Für die U20-Junioren ist die Eishockey-Junioren-WM in Tschechien vorbei. Die Schweizer verloren den Viertelfinal gegen Russland mit 1:3.
02.01.2020, 14:5802.01.2020, 18:57
Nach der besten Vorrunde an einer Junioren-Weltmeisterschaft überhaupt (9 Punkte gewonnen) und dem feinen Erfolg über Titelverteidiger Finnland (5:2) nahmen die Schweizer Träume von einer zweiten Medaille (nach 1998 in Helsinki) ein jähes Ende. Die Russen erwiesen sich in Trinec im Viertelfinal als klar besser (36:15 Schüsse). Sie dominierten die Partie.
«Nach den Erfahrungen des Vorjahrs und der grossartigen Vorrunde erhofften wir uns einen Sieg. Wir wollten um die Medaillen mitreden. Wir hätten aber besser spielen müssen, und wir hätten uns nicht so viele Strafen erlauben dürfen.»
Matthew Verboon, Schweizer U20-Nationalspieler
Die Schweizer durften sich einzig Mitte des zweiten Drittels Hoffnungen auf eine Überraschung machen. Der 18-jährige Gaëtan Jobin, der in der wichtigsten kanadischen Junioren-Liga spielt, glich in der 28. Minute entgegen des Spielverlaufs zum 1:1 aus. Danach kamen die Schweizer in Überzahl zu zwei Möglichkeiten, sogar in Führung zu gehen.
Special Teams machten den Unterschied
Nicht das schweizerische, sondern das russische Powerplay entschied aber die Partie. Den Russen gelang nach 22 Minuten das 1:0 und 107 Sekunden vor der zweiten Pause das wegweisende 3:1 mit jeweils einem Mann mehr auf dem Eis. Dimitri Woronkow erzielte beide Powerplay-Tore. Die Schweizer schlugen aus fünf Powerplay-Möglichkeiten kein Kapital.
Schweizer Niederlagen in den Viertelfinals der U20-WM entsprechen der Norm. Seit 2003 erreichten die Schweizer an U20-Titelkämpfen nur zweimal die Halbfinals. 2010 gewannen die Schweizer dank zwei Goals von Nino Niederreiter im Viertelfinal gegen Russland mit 3:2 nach Verlängerung; 2019 wurde Schweden in den Viertelfinals sensationell 2:0 besiegt.
«Wir spielten gegen die Russen eines unserer besseren Spiele. Aber der Gegner erwies sich als äusserst stark. Wir glaubten bis zuletzt an eine mögliche Wende. Aber wir schafften es in diesem Viertelfinal nicht, mehr Tore zu schiessen.»
Thierry Paterlini, Schweizer U20-Nationaltrainer
Für das Turnier in einem Jahr muss Paterlini ein fast komplett neues Team aufbauen. 18 Spieler des WM-Teams von Trinec dürfen in zwölf Monaten an den nächsten Titelkämpfen vom Alter her nicht mehr teilnehmen.
Schweiz - Russland 1:3 (0:0, 1:3, 0:0)
Trinec. - 3158 Zuschauer. - SR Campbell/Heikkinen (CAN/FIN), Lederer/Nordlander (CZE/SWE).
Tore: 22. Woronkow (Dennissenko, Alexandrow/Ausschluss Berri) 0:1. 28. Jobin (Salzgeber) 1:1. 35. Chowanow (Dennissenko) 1:2. 39. Woronkow (Chowanow, Samula/Ausschluss Verboon) 1:3.
Strafen: 7mal 2 Minuten gegen die Schweiz, 5mal 2 Minuten gegen Russland.
Schweiz: Hollenstein; Berni, Aebischer; Guggenheim, Moser; Gross, Pezzullo; Wetter, Schmid, Berri; Verboon, Nussbaumer, Kohler; Gerber, Salzgeber, Sopa; Jobin, Patry, Knak; Mettler.
Russland: Askarow; Galenjuk, Romanow; Samula, Pylenkow; Schurawljow, Misjul; Malyschew; Sokolow, Chowanow, Dennissenko; Alexandrow, Morosow, Dorofejew; Podkolsin, Woronkow, Martschenko; Sorokin, Kruglow, Rtischew; Groschew.
