Mit dem Viertelfinal-Out an der WM gegen Kanada ist die Eishockeysaison für alle Schweizer Spieler nun definitiv beendet. Timo Meier ist mit den San Jose Sharks bereits einige Tage zuvor im Final der Western Conference an den St.Louis Blues gescheitert. Jetzt, wo alles Sportliche abgeschlossen ist, geht es um das grosse Geld.
Sieben Schweizer, die auch nächste Saison wieder in der NHL spielen – oder es zumindest versuchen wollen – haben noch keinen Vertrag. Roman Josis Vertrag läuft zwar noch, doch auch bei ihm steht eine Verlängerung bald an. Wir verschaffen dir einen Überblick, wie die Vertragssituation der NHL-Schweizer aussieht und wie viel Geld sie erwarten können.
Roman Josis Vertrag läuft erst in einem Jahr aus. Doch der Captain der Nashville Predators ist so wichtig, dass bereits jetzt rege über eine Verlängerung diskutiert wird. Josi sagt: «Ich liebe diese Stadt, ich liebe dieses Team und ich will definitiv hier bleiben.» Damit es also nicht während der nächsten Saison zu Spekulationen und Unruhe kommt, soll der Kontrakt so früh wie möglich erneuert werden.
Was kann der 28-Jährige erwarten? Er befindet sich momentan auf dem Höhepunkt seiner Karriere, ist Captain des Teams und einer der besten Verteidiger der Liga. Adam Vingan, Predators-Reporter bei «The Athletic», hat zusammengestellt, was ähnliche Verteidiger wie Josi verdienen.
Josi ist offensiv nach dem früheren Stürmer Brent Burns der gefährlichste Verteidiger dieser Liste. Kein anderer NHL-Verteidiger hat diese Saison die Scheibe öfters erfolgreich in die offensive Zone getragen als Josi und keiner hat öfters aufs Tor geschossen. Defensiv hat er beispielsweise gegenüber Ekman-Larsson, Byfuglien oder Hedman aber einige Nachteile.
Für einen Verteidiger von Josis Kaliber investieren Teams erwiesenermassen rund zehn Prozent des unter dem Salary Cap verfügbaren Geldes. Nächstes Jahr liegt der Cap erwartungsgemäss bei 83 Millionen Dollar (+3,5 Mio. gegenüber dieser Saison). Steigt die Lohnobergrenze so weiter, würde sie 2020/21 – in Josis erstem Vertragsjahr nach der Verlängerung – bei 86,5 Millionen liegen. Verdient der Berner also bald rund 8,5 Millionen pro Jahr?
Das ist möglich, aber nicht garantiert. Mit P.K. Subban hat Nashville bis 2022 bereits einen Verteidiger unter Vertrag, der 9,0 Millionen pro Jahr kassiert. Noch nie hatte eine NHL-Franchise zwei Verteidiger in einer Mannschaft, die beide mehr als acht Millionen kosteten. Es wird spekuliert, dass die Predators versuchen, Subban auf dem Trade-Markt anzubieten und dafür einen Weltklasse-Center suchen. Es ist aber auch möglich, dass Josi «zum Wohle des Teams» auf etwas Geld verzichtet und einen tiefer dotierten Vertrag in Kauf nimmt, wie es Kollege Ryan Ellis auch schon getan hat.
Josi sagt: «Was Ryan getan hat, ist die richtige Einstellung. Wir müssen schauen, dass wir den Kern unserer Mannschaft zusammen halten können. Dabei sind auch wir Spieler gefragt.»
Timo Meier ist Teil einer unglaublich talentierten Gruppe von jungen Stürmer, die diesen Sommer als Restricted Free Agent (siehe Box oben) gelten – darunter sind Spieler wie Mikko Rantanen, Patrik Laine, Sebastian Aho, oder Matthew Tkachuck.
Meier hat den Durchbruch dieses Jahr endgültig geschafft, und das sehr beeindruckend. Er war einer der produktivsten Stürmer der Liga und in den Playoffs bei 5-gegen-5 Spielern gemeinsam mit Logan Couture der erfolgreichste Spieler der Sharks. Dementsprechend darf der Appenzeller nach dem Ablauf seines Entry-Level-Vertrags auch eine saftige Gehaltserhöhung erwarten.
Obwohl die Sharks diesen Sommer auch noch mit Captain Joe Pavelski und Verteidigerstar Erik Karlsson verhandeln, ist Meiers neuer Vertrag wohl der wichtigste. Denn der Schweizer ist ein gewichtiger Teil der Sharks-Zukunft.
Als bestes Vorbild für den neuen Kontrakt des Schweizer Stürmers bietet sich jener von Nikolaj Ehlers an. Der Flügel der Winnipeg Jets hat 2017 einen Vertrag über sieben Jahre mit sechs Millionen jährlich unterschrieben. Der Däne kam damals von einer Saison, in der er in 82 Spielen 25 Tore und 39 Assists erzielte. Playoffs spielte er nicht.
Meier skorte diese Saison 30 Tore und 36 Assists, dazu noch fünf Tore und zehn Assists in den Playoffs. So dürfte die Lohnsumme etwas höher ausfallen als noch bei Ehlers.
