Zwar haben mit David Aebischer (2001 mit der Colorado Avalanche) und Martin Geber (2006 mit den Caroline Hurricanes) bereits zwei Schweizer die wichtigste Trophäe im Eishockey gewonnen, die beiden Torhüter kamen jedoch im Playoff-Final während keiner Sekunde zum Einsatz.
Insofern wäre es eine Premiere, stünde Diaz in der ersten Partie gegen die Los Angeles Kings tatsächlich in der Aufstellung. Und danach sieht es aus, da Verteidiger John Moore seine zweite Sperre nach einem illegalen Check gegen den Kopf von Montreals Stürmer Dale Weise absitzen muss.
Diaz hatte Moore bereits beim 1:0-Sieg in der sechsten Begegnung der Halbfinalserie gegen die Canadiens ersetzt und zusammen mit Kevin Klein das dritte Verteidiger-Paar gebildet. Der Zuger durfte gar während gut zwei Minuten im Powerplay spielen. Für einen Einsatz spricht auch das Lob von Headcoach Alain Vigneault: «Jedes Mal, wenn wir ihn in diesem Jahr gebraucht haben, hat er seine Sache gut gemacht.»
Diaz selber sagte, dass es natürlich sehr aufregend sei. «Als Spieler ist es dein Traum, in einem Stanley-Cup-Final dabei zu sein. Wir haben eine sehr gute Mannschaft. Es ist unglaublich.» Gegen die Kings will er sein Spiel erneut einfach halten. «Das ist wichtig.»
Insgesamt erhielt Diaz in den laufenden Playoffs dreimal das Vertrauen, wobei er eine Minus-1-Bilanz ausweist. Im Viertelfinal gegen die Pittsburgh Penguins kam er zweimal zum Zug. Es ist jedoch anzunehmen, dass er ab dem zweiten Finalspiel wieder mit der Zuschauerrolle Vorlieb nehmen muss.
Dennoch wäre ein Einsatz in der ersten Partie auch eine Entschädigung für eine Saison, die Diaz viel Neues gebracht und ihm viel Geduld abverlangt hat. Die Rangers sind bereits seine dritte NHL-Mannschaft in dieser Spielzeit nach Montreal und Vancouver. «Es war ziemlich turbulent. Ich konnte viel lernen. Es ist nicht einfach, wenn du in ein neues Team mit einem neuen System kommst. Du musst dich bestätigen, musst dir einen Namen machen. Es wird dir nichts geschenkt. Es macht aber extrem viel Spass, hier zu spielen», so Diaz.
Die Rangers stehen zum ersten Mal seit 1994 im Stanley-Cup-Final. Damals setzten sie sich gegen die Vancouver Canucks mit 4:3 Siegen durch und sicherten sich nach 1928, 1933 und 1940 zum vierten Mal in der Geschichte der Franchise den Titel. Ein Schlüsselmoment, dass die New Yorker im Endspiel stehen, war tragischer Natur. Einen Tag vor der fünften Partie im Viertelfinal gegen Pittsburgh – die Rangers lagen 1:3 zurück – starb unerwartet die Mutter von Martin St. Louis, der einer der Teamleader ist. Dennoch spielte der Routinier und die Mannschaft gewann 5:1. Dies schweisste die Equipe noch näher zusammen.
Überhaupt könnte St. Louis das entscheidende Puzzlestück zum Triumph sein, wurde doch der 38-Jährige erst im März von den Tampa Bay Lightning getradet. Mit sechs Toren und sieben Assists ist er bislang der Playoff-Topskorer der Rangers. «So einen Spieler hat man gerne in seinem Team», sagte Diaz mit einem Lachen. «Er bringt eine riesige Erfahrung mit.» Zudem weiss er, wie man den Stanley Cup gewinnt. Ein weiterer Schlüsselspieler ist Goalie Henrik Lundqvist, der mit einer Abwehrquote von 92,8 Prozent die Nummer 1 in den Playoffs ist. «Er ist sensationell, ist unglaublich reaktionsschnell», so Diaz.
Bei den Kings liegt der letzte und einzige Titelgewinn noch nicht lange zurück – 2012 bezwangen sie die New Jersey Devils 4:2. Dass die Kalifornier heuer erneut im Final stehen, verdanken sie einer imponierenden Charakterleistung. Im Achtelfinal gegen die San Jose Sharks lagen sie 0:3 zurück, und im Viertelfinal gegen die Anaheim Ducks holten sie ein 2:3 auf.
Auch im Halbfinal gegen Vorjahressieger Chicago Blackhawks mussten sie über sieben Spiele, wobei sie den Showdown in der Verlängerung gewannen. Somit haben die Kings als erstes Team der NHL-Geschichte mit dem Maximum von 21 Spielen den Stanley-Cup-Final erreicht – die Rangers benötigten 20 Partien.
Warum die Kings im Final stehen, zeigt ein Blick auf die Playoff-Skorerliste: Dort nehmen sie vier der ersten fünf Positionen ein, wobei der Slowene Anze Kopitar mit fünf Toren und 19 Assists die Nummer 1 ist. Nicht weniger als elf Spieler haben in der entscheidenden Meisterschaftsphase elf und mehr Punkte erzielt.
Das ist beeindruckend. Captain der Mannschaft ist Dustin Brown, der während des Lockouts für die Lions gespielt hat. In der Qualifikation sind die Rangers und die Kings zweimal aufeinander getroffen – es setzte sich jeweils das Auswärtsteam durch. Der «Heimvorteil» liegt beim Team aus Los Angeles.(si/syl)