Bemerkungen: Schweiz ohne Henauer (verletzt). - Schüsse: Schweiz 15 (3-7-5); Russland 36 (10-15-11). - Powerplay-Ausbeute: Schweiz 0/5; Russland 2/7. (ram/sda)
Das war der Liveticker:
Die beiden Goalies werden als beste Spieler dieses WM-Viertelfinals ausgezeichnet: Luca Hollenstein und Yaroslav Askarov. Darüber freuen wird sich nur einer der zwei …
Nach dem Ausscheiden der Schweiz werden auch noch die drei besten Spieler des Teams geehrt. Tim Berni, Valentin Nussbaumer und Janis Moser sind den Offiziellen besonders positiv aufgefallen.
Aus der Traum von einer WM-Medaille! Die Schweizer U20-Eishockey-Nati scheitert im Viertelfinal an Russland. So schön deren Hymne auch ist: Wir hätten heute wirklich viel, viel lieber «Trittst im Morgenrot» gehört.
Die Uhr tickt unerbitterlich gegen die Schweiz.
Die Russen halten den Puck im Schweizer Drittel, suchen gar nicht das Tor, sondern immer nur den freien Mitspieler. Sehr clever machen sie das.
Hollenstein für das Bully vor seinem Tor natürlich wieder im Spiel. Die Russen prüfen ihn, erneut ein Bully vor dem Schweizer Tor. Noch eineinhalb Minuten.
Berni raubt einem Russen die Chance, ins leere Tor zu schiessen. Keine Diskussion.
Die Schweiz kann den Puck lange im russischen Drittel halten.
Mosers Schuss am Tor vorbei, die Schweiz bleibt im Scheibenbesitz.
Goalie Hollenstein bleibt draussen, die Schweiz mit sechs gegen fünf Feldspieler.
Headcoach Thierry Paterlini nimmt sein Timeout. 30 Sekunden für letzte Anweisungen an seine Schlüsselspieler.
Kohlers Abschluss weit am Tor vorbei, landet am Plexiglas. Wetter versucht es gleich auch noch. Askarov lenkt sie ins Fangnetz hinter seinem Kasten, es gibt Bully vor seinem Tor.
Noch einmal Bully vor Hollenstein, in drei Sekunden kann Wetter zurück aufs Eis kommen.
Die Russen streben nicht mit letzter Konsequenz auf einen vierten Treffer, dennoch muss Hollenstein den Puck festhalten. Bully vor seinem Tor.
Die alte Bauernregel besagt: «Es geht sicher nicht better, wenn draussen sitzt Wetter.»
Gross dribbelt sich vors Tor und ums Tor, dann kommt das Zuspiel auf Schmid, der es nicht verwerten kann. Schöne Aktion der Schweiz, aber letztlich brotlose Kunst.
Dieses Boxplay übersteht die Schweiz schadlos. Noch 7:37 Minuten verbleiben ihr, um mit zwei Toren eine Verlängerung zu erzwingen.
Vorsicht, Powerplay können die Russen! Zwei ihrer drei Tore schossen sie in Überzahl.
Ich habe im Büro soeben ein letztes Christbaum-Schöggeli gefunden und verdrückt, damit ich für die Schlussphase genügend Energie habe. Zehn Minuten bleiben der Schweiz noch.
Die Schweizer können auch diese Überzahl nicht ausnutzen.
Gleich die nächste Powerplay-Möglichkeit für die Schweizer nach einem hohen Stock des Russen.
Die Schweizer mit zwei, drei im Ansatz gefährlichen Szenen, aber das Tor will nicht fallen.
Der Russe muss nach einem hässlichen Revanchefoul an Berri raus. Da hätten andere Schiedsrichter vielleicht auch eine höhere Strafe gegeben. Aber DIE Gelegenheit für die Schweizer, den Anschlusstreffer zu erzielen.
Eine schwierige Aufgabe für die Schweiz: Sie muss einerseits offensiv spielen, um den Rückstand wettzumachen. Andererseits muss sie weiterhin konsequent verteidigen, um nicht noch das 1:4 zu kassieren.
