannt und benannt. Unsere zweithöchste Liga unter dem Dach des Verbandes steht in jedem Bereich im Schatten der vom Verband unabhängigen National League. Es ist halt das Schicksal einer zweiten Liga.
Alle sagen und wissen seit Jahren: Die Swiss League braucht eine bessere Vermarktung und höhere Präsenz im Medienmarkt, eine engere Zusammenarbeit mit den Klubs der National League und eine höhere Durchlässigkeit (Auf-/Abstieg) zur National League. Kommt dazu, dass die National League mit 14 Teams eigentlich zu gross und die Swiss League mit 11 Mannschaften zu klein ist.
Eine Patentlösung gibt es nicht. Der Schlüssel zur Verbesserung liegt in geduldiger politischer Lobby-Arbeit mit der National League. In der Erledigung der Hausaufgaben des Verbandes (der für die Liga verantwortlich ist) und der Klubs: Einstellung eines Liga-Geschäftsführers (nach dem Vorbild von Denis Vaucher in der National League), der sich um die Belange der Liga kümmert und sie personifiziert. Ausarbeitung eines TV-Deals für bessere Präsenz im Markt. Gute Verankerung im lokalen Umfeld der Klubs. Intensivierung der Zusammenarbeit mit den Klubs der National League nach dem Farmteam-Muster.
Zudem hätte der Verband die Mittel und Möglichkeiten, die Ausbildungsarbeit der Klubs zu alimentieren und mit einer Reform die Position der zweithöchsten Liga zu stärken.
Wo es bei Sportverbänden (oder Firmen) mit vollen Geldspeichern Probleme gibt, sind professionelle Berater nicht weit. Das ist im Eishockey nicht anders als im richtigen Leben. Das «Problem Swiss League» liefert ein wunderbares Beispiel, wie durch Beratung ohne Wert ordentlich Geld verdient werden kann.
Der erste Schritt: Gute Beziehungen zur Organisation oder der Firma, die ein Problem zu lösen hat. In unserem Fall zum Eishockey-Verband (Swiss Ice Hockey), der für die Swiss League verantwortlich ist.
Die Berufung von Martin Baumann zum Verbands-Geschäftsführer ist für die Berater-Industrie ein Glücksfall: Baumann war Manager der Champions Hockey League und in dieser Funktion hat er sich bereits von der Marketing-Agentur Two Circles mit Büros in Amsterdam, Bern, Köln, Kansas, Paris, Melbourne, Vancouver, Riga, Los Angeles, New York und Stockholm beraten lassen.
Was liegt also für Martin Baumann näher, als Two Circles auch an seiner neuen Wirkungsstätte beim Verband ins Boot zu holen und dafür zu sorgen, dass unser Hockey ebenfalls von der globalen Kompetenz und Erfahrung von «Two Circles» profitieren kann? Die Geldspeicher sind ja voll. Also hat die hoch angesehene Agentur den Auftrag gefasst, die Problematik der Swiss League zu analysieren.
Da diese Problematik bereits seit Jahren allen hinlänglich bekannt ist, kommt hier das «Rolex-Prinzip» zur Anwendung. Das geht so: Sie möchten wissen, wie spät es ist. Also engagieren Sie einen Berater, der Ihnen die genaue Uhrzeit sagen kann. Dieser Berater bittet Sie, ihm Ihre Rolex zu überlassen. So ist der Berater dazu in der Lage, Ihnen zu sagen, wie spät es ist. Sie bezahlen ihn nicht nur fürstlich für diese Information. Sie überlassen ihm auch gleich noch Ihre Luxus-Uhr.
Akkurat, so ist der Berater-Deal des Verbandes gelaufen. Two Circles hat soeben den Klubs der Swiss League die über Monate erarbeitete Analyse präsentiert. Mit der geballten Ladung des globalen Know-hows aus den Büros in Amsterdam, Bern, Köln, Kansas, Paris, Melbourne, Vancouver, Riga, Los Angeles, New York und Stockholm sind die Verhältnisse von Arosa bis Visp durchleuchtet worden.
