Marco Müller (27) ist im letzten Sommer aus einem weiterlaufenden Vertrag in Ambri ausgestiegen und nach Zug gezogen. Er hat sich auch in Zugs Meisterteam zu einem wichtigen Spieler entwickelt. Auf der linken Aussenbahn ist er ein dominierender Flügel, der seine Mitstürmer besser macht. Nun wechselt er auf nächste Saison mit einem Dreijahresvertrag zu Lugano. Sportchef Hnat Domenichellis bisher bester Transfer.
✍️ La società bianconera ha firmato un accordo triennale, valido per le stagioni 2022/23, 2023/24 e 2024/25, con l’attaccante Marco Müller, nato a Zuchwil il 21.01.1994.#NonMollareMai #LVGA https://t.co/ejJMHcVzkp
— Hockey Club Lugano (@OfficialHCL) January 10, 2022
Zugs Sportchef Reto Kläy gibt zu, dass er durch diesen Transfer überrascht worden ist. «Wir waren uns eigentlich über eine Vertragsverlängerung einig.» Aber eben: Ein Vertrag ist erst ein Vertrag, wenn die Tinte der Unterschrift trocken ist.
Nun sucht Zug einen Ersatz für Marco Müller. Einen dominierenden Flügel für die linke Aussenbahn, der seine Mitstürmer besser macht. Und siehe da: Es gibt diesen linken Flügel auf dem Transfermarkt. Ambris Dominic Zwerger (25). Er ist noch eine Spur besser als Marco Müller und wenn Reto Kläy Marco Müller durch Dominic Zwerger ersetzen kann, macht er sogar einen erheblichen Transfergewinn.
Ambris Sportchef Paolo Duca rechnet bei Dominic Zwerger allerdings so mit einer Vertragsverlängerung wie Reto Kläy bis vor ein paar Tagen mit Marco Müllers Vertragsunterschrift.
Dominic Zwerger zu Zug? Der österreichische Kult-Nationalstürmer mit Schweizer Lizenz sagt, es spreche nichts gegen eine Prolongation in Ambri. Ambri sei sein Herzensclub. Aber er sagt eben auch: «Es gibt noch keine trockene Tinte einer Vertragsunterschrift.»
Die Frage geht also an Reto Kläy: Hatten Sie schon Kontakt mit Dominic Zwergers Agenten Patrick Pilloni? «Nicht direkt». Nicht direkt? Wie funktioniert im Transferbusiness ein indirekter Kontakt? Über Gewährsleute? Über Sendboten? Zugs smarter Sportchef hat Sinn für Ironie und gibt zu, dass er mit Patrick Pilloni immer wieder mal Kontakt habe. Aber er verrät natürlich nicht, worüber er mit dem tüchtigen österreichischen Spieleragenten spricht. Spricht er mit ihm nicht über Dominic Zwerger, dann macht er seinen Job nicht. Aber Reto Kläy sagt auch, es geben noch andere Kandidaten. Was ein Sportchef halt so sagt, wenn er nichts sagen will.
Für Dominic Zwerger wäre ein Wechsel nach Zug der logische nächste Karriere-Schritt. Im Sommer 2017 kommt er nach vier Jahren auf höchstem nordamerikanischen Juniorenlevel zu Ambri. In der Leventina ist er zu einem der smartesten Spielmacher der Liga gereift. Zeitweise umweht sogar ein Hauch von Genie sein Spiel.
Mit Dominik Kubalik bildet er in der Saison 2018/19 ein magisches Duo. Die beiden produzieren gemeinsam 99 Punkte und 42 Tore und stürmen mit Ambri auf Rang 5. Aber im Sommer 2019 wechselt Dominik Kubalik in die NHL. Seither müht sich Dominic Zwerger in Ambri über weite Strecken neben holzhändigen und lahmfüssigen Ausländern im Keller der Liga ohne Aussichten auf Playoff-Ruhm.
Leiden, kämpfen, hoffen, sportlich darben – das gehört zum Mythos Ambri. Hockey-Romantik zwischen hohen Bergen statt Ruhm im Flachland. Aber die Versuchung ist halt gross, mit einem Wechsel nach Zug den nächsten, grossen Karriereschritt zu wagen. Und nicht mehr um die Existenz, sondern um den Titel zu spielen. Und dem Traum NHL wäre Dominic Zwerger in Zug womöglich etwas näher als in Ambri.
Ambris charismatischer Sportchef Paolo Duca steht vor der grössten Herausforderung seit der Amtsübernahme (2017). Verteidigungsminister Michael Fora hat er auf nächste Saison bereits an den HC Davos verloren. Geht nun mit Dominic Zwerger auch noch einer der besten, wichtigsten und populärsten Stürmer mit Schweizer Lizenz, dann muss er eine der schwersten Transferniederlagen seit dem Wiederaufstieg in die höchste Liga (1985) erklären. Marco Müller ist Luganos Königstransfers, der Ambris Sportchef zum Helden (Zwerger bleibt) oder zum Deppen (Zwerger geht nach Zug) machen kann.
Die Vertragsverlängerung mit Dominic Zwerger ist für Ambri mehr als bloss ein Transfergeschäft. Sie ist ein Politikum. Geht auch Dominic Zwerger, wird Ambri in den Grundfesten erschüttert. Denn: Was nützt der schöne, neue Hockey-Tempel, wenn die Besten gehen? Und die Kritiker werden sich auf einmal wieder daran erinnern, dass Paolo Duca ja bereits Marco Müller im letzten Sommer trotz laufendem Vertrag nicht von einem Wechsel nach Zug abhalten konnte. Bleibt Dominic Zwerger hingegen, dann ist Paolo Duca der Held, der es verstanden hat, einem Spieler zu erklären, dass der Mythos Ambri viel mehr Wert hat als alles Geld, das ein Titan der Liga offeriert.
1-2 Jahre später würden diese Sportchefs die Spieler natürlich gerne wieder zurückhaben, aber dann melden sich die ganz grossen Clubs mit besseren Titelchancen und dann wollen diese Spieler natürlich nicht mehr unbedingt zurück zum bisherigen Club...
Somit macht Duca nichts falsch, es sind einfach die Regeln vom Spielertransfer-Markt, dass irgendwann ein grösserer Club mit grösserer Transfer-Kasse kommt..
Also Eismeister, wieso loben Sie den Müller immer als wäre er einer der Top 10 Stürmer auf CH-Eis. Er ist der 3. Beste in seiner eigenen Linie