Sport
Eishockey

Aus der Traum! Die Schweiz scheitert auch wegen Tor-Klau an Schweden

Eishockey-WM, Viertelfinals
Schweiz – Schweden 1:3 (1:1, 0:1, 0:1)
Kanada – Deutschland 2:1 (1:0, 1:0, 0:1)
Russland – Tschechien 3:0 (2:0, 0:0, 1:0)
USA – Finnland 0:2 (0:0, 0:1, 0:1)
Halbfinals:
Russland – Kanada
Schweden – Finnland
Sweden's John Klingberg, front, checks Switzerland's Dominik Schlumpf, back, during the Ice Hockey World Championships quarterfinal match between Switzerland and Sweden in the AccorHotels Ar ...
So gut gespielt, aber am Ende doch geschlagen: Die Schweizer Nati im Viertelfinal gegen Schweden.Bild: Petr David Josek/AP/KEYSTONE

Aus der Traum! Die Schweiz scheitert auch wegen Tor-Klau an Schweden

Nach den starken Leistungen gegen Kanada, Finnland und Tschechien kam schon fast etwas Euphorie rund um die Schweizer Nati auf. Aber die Schweden beenden im WM-Viertelfinal den Traum von einem Exploit.
18.05.2017, 22:3819.05.2017, 08:49
Mehr «Sport»

>>> Hier gibt es den Liveticker zum Nachlesen.

Was für ein Ärger! Vier Minuten vor Schluss erzielt Dominik Schlumpf ein reguläres Tor. Aber weil der Schiedsrichter die Partie zu früh unterbrach, zählt der Treffer nicht. Das 2:3 ist weg, die Hoffnung dahin. «Wir haben es versucht. Am Ende war es vielleicht zu wenig. Im Nachhinein Lamentieren bringt es jetzt auch nicht», fasste Andres Ambühl kurz nach der Partie zusammen.

Video: streamable

Auch Nationaltrainer Patrick Fischer kommentierte die Szene mit dem frühen Pfiff: «Wir hatten unsere Chancen. Am Ende erzielen wir das Tor, das wird uns nicht gegeben. Ein mühsamer Tag.» Der Coach war natürlich enttäuscht. An die schönen Siege gegen Kanada und Tschechien in der Gruppenphase konnte er so kurz nach dem Aus natürlich nicht denken: «Wir wollten unbedingt nach Köln in die Halbfinals. Das Ziel haben wir verpasst.

Switzerland’s player react after their Ice Hockey World Championship quarter final match between Switzerland and Sweden in Paris, France on Thursday, May 18, 2017. (KEYSTONE/Peter Schneider)
Enttäuschte Schweizer nach dem WM-Aus.Bild: KEYSTONE

«Jeder Gegner ist verwundbar, auch Schweden», hatte Fischer im Vorfeld des Viertelfinals gesagt. In der Tat vermochten die Schweizer den klar höher dotierten Gegner ernsthaft zu fordern. Im Mitteldrittel hätten sie gar in Führung gehen müssen. Am Ende aber setzte sich die Klasse der Schweden doch durch – wie immer, wenn es in einem K.-o.-Spiel gegen die Schweizer geht. Auch im siebten Anlauf, dem ersten seit dem WM-Final 2013, mussten die Schweizer als Verlierer vom Eis.

Die Schweizer durften sich damit trösten, dass sie noch nie so nah dran waren, die Schweden aus einem WM- oder Olympia-Turnier zu werfen. Den Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1 (13.) erzielte Gaëtan Haas nach einem schönen Solo. Oliver Ekman-Larsson lenkte dabei den Puck ins eigene Tor ab, nachdem Haas die Scheibe von hinter der Linie vors Tor gespielt hatte.

Das 1:0 für Schweden durch Bäckström.Video: streamable
Das 1:1 für die Schweiz durch Gaëtan Haas.Video: streamable

Die letztlich spielentscheidende Szene ereignete sich in der 34. Minute. Die Schweizer verloren im gegnerischen Drittel die Scheibe und wurden danach von einem schnellen Gegenstoss überrascht. Ekman-Larsson bediente William Nylander, der alleine auf Leonardo Genoni loszog und die Schweden 2:1 in Führung brachte. Christian Marti vermochte dem 21-jährigen schwedischen Jungstar nicht zu folgen.

