Robin Grossmann war beim LHC nicht mehr glücklich.Bild: IMAGO / Andreas Haas
11.08.2021, 11:0211.08.2021, 14:24
Robin Grossmann schlägt in seiner langjährigen Karriere ein neues Kapitel auf. Nach Stationen bei Kloten, Davos und Zug war der mittlerweile 33-jährige Verteidiger zuletzt drei Jahre bei Lausanne unter Vertrag. Nun wechselte der Aargauer trotz laufendem Vertrag in einer Hauruck-Übung, wie er es selbst beschreibt, zum EHC Biel.
Im «Puck Off» Podcast von MySports spricht Grossmann mit den Moderatoren Andreas Hagmann und Gabriel Gasser über die Gründe des Wechsels und darüber, dass bei Lausanne eben nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen herrscht.
Das sagt Robin Grossmann über …
… die Gründe des Wechsels:
«Ich hätte in Lausanne noch einen Vertrag gehabt. Ende Saison hiess es dann, dass der Klub nicht mehr mit mir plane. Mitbesitzer und Sportchef Petr Svoboda hat mir gesagt, ich solle mit anderen Teams sprechen. Ich habe keinen Agenten, deshalb bin ich selbst auf Biels Sportchef Martin Steinegger zugegangen und habe gefragt, ob ich für den EHCB eine Option wäre. Er war sofort begeistert, hat mir einen Mehrjahresvertrag angeboten und den Kontakt mit Lausanne aufgenommen.»
… die Komplikationen des Wechsels:
«Als ich in Lausanne sagte, dass Biel mich verpflichten möchte, hiess es plötzlich, dass sie mich trotzdem behalten wollen. Danach ging es immer wieder hin und her, bis ich im Juli gesagt habe, dass jetzt eine Entscheidung fallen müsse. Ich wollte nicht in der gleichen Situation sein, wie das Etienne Froidevaux letzte Saison war, als ihm das Gleiche mitgeteilt wurde und er zu Beginn fast nicht gespielt hat. Ich wollte aus dem Vertrag raus, habe selbst eine Kündigung geschrieben, die dann auch akzeptiert wurde. Dann ging es plötzlich schnell.»
… den Führungsstil in Lausanne:
«Ich habe schon einiges gesehen in meiner Karriere, doch das letzte Jahr in Lausanne war definitiv eines der speziellsten. Die neue Führung ist etwas, was man in der Schweiz so bislang nicht kannte. Wie Petr Svoboda mit den Menschen umgeht, ist sehr fragwürdig. Er mischt sich extrem ein. Das ist natürlich sein Recht, schliesslich zahlt er auch und er muss wissen, ob das funktioniert. Bei den Spielern ist aber eine gewisse Verunsicherung da. Von der Mannschaft, die ich antraf, als ich vor drei Jahren zu Lausanne stiess, sind noch drei Spieler im Kader. Ich habe eine Familie und trage Verantwortung, deshalb war das ständige Hin und Her für mich keine Option mehr. Auch beim Personal im Büro herrscht eine ‹Hire-and-Fire-Mentalität›. Das hat mir extrem zugesetzt.»
… die Verhandlungen über coronabedingte Lohnkürzungen:
«Diese blieben auf mir sitzen, weil ich Teil der Spielergewerkschaft bin. Ich hatte unzählige Telefonate mit Svoboda und auch hier galt: einmal so, einmal so. Es wurden auch extrem viele Unwahrheiten verbreitet. Es gab Drohungen, dass man einfach nicht mehr spielt, wenn man die Bedingungen des Klubs nicht akzeptiert. Es war ein wenig Mafia-Style. Svoboda hat bei den Telefonaten anderen Spielern, meinen Teamkollegen, ans Bein gepinkelt. Es gab Meetings, wo wir Spieler uns am Ende nur angeschaut haben und uns fragten, wo wir gelandet sind. Das war extrem schwierig, aber auch lehrreich. Und die Verhandlungen über Lohncuts sind bis heute nicht abgeschlossen, das sagt eigentlich alles.»
… den Empfang in Biel:
«Ich wurde extrem gut aufgenommen in Biel. Der Transfer war etwas eine Hauruck-Übung. Letzte Woche am Dienstag wurde der Wechsel bekannt, da habe ich noch in Lausanne trainiert und am Donnerstag stand ich dann das erste Mal in Biel auf dem Eis. Es war sehr cool, die Truppe ist extrem homogen, alle sind offen und freundlich und haben mich gut in Empfang genommen. Ich bin extrem dankbar, dass sie mir die Chance geben.»
… die letzte Coronasaison:
«Es war für alle eine schwierige Saison: Für Fans, Spieler, Schiedsrichter oder auch die Medienschaffenden. Ich glaube aber auch, dass es die Schweizer Liga relativ gut gemeistert hat und mit einem blauen Auge davongekommen ist. Die Klubs existieren noch und zahlen noch immer gute Löhne. Aber es war definitiv schwierig. Es wurden hitzige Diskussionen geführt über Geld und Reformen. Es war für uns als Spieler aber auch eine Chance. Wir haben mit der Gewerkschaft an Macht und Einfluss gewonnen. Wir haben gezeigt, dass wir eine Stimme haben und auch brauchen in der Liga, damit die Klubs jetzt nach der Abnabelung von der Liga nicht ganz alleine entscheiden können. Ohne Corona wäre es kaum so weit gekommen.»
Wenn du wissen willst, was Robin Grossmann zum Thema Impfen innerhalb der Teams, zu den Chancen Biels in der kommenden Saison und zum Niveauanstieg im Schweizer Hockey sagt, dann schau' die ganze Puck-Off-Episode von MySports. (abu)
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Svoboda denkt wohl in grenzenloser Selbstüberschätzung, "dass er diesen Schweizern zeigen kann wie das Business läuft."
Aber wenn er jedes Jahr ein paar Spieler vertreibt (Grossmann, Vermin, Froidevaux.. . ) wird er bald feststellen, dass diese Strategie auf dem doch eher übersichtlichen CH-Spielermarkt nicht zieht.. .