Während sich die besten Eishockey-Nationen der Welt auf die WM in Tschechien vorbereiten, läuft derzeit im italienischen Bozen die WM in der Division 1A.
Für alle, die sich im Eishockey nicht auskennen, hier die rasche Erklärung: Die Eishockey-Weltmeisterschaft findet im Ligen-System statt. Es gibt die Weltgruppe (mit der Schweiz, Kanada, Schweden etc.), dann die Divisionen 1A, 1B, Division 2, Division 3 und Division 4. In der Division 1A spielen sechs Teams um die zwei Aufstiegsplätze in die Weltgruppe und gegen den Abstieg in die Division 1B.
Zu den Aufstiegskandidaten gehört auch Ungarn, das 2008, 2015 und 2022 den Sprung in die Topgruppe bereits geschafft hatte, aber jeweils sofort wieder abstieg. Die ersten zwei Spiele gewannen die Ungarn gegen Japan (3:1) und Südkorea (6:2) souverän. Doch am Mittwoch setzte es ausgerechnet gegen Rumänien eine 1:2-Niederlage ab. Zwar liegt die Mannschaft aktuell noch auf dem ersten Platz, doch die Stimmung ist vor den entscheidenden Duellen gegen Italien und Slowenien alles andere als gut.
«Unser Nationaltrainer ist leider ein Clown», sagte Stürmer Vilmos Gallo, der sein Geld in der schwedischen SHL bei Linköping verdient, live im ungarischen Fernsehen. Er gebe in jedem Spiel sein Bestes, aber der Trainer versuche, ihn zu Fall zu bringen, wetterte der 27-Jährige. Gallo sprach damit die Tatsache an, dass Trainer Don MacAdam den Führungsspieler aus dem Powerplay genommen und in die hinteren Sturmlinien verbannt hat.
Es scheint, als hätte die Mannschaft genug von MacAdam. Der 73-jährige Kanadier war beim ungarischen Verband eigentlich in der Rolle des Nationalmannschaftsdirektors. Doch als Aufstiegstrainer Kevin Constatine im vergangenen Sommer hinwarf, fand MacAdam keinen Nachfolger, sodass er selbst das Traineramt übernahm.
«Ich weiss nicht, wie ich es ausdrücken soll. Die Atmosphäre in der Umkleidekabine war leider nicht gut. Es ist schwer, sich auf das Spiel einzulassen, wenn die Mannschaft so sehr durcheinandergebracht wird», haderte Torhüter Bence Balizs nach der Niederlage gegen Rumänien mit der Situation. Es sei natürlich so, dass man als Spieler die Mentalität haben müsse, so etwas hinter sich zu lassen. «Aber das ist schwer, wenn man tagelang von jemandem angegriffen wird, der zur eigenen Mannschaft gehört.»
MacAdam schiebt die Schuld hingegen auf SHL-Stürmer Gallo ab: «Ein Spieler hat sich geweigert, zu spielen, weil er aus dem Powerplay gestrichen wurde. Er hat die Energie aus dem Team gezogen.»
Der Verband deckt währenddessen weiterhin seinen Trainer, obwohl dieser schon länger kritisiert wird, wie ungarische Medien schreiben. «Die Äusserungen von Vilmos Gallo waren eines Profisportlers nicht würdig. Was auch immer in der Umkleidekabine vor dem Spiel am Mittwoch passiert ist, ist eine interne Angelegenheit der Nationalmannschaft», hiess es in einer Mitteilung. Der Trainerstab und die Spieler seien angewiesen, nun einen gemeinsamen Weg aus der Frustration zu finden.
Viel Zeit bleibt den Ungarn nicht. Heute Abend um 19.30 Uhr steht das Duell gegen Gastgeber Italien an. Morgen Abend (19.30 Uhr) geht es dann gegen Slowenien. In diesen Spielen wird sich entscheiden, wer für nächstes Jahr in die Topgruppe aufsteigt.