Das 2:1 für Schweden durch Nylander.Video: streamable

Die Spieler gingen aus

Marti, der nominell siebte Verteidiger, stand in dieser Szene erstmals in diesem Spiel auf dem Eis. Er kam zum Einsatz, weil der angeschlagene Philippe Furrer nicht mehr mittun konnte. Später fielen auch noch Cody Almond und Raphael Diaz aus. Weil Ramon Untersander wegen einer Oberkörper-Verletzung gar nicht erst hatte antreten können, beendeten die Schweizer die Partie mit fünf Verteidigern.

Schweizer Stimmen
Damien Brunner (Stürmer): «Es war nicht das beste und auch nicht das schlechteste Spiel. Das dritte Gegentor war ärgerlich. Im zweiten Drittel bekamen wir körperlich die Oberhand, wir gewannen viele Zweikämpfe, hielten die Scheibe tief und kreierten Chancen. Es ist ärgerlich, dass wir die Vorteile nicht in ein Tor ummünzen konnten. Die Enttäuschung überwiegt.»

Denis Hollenstein (Stürmer): «Es ist bitter. Die Enttäuschung ist gross. Wir zeigten eine starke Leistung. Hinten spielten wir solid, vorne erspielten wir uns Chancen. Der Puck wollte heute einfach nicht ins Tor. Mit nur einem Treffer wird es gegen Schweden sehr schwierig. Ich muss der Mannschaft aber ein Kompliment aussprechen, wir zeigten Charakter. Nun müssen wir das Ganze verdauen. Es ist kein einfacher Moment.» (sda)

Auch wenn den Schweizern im letzten Drittel der Schnauf – nicht zuletzt wegen der personellen Knappheit – etwas ausging, gaben sie nicht auf. Nur in der Startphase hatten sie etwas zu viel Respekt gezeigt. Dafür wurden sie nach vier Minuten mit dem 0:1 durch Nicklas Bäckström bestraft.

Das 3:1 für Schweden durch Edler.Video: streamable

Erst mit dem Ausgleich legten sie ihre Passivität ab. Wie bereits in der Gruppenphase gegen Kanada, Finnland und Tschechien vermochten sie in der Folge mit Tempo, viel Einsatz und Leidenschaft zu glänzen. Bezeichnend dafür: Als bester Spieler Schwedens wurde nach dem Spiel Stargoalie Henrik Lundqvist auserkoren.

Schweizer Steigerungslauf

Trotz der Niederlage kann die WM 2017 als Erfolg abgebucht werden. Die unerfahrene Schweizer Mannschaft, auf dem Papier nicht mit allzu viel Talent gesegnet, war mit wenig Kredit ins Turnier gestartet. In den ersten Spielen, zum Auftakt gab es einen 5:4-Sieg nach Penaltyschiessen gegen den späteren Absteiger Slowenien, deutete dann auch wenig auf ein erfolgreiches Turnier hin. Dann aber setzte Fischers Auswahl zu einem Steigerungslauf an.

Die Schweizer verblüfften mit total sechs gewonnenen Punkten gegen die Kanadier, Finnen und Tschechen. Dabei überzeugten sie auch spielerisch. Weil sie in jedem Vorrundenspiel punkteten, schlossen sie die Gruppe B im 2. Rang ab. Nur zweimal schloss eine Schweizer Mannschaft in diesem Jahrhundert eine WM mit einer besseren Klassierung ab: 2010 in Deutschland (5.) und 2013 beim Gewinn der Silbermedaille in Stockholm.

Fischers Genugtuung

Bei beiden Turnieren hiess der Trainer Sean Simpson. Nun folgte an seiner zweiten WM die erste Viertelfinal-Qualifikation für Fischer. Für den Zuger dürfte das erfolgreiche Abschneiden eine Genugtuung sein. Nach dem misslungenen WM-Debüt vor einem Jahr in Moskau war Fischer in die Kritik geraten, weil er auf Kosten der Stabilität zu offensiv spielen liess. Mit dem neuen Assistenten, dem Schweden Tommy Albelin, trat die Schweiz in Paris deutlich verbessert auf.

