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Kloten – ein neuer Präsident und eine neue graue Eminenz

Der neue EHC Kloten Cheftrainer Kevin Schlaepfer, Mitte links, mit seiner Freundin Nicole, links, EHC Kloten Verwaltungsratsmitglied Mike Schaelchli, Mitte rechts, und Praesident Hans-Ulrich Lehmann,  ...
Mike Schälchli (2. v. r.) war von 2018 bis 2023 Verwaltungsratspräsident des EHC Kloten. Bild: KEYSTONE
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Kloten – ein neuer Präsident und eine neue graue Eminenz

Mit Mike Schälchli (50) zieht sich einer der besten Präsidenten der Klubgeschichte zurück. Sein Nachfolger Jan Schibli (52) hat es gut: Wenn er nicht weiterweiss, kann er seinen Vorgänger fragen.
23.08.2023, 10:1623.08.2023, 13:29
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Romantiker werden monieren, Mike Schälchli habe nie in die Schuhe von so grossen Vorsitzenden wie etwa Jürg Ochsner, den Baumeister der Dynastie mit vier Titeln (1993, 1994, 1995, 1996), gepasst. Das mag richtig sein. Und doch hat der wohl einflussreichste Event-Manager der Schweiz in sieben Jahren Führungsarbeit (davon die vier letzten als Präsident) eine Leistung vollbracht, die mindestens so hoch zu bewerten ist wie eine Meisterfeier: Er hat Kloten nach den ruinösen Jahren des Grössenwahnes nicht nur wieder in die höchste Liga geführt. Noch wichtiger: Er hat Kloten nach der Amtsübernahme am 24. Dezember 2019 die DNA zurückgegeben.

Unter Mike Schälchli ist aus den Flyers wieder ein EHC geworden. Unter ihm sind Demut, Leidenschaft und das Bekenntnis zum Dorf zurückgekehrt. Der EHC ist wieder in seinem Umfeld vernetzt. Kloten mag eine Stadt sein. In der DNA sind die Klotener Langnau näher als Zürich. Viele haben über die Jahre Geld in Klotens Hockey-Kultur investiert. Ererbtes oder selbst verdientes. Aber Mike Schälchli hat Kloten Geist und Geld gegeben wie zuletzt Peter Bossert.

Die Struktur des Unternehmens ist interessant: Der Klub ist im Besitz von acht Aktionären, die alle gleich viel Kapital halten und die alle als Millionäre ihre Vermögensbildung längst abgeschlossen haben. Mike Schälchli und sein Nachfolger Jan Schibli gehören dazu. Diese Männerrunde sorgt für eine bemerkenswerte Stabilität. Die Schibli-Elektrogruppe ist Klotens Hockey seit gut und gerne 30 Jahren verbunden. Jan Schibli hat Kloten über die Jahre und in schwierigsten Zeiten die Treue gehalten und Kenner schätzen, dass er einst mit einem siebenstelligen Forderungsverzicht dafür gesorgt hat, dass der Klub nicht von der Hockeylandkarte verschwunden ist.

Der neue Vorsitzende wird nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen sein. Erstens hat er in Kloten schon sportlich und wirtschaftlich alles erlebt und durchgestanden, was es im Hockey zu erleben und durchzustehen gilt. Zweitens ist seine Situation durchaus vergleichbar mit jener des neuen Trainers Gerry Fleming: Auch sein Vorgänger Jeff Tomlinson ist als graue Eminenz (als Berater) weiterhin für das Unternehmen tätig.

Mike Schälchli hat Kloten nach dem Wiederaufstieg mit einem Budget von 16,2 Millionen sportlich und wirtschaftlich in der höchsten Liga stabilisiert. Trotz so viel Sachverstand, Vernunft und Bescheidenheit ist und bleibt das Hockey-Geschäft auch in Kloten defizitär. Zwar ist inzwischen eine interne «Lohnobergrenze» durchgesetzt worden: Kein Schweizer verdient mehr als 300'000 Franken brutto, kein Ausländer mehr als 200'000 Franken netto. Aber Kloten dürfte nach Schätzungen von Gewährsleuten auch in der erfolgreichen vergangenen Saison (Kloten hat als Aufsteiger die Pre-Playoffs erreicht und die Kellermeisterschaft gewonnen) gut und gerne 600'000 Franken Verlust eingefahren haben. Das mag auf den ersten Blick sehr viel Geld sein.

Aber das Minus kann dank der breit abgestützten Besitzerstruktur mit den «Generous Eight from the Village» gut aufgefangen werden. Da muss jeder der acht Aktionäre lediglich rund 75'000 Franken nachlegen. Was den Pegelstand in ihren gut gefüllten Geldspeichern vergleichsweise nicht stärker beeinflussen dürfte als eine Einladung zum Nachtessen mit Vorspeise, Hauptgang, Dessert und erlesenem Wein das Portemonnaie eines Chronisten.

Der Klotener Head Coach Jeff Tomlinson, links uns sein Assistant Coach Kimmo Rintanen hinter der Bande, im Eishockey-Qualifikationsspiel der National League zwischen dem HC Davos und dem EHC Kloten, a ...
Seit der Saison 2022/23 spielt Kloten wieder in der obersten Liga. Bild: keystone

Gibt es ein Comeback von Mike Schälchli? Ähnlich wie von Berns Marc Lüthi, der sich vom Präsidenten wieder zum Manager gemacht hat? Damit ist eigentlich nicht zu rechnen. Er wird sich als «graue Eminenz» im guten Sinne im Kreise der acht Klubbesitzer sehr wohlfühlen und sein immenses Beziehungsnetz (auch im internationalen Hockey) weiterhin zur Verfügung stellen. Weil es eigentlich keine Rolle spielt, wer unter Mike Schälchli Präsident in Kloten ist. Das ist auch für den EHC Kloten gut so.

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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Analis Myrosette
23.08.2023 11:22registriert April 2023
Sympathischer Verein, weiter so
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Dr no
23.08.2023 12:11registriert Mai 2018
Trotz aller Lobhuddelei: Bei der Vermarktung der Swissleague hat er nicht sooo einen guten Job gemacht. (was auch absehbar war, als Kloten in die NL aufgestiegen ist).
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NieKlaus
23.08.2023 12:20registriert April 2021
Ich hätte nicht gedacht das es Herr Schächli schafft den Verein wieder so aufzustellen. Hier haben er und sein Team eine super Leistung erbracht.
Bim gespannt wie er die "graue Eminenz" auslebt.
Der Fall Bern zeigt das dies für alle Seiten nicht immer einfach ist.
Ich würde mir wünschen das er nicht den selben Geltungsdrang entwickelnt wie Herr Lüthi.
Aber ich bin sehr optimistisch das der EHC auch diese Saison wieder ein super Bild abgeben wird. Auf und neben dem Eis
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