Ähnliches sagen die Spieler vieler siegreicher Nationalteams. Die Botschaft von Torhüter Noor Sabri ist dennoch etwas anderes. Denn als er sie sagt, ist seine Heimat, der Irak, ein Land des Hasses. Schiiten, Sunniten und Kurden befinden sich nach dem Irak-Krieg (2003) in einem Bürgerkrieg.
Es gibt Selbstmordattentate und Bombenanschläge, Zehntausende Zivilisten sterben, Millionen Menschen flüchten ausser Landes. Die Fussball-Nationalmannschaft trainiert ebenfalls im Ausland und trägt ihre Heimspiele im Exil aus.
In diesem traurigen Alltag sind die Leistungen der «Löwen von Mesopotamien» am Asien-Cup 2007 mehr als nur willkommene Ablenkung. Schlüssel zum Erfolg ist ein 3:1-Sieg gegen Australien in der Gruppenphase, dank dem der Irak weiterkommt. Seine weiteren Vorrundenspiele enden Unentschieden (1:1 gegen Thailand, 0:0 gegen den Oman).
In der K.o.-Phase wird dann Yunis Mahmud zum grossen Helden. Der Captain schiesst im Viertelfinal beide Treffer zum 2:0-Sieg gegen Vietnam und auch im Final im indonesischen Jakarta ist er beim 1:0-Erfolg über Saudi-Arabien der einzige Torschütze. Dazwischen gewinnt der Irak den Halbfinal gegen Südkorea nach 120 torlosen Minuten im Penaltyschiessen – und zuhause verlieren bei den Feierlichkeiten mindestens 50 Menschen ihr Leben bei Bombenanschlägen.
Nicht umsonst spricht Trainer Jorvan Vieira vom «gefährlichsten Job im Fussball». Der Brasilianer, der zuvor mit Klubs in Marokko, Kuwait und Oman Titel gewonnen hatte, tritt nach dem Erfolg am Asien-Cup zurück. «Wir haben dem irakischen Volk ein Lächeln gebracht», sagt er zum Abschied.
Seine Mannschaft ist ein Spiegelbild des Landes. Finaltorschütze Yunis Mahmud ist Sunnite, den Corner zu dessen Kopfballtor schlug der Kurde Hawar Mohammed und Goalie Noor, der zum vierten Mal in Folge keinen Treffer kassiert, ist Schiite. «Dieser Sieg ist ein Geschenk für das vereinte irakische Volk, für die verschiedenen Spektren der irakischen Bevölkerung», betonte Mittelfeldspieler Nashaat Akram.
Der Bevölkerung bringt der Coup der Fussballer aber nur kurzzeitig Ablenkung. Eine hohe Arbeitslosigkeit, der Mangel an Lebensmittel und Wasserversorgung bestimmen das Leben vieler Iraker; in dieser Hinsicht ist es noch schlimmer als unter Diktator Saddam Hussein.
2011 ziehen die USA ihre Truppen ab, doch von Frieden im Irak kann weiter nicht die Rede sein. Aufständische kämpfen gegen die Zentralregierung, die Gewalt zwischen religiösen Gruppen hält an.
Die Fussballer sind ebenfalls schnell wieder zurück in ihrem Alltag. Die WM-Teilnahme 1986 (drei Spiele, drei Niederlagen) ist bis heute die einzige geblieben, auch am Asien-Cup schafft es der Irak nach dem Triumph 2007 nicht mehr in einen Final.