Damit niemand – wie beim Märchen über die neuen Kleider des Kaisers – das Theater durchschaut, ist es wichtig, viele Fremdwörter, gestelzte Formulierungen und leere, komplizierte und schwer verständliche Floskeln zu verwenden. Das macht auf ehrliche, einfache Hockey-Macher aus der helvetischen Provinz tiefen Eindruck. Keiner wagt es, aufzustehen und den ganzen Unsinn zu entlarven. Man könnte sich dann womöglich als Hinterwäldler blamieren.
Die Herren von «Two Circles» haben ihre Analyse den staunenden Klubvertretern auf über 60 Klarsichtfolien präsentiert. Es würde den Rahmen dieser Story sprengen, den Inhalt all dieser Folien wiederzugeben. Der Chronist müsste ja dann ein Berater- und nicht ein Chronisten-Honorar verlangen.
Wir begnügen uns mit dem Finale des Vortrages. Den sieben Grunderkenntnissen, zusammengetragen mit der Kompetenz der Büros in Amsterdam, Bern, Köln, Kansas, Paris, Melbourne, Vancouver, Riga, Los Angeles, New York und Stockholm.
Dieses Feuerwerk des Nonsens sei hier vollumfänglich wiedergegeben. Nur so bekommen wir eine Vorstellung dieser Scharade.
Konkrete Veränderung: A: Positionierung als 2. Profiliga. B: Neuer Name & Liga-Branding.
Impact: Klare Identität für Medien & Partner. – Einheitliches Narrativ – Klubs bauen sportlich ambitionierte Philosophie auf.
Konkrete Veränderung: A: Zentralisierung der Produktion der Spiele. B: Vermarktung über verkürzten ersten Zyklus und mit Fokus auf Reichweite.
Impact: Aufwertung des Medienproduktes. Entlastung der Klubs (finanziell und operativ). Steigerung der Reichweite.
Konkrete Veränderung: A: 1 direkter Aufstieg + 1 über Liga-Quali. – B: Verlängerter Spielkalender und strategische Spielansetzung.
Impact: Mehr Spannung und sportlicher Reiz. Stärkere Verzahnung der NL und SL. Kommerzieller Aufwert.
Konkrete Veränderung: A: Aufstockung der Swiss Sky League auf 12 Teams. B: Relegation zweier Teams aus der National League.
Impact: Wettbewerbsstärkere Sky Swiss League. Erhöhung der kompetitiven Balance in der National League. Spannendere Begegnungen und kommerzielle Aufwertung der Liga.
Konkrete Veränderung: A: Prämien für Talenteinsatz. B. Kaderregelungen zugunsten von Nachwuchsspielern. C. Aufsetzung eines zentralen Swiss Ice Hockey Fond zur Finanzierung.
Impact: Stärkung des Schweizer Eishockeyökosystems. Nachhaltige Kaderplanung bei Klubs. Erhöhte Einnahmen der Sky Swiss League durch erhöhtes Engagement für die Talentförderung.
Konkrete Veränderung: A. Einführung verbindlicher Financial Sustainability Regeln.
Impact: Nachhaltiges und stabiles finanzielles Umfeld. Sicherheit für Partner & langfristige Projekte.
Konkrete Veränderung: A. Sicherung des Anteils an zentralen Einnahmen für aufsteigende Klubs. B. Finanzielle Unterstützung für absteigende Klubs.
Impact: Stabile Durchlässigkeit. Stärkere Verzahnung der SL und NL. Abfederung für absteigende Klubs.
Konkrete, brauchbare Informationen für den Alltag im Hockey-Business der Swiss League – beispielsweise, wie hoch der Wert der TV-Rechte zu veranschlagen ist, welche TV-Stationen geeignet sind, welchen Vermarktungswert die Liga hat, welches mögliche Interessenten sind oder woher das Geld für die verschiedenen Ideen kommen soll (um nur ein Beispiel herauszugreifen) – fehlen gänzlich.
Die Analyse ist bei Lichte besehen schlicht wertlos. Aber sie kostet fast 100'000 Franken. Der Verband hätte jedem der elf Klubs der Swiss League mit einem Beitrag in die Juniorenkasse von 10'000 Franken mehr geholfen.
klaus hätte das günstiger und mit mehr "fleisch am knochen" erledigen können...
Konkrete Änderung: Den Chronisten an die Spitze der Swiss League stellen.
Impact: Solche dummen Analysen fallen weg. Wir bekommen auf Watson immer Insiderinfos!