Die gute Nachricht für Kevin Fiala: Er hat die Weltmeisterschaft unverletzt überstanden und dadurch keinen Verhandlungsspielraum verspielt. Die schlechte Nachricht für Kevin Fiala: Mit seiner durchzogenen letzten Saison hat er seine Chancen auf einen hoch dotierten Vertrag vorerst vergeben. Wäre sein Kontrakt letzten Sommer ausgelaufen, hätte er wohl mit vier bis fünf Millionen rechnen können.
Nachdem er diese Saison mit 13 Toren und 26 Assists in 83 (doch, wirklich, es waren 83!) Spielen unter den Erwartungen zurückblieb und an der Deadline von Nashville zu Minnesota getradet wurde, muss der Ostschweizer wohl mit weniger Geld vorlieb nehmen. Es spricht für Fiala, dass er ein Wunschspieler von Wild-General-Manager Paul Fenton ist. 2014 war er verantwortlich dafür, dass Nashville im Draft Fiala auswählte.
Der Schweizer Stürmer muss sich nächste Saison bei den Wild aber noch beweisen. Deshalb ist momentan davon auszugehen, dass er einen sogenannten Bridge-Vertrag erhält. Also einen kurzen Vertrag über ein oder zwei Jahre mit einem tieferen Gehalt, um die Zeit nach dem Entry-Level-Contract zu überbrücken.
Andrighetto war gegen bei Colorado gegen Saisonende oft überzählig. Es scheint, als hätte er unter Headcoach Jared Bednar keine Zukunft mehr bei den Avalanche. Zwischenzeitlich kamen sogar Gerüchte auf, wonach der Zürcher in die KHL wechseln solle. Diese wurden aber sogleich wieder dementiert. Andrighettos Umfeld lässt verlauten: «Die NHL hat oberste Priorität.»
Told by Andrighetto's representative it's too premature and the report isn't accurate. NHL's a first option for Sven https://t.co/RjHJi6Q3dB
— Igor Eronko (@IgorEronko) 30. April 2019
Andrighetto hat sich in dieser Saison defensiv stark verbessert. Gleichzeitig ist er immer noch ein Stürmer, der auch seine Tore schiesst, wenn er die Chance dazu erhält. Damit wäre er immer noch eine solide Option für die dritte Linie bei einigen NHL-Teams. Gut möglich, dass er noch eine Offerte erhalten wird. Warum zum Beispiel nicht bei den New Jersey Devils, die auf dem Flügel eher dünn besetzt sind?
Auch Denis Malgin hat eine schwierige Saison hinter sich. Der 22-jährige Stürmer kämpfte in der letzten mit Verletzungen und war bei den Panthers unter Trainer Bob Boughner nicht mehr gesetzt. Doch der wurde im April gefeuert. Nächste Saison steht Joel Quenneville in Florida an der Bande, ein Coach, der gerne auch mal auf junge Spieler setzt.
Malgin dürfte also auch in Zukunft bei den Panthers eine Rolle spielen – welche wird sich allerdings erst zeigen, sobald die Free Agency in der NHL eröffnet ist. Es wird vermutet, dass sich Florida unter anderem mit dem russischen Flügelstar Artemi Panarin verstärken soll.
Die Verteidigung ist das grosse Problem der Devils, und das kommt Mirco Müller – zumindest momentan – zu gute. Weil die Kadertiefe fehlt, dürfte der Winterthurer auch nächste Saison wieder einiges an Verantwortung übernehmen, sofern sich New Jersey nicht noch verstärkt.
Weil er diese Saison aber keine riesigen Stricke zerrissen hat – er sass zwischenzeitlich nur noch auf der Tribüne und hatte auch noch mit Verletzungen zu kämpfen – wird er wohl keine grosse Lohnerhöhung erhalten.
Erhält er nochmals eine Chance? Schon letzten Sommer musste Luca Sbisa extrem lange warten, bis er doch noch einen Vertrag erhielt. Damals zahlten ihm die New York Islanders überraschende 1,5 Millionen Dollar für ein Jahr. Der Zuger absolvierte nun aber nur neun Spiele für die Isles und hat dort kaum noch eine Zukunft.
Ein neuer Vertrag in der NHL scheint derzeit unwahrscheinlich, eine Rückkehr in die Schweiz aber offenbar auch. Sein Agent André Rufener sagt: «Luca Sbisas einzige Optionen sind NHL oder Rücktritt.» Falls der 29-Jährige doch noch ein Angebot erhält, muss er wohl Lohneinbussen hinnehmen.
Gaëtan Haas will es mit 27 Jahren doch noch in der NHL versuchen. Bei welcher Organisation der Romand landen wird, ist noch nicht klar. Berichten zufolge sollen die Columbus Blue Jackets ihn schon beobachtet haben. Weil er Europäischer Free Agent ist, muss Haas auch in seinem Alter noch einen Entry-Level-Contract unterschreiben, der automatisch ein Zwei-Weg-Vertrag ist. Haas könnte also auch ohne weiteres in die AHL abgeschoben werden.
Daten von capfriendly.com und evolving-hockey.com.