Die Entscheidung ist für die Unternehmen (Klubs) im Profihockey und -fussball von existenzieller Bedeutung: Wird die bis Ende August gültige Begrenzung auf 1000 Personen im Stadion gelockert? Beziehungsweise wann wird sie gelockert?
Inzwischen haben die Klubs sehr gute Sicherheitskonzepte erarbeitet und detailliert publiziert. Das Ziel: Nicht mehr die Anzahl Personen ist entscheidend. Sondern die Stadionauslastung («Prozentregel»). Angestrebt wird eine Auslastung der Arenen von 50 bis 60 Prozent ab 1. September.
Der Bundesrat trifft morgen Mittwoch eine Entscheidung. Erwartet wird von den Fussball- und Hockeybürogenerälen eine klare Order ohne «Wenn & Aber». Am liebsten eine Freigabe nach «Prozentregel» per 1. September.
Aber es geht um Politik. Die Politikerinnen und Politiker sitzen im «Driver Seat». Der Sport ist in dieser Sache auf Gedeih und Verderb der Politik ausgeliefert. Die Politikerinnen und Politiker ticken nicht gleich wie die an klare Entscheidungen und Verantwortlichkeiten gewohnten Macherinnen und Macher der Privatwirtschaft. Der Profisport ist ein Teil der Privatwirtschaft.
Aus dem weitverzweigten Fuchsbau der Bundespolitik melden verlässliche Gewährsleute zwei Trends.
Trend 1. Die «Bersetisten» – also der harte Kern um den zuständigen Bundesrat Alain Berset – möchten einen Kompromiss. Freigabe nach «Prozentregel» erst ab 1. Oktober. Damit den zuständigen Kreisen – Bundesamt für Sport (BASPO), Kantone, Gemeinden, Swiss Olympic, Klubs – etwas mehr Zeit bleibt für die Ausarbeitung der Sicherheitskonzepte. Während die Konzepte in den Stadien sehr gut durchdacht und klar sind, gibt es noch kleine Justierungswünsche beim An- und Abmarsch der Matchbesucherinnen und Matchbesucher. Nur im Stadionbereich («Stadionperimeter») ist der Klub für die Umsetzung des Sicherheitskonzeptes verantwortlich, ausserhalb auf öffentlichem Grund und Boden nicht mehr.
Eine Verschiebung der Freigabe auf den 1. Oktober wird von den «Bersetisten» auch angeregt, weil der Entscheid des Bundesrates ja noch in eine entsprechende bundesrätliche Verordnung umgemünzt werden muss. Die Mühlen der tüchtigen Verwaltung brauchen ihre Zeit, um eine solche Verordnung zu mahlen.
Trend 2. Die «Lüthianer» befürworten eine Aufhebung der 1000er-Regel und eine Freigabe nach «Prozentregel» per 1. September. Die Bezeichnung «Lüthianer» steht für die den Erfordernissen der Privatwirtschaft etwas näherstehenden Politikerinnen und Politiker. SCB-Manager Marc Lüthi ist die gesamtschweizerisch akzeptierte und in Bundesbern gut vernetzte «Lichtgestalt» dieses politischen Lagers. Daher die Bezeichnung «Lüthianer».
Im Fussball ist der Meisterschaftsstart für den 11. September geplant, im Eishockey für den 18. September. Mit der Kompromisslösung 1. Oktober könnte das Eishockey leben. Spielplan-Chef Willi Vögtlin sagt: «Bei einer Freigabe am 1. Oktober werden die bis zu diesem Zeitpunkt ausgefallenen sieben Runden einfach am Schluss der Qualifikation nachgeholt und wir haben immer noch genug Zeit für die Nationalmannschaftspausen und für die vollständigen Playoffs.»
Auch für Liga-General Denis Vaucher wäre eine Verschiebung auf den 1. Oktober machbar. «Aber wichtig ist für uns, dass es am Mittwoch einen Entscheid gibt. Für uns wäre es fatal, wenn es morgen keine Entscheidung gibt und wir weiterhin nicht wissen, woran wir sind.»
Das ist wohl die wichtigste und unbestritten berechtigte Forderung: ein bundesrätlicher Entscheid, der Klarheit schafft.
Also wenn zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts konkretes erarbeitet wurde, wird auch 1. Oktober nicht realistisch. Aber das wird ja hoffentlich nicht so sein?...