Es kann verdammt schnell gehen in der NHL. Am Dienstag schiesst Nino Niederreiter noch das erste Tor beim Heimsieg von Minnesota Wild gegen die Los Angeles Kings. Zwei Tage später steht gestern Abend ein Spiel gegen die Anaheim Ducks auf dem Programm, der Churer Stürmer will sich deshalb am Nachmittag nochmals kurz hinlegen und ausruhen.
Da wird Niederreiter vom General Manager der Wild angerufen und ihm wird mitgeteilt: Du bist keiner mehr von uns. Wir haben dich soeben zu den Carolina Hurricanes getradet. Mach's gut.
#mnwild fans, you made Minnesota my home away from Switzerland. Thank you #StateOfHockey for supporting me for so many years 🏒 🤗 pic.twitter.com/mRFiGYsEEo
— nino niederreiter (@thelnino22) 17. Januar 2019
«Das ist etwas, das du nie kommen siehst», sagte Niederreiter in einer Telefonkonferenz mit Reportern. Selbst dann nicht, wenn man eine Ahnung davon habe, ein möglicher Kandidat für einen Trade zu sein. Minnesota tauscht den 26-jährigen Flügel mit dem schwedischen Center Victor Rask. Weil der Neue weniger verdient, spart Minnesota 1,25 Millionen Dollar.
Niederreiter macht aus seinem Herzen keine Mördergrube. «Derzeit habe ich noch gemischte Gefühle. Ich habe tolle Erinnerungen an Minnesota.» 2013 stiess der frühere Junior des HC Davos zu den Wild, nachdem der Erstrunden-Pick bei den New York Islanders nicht mehr weiterkam.
Gleich in seiner ersten Saison sorgte er für ein Glanzlicht: Dank seinem Tor in der Verlängerung von Spiel sieben schlug Minnesota die Colorado Avalanche und zog in die zweite Playoff-Runde ein – es war der grösste Erfolg des Teams seit mehr als einem Jahrzehnt. Doch nicht nur wegen seiner Treffer, auch wegen seiner bodenständigen Art wurde Niederreiter rasch zu einem Fanliebling.
Nach 498 NHL-Spielen folgt nun also ein Neustart während einer Saison, in der es Niederreiter bislang nicht wunschgemäss lief. 23 Skorerpunkte (9 Tore) lieferte er in 46 Einsätzen ab. «Nun wird definitiv ein neues Kapitel in meinem Leben aufgeschlagen und ich freue mich darauf.»
My guy @thelnino22 gunna miss you dawg 🤝 #mostinterestingmanintheworld pic.twitter.com/OjRqFXrvTr
— Matt Dumba (@matt_dumba) 17. Januar 2019
Niederreiter wird nach Martin Gerber der zweite Schweizer in der Geschichte der «Canes» sein. Der Goalie aus dem Emmental war Teil jener Mannschaft, die 2006 den Stanley Cup gewann.
Gerber hatte Niederreiter in der Vergangenheit auch schon von seinem neuen Arbeitsort erzählt. «Er sagte mir stets, wie sehr er es bei Carolina geliebt habe. Ich bin gespannt darauf, seine Erfahrungen nun selber machen zu können.» Auch Eric Staal, in Minnesota Teamkollege von «El Niño» und einst Captain der Hurricanes, habe oft von der Zeit dort geschwärmt.
He's going to look good in the red & black. #TakeWarning pic.twitter.com/kIa4GlmYSo
— Carolina Hurricanes (@NHLCanes) 17. Januar 2019
112 Tore schoss Niederreiter bisher in der NHL, er ist damit der erfolgreichste Schweizer überhaupt. «Wir freuen uns, dass wir einen erfahrenen Spieler holen konnten, der weiss, wie man Tore macht», liess sich Carolinas GM Don Waddell zitieren. Dass Headcoach Rod Brind'Amour offensiv spielen lässt, dürfte Niederreiter zugutekommen. Das Problem war bislang, dass trotzdem zu wenig Tore erzielt wurden – die wenigsten in der Eastern Conference.
Thank you @thelnino22.
— Minnesota Wild (@mnwild) 17. Januar 2019
For always being an amazing ambassador in the #StateOfHockey community.
For making #mnwild fans jump for joy.
For being a generous hockey player who always thought about the fans first. pic.twitter.com/7ML3D74lKW
Es wird erwartet, dass Nino Niederreiter schon in der Nacht auf Samstag (Schweizer Zeit) gegen die Ottawa Senators zu seinem ersten Einsatz mit dem neuen Team kommt. Carolina liegt derzeit ausserhalb der Playoffplätze, der Rückstand beträgt kurz nach Saisonhalbzeit sieben Punkte.