Im Sommer 2016 bekommen die Klubs die Möglichkeit, mit einem Farmteam direkt in die damalige NLB einzusteigen. Zug tut dies mit der inzwischen wieder aufgelösten Academy. Ambri und Lugano steigen mit den Ticino Rockets ein, die als Basis den sportlichen Aufsteiger Biasca haben.
Inzwischen ist Lugano ausgestiegen und es gibt auch keine anderen Klubs mehr aus der National League, die sich beteiligen. Ambri muss den ganzen Aufwand von rund 1,5 Millionen allein stemmen. Aber Ambri hat eigentlich das Geld nicht, um ein Farmteam zu bestreiten.
Was nun? Die Ticino Rockets habe jetzt sieben magere Jahre hinter sich. Es hat nur einmal für die Pre-Playoffs gereicht. Auch das Publikumsinteresse hält sich in einem überschaubaren Rahmen: Letzte Saison wollten durchschnittlich 114 Männer, Frauen und Kinder die Heimspiele sehen. Und doch ist es eine Erfolgsgeschichte. Hier haben Luca Cereda und Jan Cadieux ihr Trainerhandwerk erlernt. Ambris Sportchef Paolo Duca geht davon aus, dass mindestens 50 Spieler einen wichtigen Teil ihrer Ausbildung bei den Rockets bekommen haben. Die sportliche Differenz zwischen der höchsten Juniorenliga zur National League ist zu gross. Es braucht die Zwischenstufe Swiss League.
Die SCL Tigers positionieren sich als Ausbildungsklub. Die Langnauer haben in den letzten Jahren intensiv mit dem SC Langenthal zusammengearbeitet und dort Spieler platziert. Nun sind die Langenthaler freiwillig in die höchste Amateurliga abgestiegen. Den SCL Tigers fehlt dadurch eine ganze Ausbildungsstufe. Eine Kooperation mit Visp, La Chaux-de-Fonds oder Olten funktioniert nicht. Weil beide Teams Ambitionen nach oben haben. Und Basel ist mit dem SC Bern liiert.
Bis Ende April muss Ambri für die Ticino Rockets eine Lösung finden. Finanziell und politisch. Finanziell braucht Ambri einen Partner, der die Kosten tragen hilft. Politisch das Gastrecht in Bellinzona. Der Standort Biasca wird vom Frauenteam beansprucht. Die Rockets müssen für nächste Saison eine neue Heimat finden.
Ambris Präsident Filippo Lombardi ist in diesen Tagen fast nur noch mit den Rockets beschäftigt. Er sagt in der ihm eigenen blumigen Sprache: «Ach, die Rockets fressen meine Energie, meine Seele und mein Herz. Wir müssen diese Woche eine Lösung finden. Sonst gibt es die Rockets nicht mehr.»
Langnaus Sportchef Pascal Müller bestätigt intensive Gespräche mit Ambri. Filippo Lombardi sagt auf Anfrage: «Ja, es stimmt, wir führen intensive Verhandlungen mit Langnau.» Diese Gespräche haben bereits auf höchster Ebene bei einer Geheimsitzung mit Filippo Lombardi, Langnaus Präsident Peter Jakob, dem Präsidenten der SCL Young Tigers und den beiden Sportchefs Paolo Duca und Pascal Müller stattgefunden.
Sie endeten mit einer Einigung. Für die Möglichkeit, Spieler zur Aus- und Weiterbildung nach Bellinzona zu schicken, ist Langnau bereit, sich sofort mit einer sechsstelligen Summe zu beteiligen, um den Spielbetrieb für die nächste Saison zu sichern. Kosten, die über die Nachwuchsorganisation laufen sollen. Aber noch fehlt die Zusage der Lokalpolitiker für die Züglete nach Bellinzona. Das ist nun Sache des grossen Vorsitzenden und Diplomaten Filippo Lombardi.
Die zwei Teams aus den strukturschwächsten Regionen der Schweiz (Emmental und Leventina) spannen bei der Ausbildung der Spieler zusammen: Gelingt das Projekt, dann ist es ein historischer Schritt. Die ganze Angelegenheit sagt uns noch etwas: wie tief, ewig und heftig die Rivalität zwischen Ambri und Lugano sein muss, wenn Lugano Ambri beim Projekt Rocinotti Rockets im Regen stehen lässt und Langnau helfen muss ….