Ein heikler Spagat. Je früher das 2:3 fällt, umso besser. Denn je länger es 1:3 steht, umso mehr muss die Schweiz ihre Defensive zugunsten von mehr offensiver Feuerkraft opfern.
Hinein ins dritte Drittel in Trinec.
Russland startete überlegen ins Mitteldrittel und ging verdient in Führung. Die Schweizer kamen fast aus dem Nichts zum 1:1, doch gegen Ende des Abschnitts nahm der russische Druck wieder stark zu.
Wieder treffen die Russen im Powerplay – ein wunderbar herauskombinierter Treffer, das muss man neidlos anerkennen.
Kaum ist die Strafe gegen Schmid vorbei, wandert der nächste Schweizer in die Kühlbox. Erneut Unterzahl.
Die Hälfte der Strafe gegen Schmid ist um.
Wie im ersten Drittel droht eine russische Angriffslawine in den letzten Minuten vor der Sirene. Nach dem Haken Schmids die Schweiz ein weiteres Mal mit vier gegen fünf Feldspielern.
War das russische Taktik, die Schweizer etwas kommen zu lassen und sie im Glauben zu lassen, sie könne nun mehr vom Spiel haben? Ein wunderbarer Konter, den Khovanov zur neuerlichen russischen Führung abschliesst.
Der Schweiz gelingt es nun wieder besser, den russischen Ansturm zu bremsen. Immer öfter gelingt es ihr nun selber, sich im gegnerischen Drittel festzusetzen.
Kurz vor dem Ende der Strafe setzt Berni zum Lauf an, kommt auf der linken Seite mit viel Zug ins russische Drittel, sein Querpass erreicht in der Mitte einen Mitspieler, doch dessen Schuss lenkt der Goalie ab.
Die Hälfte der Strafe ebenso vorbei wie die Hälfte des Spiels – sofern es keine Verlängerung gibt. Diese würde übrigens mit je drei Spielern bestritten und maximal zehn Minuten dauern.
Der Russe haut Berri seinen Stock ins Gesicht, über diese Strafe gibt es keine zwei Meinungen.
Fast aus dem Nichts der Ausgleich! Gaetan Jobin trifft zum 1:1.
Die Schweizer gewinnen im russischen Drittel ein Bully, von Salzgeber kommt die Scheibe zu Jobin, der sich den Verteidigern davon gestohlen hat und Goalie Askarov bezwingen kann.
Die Russen überstehen die Unterzahl mehr als gut, sie besassen in diesen zwei Minuten die beste Möglichkeit.
Doch es ist kein Schweizer, der für Torgefahr sorgt, sondern zunächst ein Russe. Vasili Podkolzin erobert sich die Scheibe, läuft zum Shorthander auf Hollenstein zu, wird aber gerade noch rechtzeitig gebremst. Podkolzin prallt in Goalie und Pfosten, kurz sieht es danach aus, als ob er sich dabei verletzt hat. Aber es geht weiter für ihn und mit dem Schweizer Powerplay.
Jetzt die Gelegenheit, um durchzuschnaufen – und um den Ausgleich anzustreben.
Die Schweiz kann sich kaum befreien, der Druck der Russen zu Beginn des Mitteldrittels sehr hoch.
Da ist es passiert! Hollenstein lässt einen Schuss nach vorne abprallen, Voronkov steht alleine da und drückt den Puck am Goalie vorbei ins Netz.
Die Schweiz kassiert eine ärgerliche Strafe, weil zu viele Spieler auf dem Eis standen.
Das erste Teilziel ist geschafft: Die Schweiz geht mit einem 0:0 in die erste Pause. Sie steht in der Abwehr sehr gut, lässt wenig zu und kam einigen wenigen Kontern.
Berni hatte das 1:0 auf dem Stock, auf der Gegenseite war ein russischer Schuss ans Gehäuse die beste Chance. Das Unentschieden geht aufgrund der Grosschancen in Ordnung.
Der Druck der Russen nimmt weiter zu. Für die Schweiz geht es nun darum, auch die letzten Minuten des Startdrittels ohne Gegentreffer zu überstehen.
