Geben die Leistungen in den beiden letzten
Vorbereitungspartien gegen Deutschland und Kanada Anlass zur Sorge?
Sean Simpson: Ja. Wir müssen wirklich, wirklich
aufpassen. Wir waren nicht gut genug für die WM. Wir
waren gegen die Kanadier in der eigenen Zone brutal
schlecht und wir haben jetzt zwei Spiele keine Tore
erzielt. Das sagt alles. Wir waren nicht dazu in der Lage,
Druck aufs Tor zu machen. Wir waren nicht bereit, dorthin zu gehen, wo es weh tut. Es gibt halt ein paar
Schläge vor dem gegnerischen Tor, das gehört dazu.
Das Powerplay und das Boxplay müssen besser werden,
wir müssen in diesem Bereich wieder zu den Besten
gehören wie bei der letzten WM.
Wie erklären Sie sich diese schwachen Leistungen?
Wahrscheinlich denken sich zu viele: «Wir
sind ja WM-Finalisten, das geht dann wie von selber.»
Viele haben vergessen, wie hart wir vor einem Jahr
für unsere Silbermedaille gearbeitet haben. In jedem
Training, in jedem Spiel, bei jedem Einsatz.
So gesehen dürfte gerade dieses 0:4 gegen Kanada
allen die Augen geöffnet haben.
Ich hoffe es.
Was haben Sie zu den Spielern nach der Partie gegen
Kanada in der Kabine gesagt?
Ihr seid alle da, weil ihr in der
Nationalmannschaft spielen wollt. Das ist ein Bekenntnis.
Aber warum seid ihr dann nicht richtig dabei? Nicht
konzentriert? Wenn ihr schon da seid, dann richtig.
Und, wie war die Reaktion?
Das werden wir nach dem ersten Spiel
wissen.
Was können Sie noch tun?
Wir haben noch drei Tage Zeit bis
zum WM-Startspiel am Freitag gegen Russland. Bis
dahin ist nicht die Arbeit im Eistraining auf dem Eis
entscheidend. Wir brauchen keine Spezialübungen mehr
zu machen. Jeder weiss, wie unsere Taktik funktioniert.
Die Differenz ist im Kopf, im Herzen und im Bauch.
Oder war es eine Frage der Energie?
Nein. Wir haben genug Energie.
Wird die Mannschaft fürs WM-Startspiel bereit sein? Sind
Sie optimistisch?
Ich bin der Coach, ich muss optimistisch
sein.
Anders gefragt: Haben Sie das Gefühl, dass es gut
kommt?
Ich arbeite inzwischen ja schon eine
ganze Weile in der Schweiz und glaube, die Mentalität
ein wenig zu kennen. Vor einem Jahr gelang uns zum
Auftakt ein Sieg gegen Schweden, wir gewannen
Selbstvertrauen und alles lief für uns. Aber wie ich schon
sagte: Wir müssen aufpassen. Wenn wir am Anfang des
Turniers verlieren, wenn wir Selbstvertrauen verlieren
und dann der Druck über die Meiden kommt, dann
werden wir unsicher und es wird ganz, ganz schwierig.
Also optimistisch?
Wer weiss, vielleicht gelingt uns zum
Auftakt eine Überraschung und es macht «Klick» und es
läuft.
Was können Sie spielerisch und taktisch noch machen?
Kevin Romy und Sven Bärtschi haben
gegen Kanada nicht gespielt. Wir können beide gegen
Russland einsetzen.
Werden Sie Kevin Fiala im Startspiel gegen Russland
einsetzen? Er ist erst 17 und er wäre dann erst der
vierte Spieler weltweit, der im gleichen Jahr die U18,
die U20 und die richtige WM bestritten hat.
Er überzeugte gegen Kanada. Es ist
möglich, dass er gegen Russland spielt.
Ist es möglich, dass Sie Verstärkungen aus der NHL
holen? Sie wollten ursprünglich die WM-Mannschaft
nicht mehr mit Spielern verändern, die in der zweiten
Playoff-Runde in der NHL ausgeschieden sind?
So explizit habe ich das nicht gesagt. Wir
behalten uns alle Möglichkeiten offen.
Diese Partie gegen Kanada war Ihr letztes Spiel als
Nationaltrainer auf Schweizer Eis. Wäre es nicht
angebracht gewesen, Sie mit Blumen vom Schweizer
Publikum zu verabschieden?
Nein, nein, das hätte ich nicht gewollt.
Ich bin kein Blumen-Typ.
Aber ein netter Kerl?
Das hoffe ich doch!