In neun Monaten steht mit dem Olympia-Turnier von Pyeongchang bereits der nächste Ernstkampf im Programm. Der Auftritt von Paris lässt auf einen erfolgreichen Schweizer Auftritt hoffen, umso mehr, als die NHL ihre Spieler mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht ziehen lässt und zum Beispiel die Schweden mit einer ganz anderen, deutlich schwächeren Auswahl antreten werden. (fox/sda)

Schweiz – Schweden 1:3 (1:1, 0:1, 0:1)
Paris. - 8417 Zuschauer. - SR Iverson/Kubus (CAN/SVK), Otmachow/Suchanek (RUS/CZE).
Tore: 5. Bäckström (Lindberg, Nylander) 0:1. 13. Haas 1:1 (Eigentor Ekman-Larsson). 34. Nylander (Ekman-Larsson) 1:2. 44. Edler (Joel Lundqvist) 1:3.
Strafen: 1-mal 2 Minuten gegen die Schweiz, 3-mal 2 Minuten gegen Schweden.
Schweiz: Genoni; Diaz, Furrer; Loeffel, Genazzi; Untersander, Kukan; Marti; Rüfenacht, Almond, Schäppi; Praplan, Haas, Hollenstein; Ambühl, Malgin, Herzog; Bodenmann, Suter, Suri; Brunner.
Schweden: Henrik Lundqvist; Stralman, Hedman; Brodin, Ekman-Larsson; John Klingberg, Edler; Lindholm, Rask, Landeskog; Nylander, Bäckström, Lindberg; Söderberg, Karlsson, Everberg; Eriksson Ek, Krüger, Joel Lundqvist; Nordström.
Bemerkungen: Schweiz ohne Untersander (verletzt), Richard, Hiller (beide überzählig) und Schlegel (Ersatzgoalie). Schweden ohne Carl Klingberg (Zug) und Omark (beide überzählig). - Furrer (im zweiten Drittel), Almond (nach zwei Dritteln) und Diaz (49.) verletzt ausgeschieden. - Timeout Schweiz (57.) - Schweiz von 56:20 bis 56:27 und ab 57:03 ohne Goalie. - Schüsse: Schweiz 27 (5-13-9); Schweden 29 (8-9-12). - Powerplay-Ausbeute: Schweiz 0/3; Schweden 0/1.

Die besten Bilder der Eishockey-WM 2017

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
8 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Ursus ZH
18.05.2017 23:31registriert Februar 2017
Die Schweiz scheiterte nicht wegen dem Tor-Klau. Der Titel des Artikels ist etwas irreführend. Wäre das Tor gegeben worden, hätte es immer noch eins gebraucht um in eine Verlängerung zu gehen.
Nichtsdestotrotz, das Team hat hervorragend gekämpft und allen Freude gemacht durch das ganze Turnier, mit Ausnahme des ersten Spels. Aber vielleicht war gerade dieses erste Spiel der Zündfunke. Die Zukunft wird besser!
00
Melden
Zum Kommentar
8
Der SC Bern um den Sieg betrogen oder weinende Knaben werden nicht Meister
Taktisch gehört der SCB in der zweiten Saison unter Jussi Tapola zu den besten Teams der Liga. Am Ende dieser Entwicklung unter dem finnischen Trainer wird der nächste Meistertitel stehen. Aber nur dann, wenn die Berner wieder meisterliche Härte lernen.

Diese Niederlage gegen Gottéron im Dezember wird für den SC Bern am Ende der Qualifikation höchstens noch eine ärgerliche Episode sein. Für die SCB-Ausgabe der Saison 2024/25 muss das Ziel der Gewinn der ersten Meisterschaft seit 2019 sein. Die Berner gehören inzwischen zu den taktisch besten Teams der Liga und sie haben etwas, das eine Meisterschaft entscheiden kann: die wahrscheinlich beste 4. Linie um Simon Moser, den rauen, aber schlauen Saurier mit den hölzernen Füssen, der seinen Vertrag um eine weitere Saison verlängert hat. Jussi Tapola ist drauf und dran, die einzelnen Teile zu einem meisterlichen Puzzle zusammenzustellen.

Zur Story