Moser mit einem Scheibenverlust nahe des eigenen Tors, sofort wird es brandgefährlich. Aber mit vereinten Kräften schaffen es die Schweizer, die Gefahr zu bannen.
Hollenstein lenkt einen Distanzschuss souverän mit dem Stockhandschuh am Tor vorbei. Beinahe schon eine Verzweiflungstat der Russen, es von so weit entfernt zu versuchen. Sie kommen einfach nicht vor das Schweizer Tor.
Bei 5 gegen 5 das gewohnte Bild: Russland im Scheibenbesitz, die Schweiz abwartend und keine Chancen zulassend.
Noch 34 Sekunden Überzahl. Die Schweizer mit einem gefälligen Powerplay, aber nur mit einem mässig gefährlichen Abschluss.
Der Russe wandert nach einem Haken nach draussen. Erstes Powerplay für die Schweiz.
Wetter ist zurück von der Strafbank, die Schweiz wieder komplett.
Es klingelt am Schweizer Kasten! Da ist das Glück erstmals auf Schweizer Seiten: Marchenko hämmert den Puck ans Lattenkreuz.
Auf der Strafbank ist es neblig wie im Mittelland nach diesem Stockschlag.
Dickes Ding für die Schweiz! Goalie Askarov lässt einen Schuss abprallen, vor dem Tor kommt Berni völlig frei zum Abschluss – doch Askarov gewinnt dieses Duell. Das könnte das 1:0 sein – oder müsste es vielleicht sogar.
Nun muss sich Hollenstein erstmals bewähren: Marchenko prüft den Schweizer Keeper.
Erste Schweizer Möglichkeit des Spiels, Salzgeber bei einem Konter zu Gerber, der das Tor verpasst.
Genau so sieht der Plan Paterlinis aus: Hinten dicht machen, schnell umschalten – und dann natürlich das Tor nicht verpassen ;-)
Die Russen sind das Team, das mehr im Scheibenbesitz ist. Aber die Schweizer verteidigen ihr Drittel sehr gut, es gelingt den Russen bislang kaum, vor Hollenstein zu kommen.
Munterer Auftakt in Trinec, ohne dass es bislang vor einem der Tore gefährlich wurde. Satte 122 Sekunden dauerte es bis zum ersten Unterbruch.
Los geht's – hopp Schwiiz!
Der U20-Nationaltrainer gegenüber MySports: «Auf uns kommt ein sehr starker Gegner zu, wir müssen uns gegenüber der Gruppenphase noch einmal steigern. Wir müssen aus einer gesicherten Defensive spielen und unsere Chancen weiterhin effizient nutzen.»
Headcoach Thierry Paterlini stehen drei komplette Blöcke zur Verfügung, im Tor steht der National-League-erprobte Luca Hollenstein vom EV Zug.
Mika Henauer fällt für den Viertelfinal aus, er leidet an einer Oberkörperverletzung. Die zuletzt angeschlagenen Nico Gross und Joel Salzgeber sind dafür wieder mit dabei.
Die Schweizer benötigten für die fünf Tore beim 5:2-Sieg gegen Finnland im letzten Gruppenspiel lediglich 22 Schüsse. Überhaupt stimmt die Effizienz im Abschluss. Die Erfolgsquote beträgt 17,43 Prozent, was der klar beste Wert im laufenden Turnier ist. Ein Fakt, der für den Viertelfinal hoffen lässt.
Erst einmal zuvor hatten die Schweizer an einer U20-WM die Gruppenphase so wie jetzt auf Platz 2 abgeschlossen. Das war 1998, als sie mit Bronze die bisher einzige Medaille an diesem Anlass gewannen. Diesmal soll die Durststrecke endlich beendet werden, die Schweizer sind mittlerweile mit dem Erreichen der Viertelfinals nicht mehr zufrieden.
Die Russen beendeten die Vorrunde mit je zwei Siegen und Niederlagen. Aufhorchen liessen sie in der Partie gegen Kanada, die sie gleich 6:0 für sich entschieden. Es war die höchste Niederlage der Nordamerikaner in der 43-jährigen Geschichte der U20-WM. Das zeigt, über welches Potenzial die Russen verfügen.
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