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«Es gehört zu einem wahren Finnen, dass er stolpert»

Alpo Suhonens Sturz bei der Eröffnungsfeier.Video: Youtube/USWorldNews
Der STolperi von Sotschi

«Es gehört zu einem wahren Finnen, dass er stolpert»

Alpo Suhonen (65) ist seit 2012 Sportdirektor des österreichischen Eishockey-Verbandes. Beim Einmarsch der Nationen bei der Eröffnungsfeier in Sotschi stürzte er vor laufenden TV-Kameras und einem weltweiten Milliarden-Publikum.
08.02.2014, 22:1509.02.2014, 08:58
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Alpo Suhonen, wie geht es Ihnen?
Alpo Suhonen: Gut, gut, ich fühle mich wie 41 Jahre alt.

Was war da los während der Eröffnungsfeier?
Ich weiss schon, was Sie denken …

… was denn?
Schon wieder ein komischer Finne, der betrunken gestolpert ist.

Niemals würde ich so etwas zu denken wagen. Aber wenn Sie es schon ansprechen: Hatten Sie zuviel getrunken?
Nein, nein, sicher nicht. Ich habe mit dem Handy Fotos gemacht und nicht auf meine Schritte geachtet und deshalb bin über irgendetwas gestolpert. Nun bin ich wirklich ein richtiger Finne.

Ein richtiger Finne? Das verstehe ich nicht ganz.
Wissen Sie, es gehört zu einem wahren Finnen, dass er stolpert. Das ist irgendwie so etwas wie unser Schicksal. Wir sind an der WM im Viertelfinale gegen Schweden schon nach einer 5:1-Führung noch gestolpert und ausgeschieden (2003 in Finnland – Schlussresultat 5:6), unser Staatspräsident ist bei einem Staatsbesuch in Schweden gestolpert und umgefallen und nach unserem WM-Titel von 2011 ist bei der Heimkehr aus Bratislava einer unserer Helden vor laufenden Fernsehkameras gestolpert …

… und nun ist mit Alpo Suhonen erstmals ein Finne während der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele gestolpert. Wie waren die Reaktionen?
Positiv. Ich habe offenbar viele Leute zum Lachen gebracht. Aus Österreich habe ich so viele Anrufe bekommen, dass ich jetzt hinterher eigentlich sagen sollte, dass ich es absichtlich getan habe. Damit mal bei einem so durchorganisierten Ereignis was Unerwartetes passiert.

2004 stand Alpo Suhonen beim SC Bern an der Bande
2004 stand Alpo Suhonen beim SC Bern an der BandeBild: KEYSTONE

Sie sind in der Schweiz fast eine Hockeykultfigur. Sie kamen schon 1970 als Trainer, arbeiteten bei den ZSC Lions, wurden mit Kloten Meister, trainierten den SC Bern. Was sagen Sie zum Scheitern Ihres Landsmannes Antti Törmänen in Bern?
Ich weigere mich, dazu etwas zu sagen. Gerade Sie sind einer der Ewiggestrigen, die immer diese Mär von Disziplin und Autorität verbreiten und den Klubmanager helfen, uns Trainer zu destabilisieren. Denken Sie denn, Hockeyspieler müssen behandelt werden wie Kinder? Nein, Hockeyspieler sind erwachsene Männer.

Das sehe ich nicht so. Es sind Männer, die gut bezahlt werden um zu spielen. Nicht um zu arbeiten. Darum sind sie wie Kinder …
… da haben wir sie wieder Ihre ewiggestrigen Ansichten. Ich sage Ihnen: Antti Törmänen ist nur an seiner mangelnden Erfahrung als Coach gescheitert. Heute weiss ich: Selbst nach zehn Jahren weiss man immer noch nicht, wie es eigentlich geht. Aber es kann in einer Hockeykarriere nicht immer alles gut gehen. Hin und wieder muss man halt auch stolpern.

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