David Aebischer: Keiner kennt Höhen und Tiefen des Hockeybusiness so gut wie er. Eine ohnehin schon äusserst bescheidene Saison mit den Rapperswil-Jona Lakers gipfelt in der Playout-Serie gegen Biel in einem Kreuzbandriss. Und ein Unglück kommt selten allein: Ein halbes Jahr Pause, und obendrein ein Verein, der nicht mehr willens war, den Vertrag mit dem 36-Jährigen zu verlängern.
Aber Aebischer kennt auch die Sonnenseiten des Eishockeys. Und wie er sie kennt. 2001 wird ihm die Ehre zuteil, mit den Colorado Avalanche den Pott des Stanley-Cup-Siegers in den Himmel stemmen zu dürfen. In seiner ersten NHL-Saison! Als erster Schweizer überhaupt! Als 22-Jähriger! Aber eben auch: Von der Bank aus.
Trotzdem ist es mehr als ein Jahrzehnt später lediglich eine Randnotiz, dass die Finalserie gegen die New Jersey Devils mit 4:3 denkbar knapp ausgeht. Und auch, dass Aebischer sich noch zwei weitere Saisons mit der Rolle der Nummer 2 im Kasten des Klubs aus Denver begnügen muss. Zu gross, zu gut, zu legendär ist Nummer 1 Patrick Roy, als dass dieser von seinem Thron zu verdrängen gewesen wäre.
Dann dann aber dessen Rücktritt, und Aebischer verwaltete sein Erbe mit Bravour. Und galt in den folgenden Jahren als einer der besten Torhüter der Liga. Einer, der auch dank seinem Stanley-Cup-Sieg zum Schweizer Vorreiter wurde. Ein gutes Omen, auch für Raphael Diaz?
Ein gutes Omen jedenfalls für einen weiteren Schweizer Keeper. Martin Gerber, heute in Diensten der Kloten Flyers, kam 2002 zu den Mighty Ducks of Anaheim, sah (auf der Anzeigetafel seine erstklassige Fangquote) und ... schrammte fürs Erste am NHL-Titelgewinn vorbei. Wie bei Aebischer heisst der Gegner New Jersey Devils und wieder wird die Serie erst nach sieben Spielen entschieden.
Doch Gerber nimmt erneut Anlauf, 2006, mit den Carolina Hurricanes. Und wieder der Rückschlag. Der Emmentaler verhaut seine ersten Playoff-Einsätze und ehe er weiss, wie ihm geschieht, findet er sich als Ersatzkeeper wieder. «Tinu» kehrt für den Eastern-Conference-Final ins Tor zurück, schafft einen Shtout - und wird trotzdem wieder zum Zuschauen verdonnert. Als «Törliöffner» sieht er, wie Youngster-Goalie Cam Ward die Hurricanes zum Stanley-Cup-Sieg führt: 4:3 gegen die Edmonton Oilers. Ein grandioser Markstein in Gerbers Biographie, zweifelsohne, aber einer, der für Gerber selbst mit einem grossen Makel behaftet ist.
Anlauf Nummer 3 im Sommer 2007. Gerbers Job-Sharing mit Ray Emery erweist sich für die Ottawa Senators, wohin der Schweizer Goalie in der Sommerpause gewechselt hat, als Schlüssel zum Erfolg. Aber nur bis zur Final-Serie gegen die Anaheim Ducks: 1:4, ein diskussionsloses Verdikt. Und eines, das den bislang letzten Einsatz eines Schweizers im ruhmreichen Endspiel der besten Liga der Welt besiegelt.
Das Beste aus beiden Finalerfahrungen herausdestillieren und für sich die richtigen Schlüsse ziehen. Das heisst für Raphael Diaz: Den Titel holen, was auch sonst. Diesen aber unbedingt als Stammspieler einfahren. Nur, dafür könnte es bereits zu spät sein: Im siegreichen letzten Halbfinalspiel gegen die Ex-Kollegen der Montreal Canadiens kam Diaz erstmals in der Serie zum Einsatz. Er blieb ohne entscheidenden Einfluss aufs Spiel.