Selbst Spieler mit den Herzen von Champions sind verloren, wenn dem Management der meisterliche Verstand abhandenkommt. Zugs klares Scheitern gegen Servette (1:4) ist selbst verschuldet.
Zahlen sagen nicht immer die Wahrheit. Aber manchmal schon. Zug und Servette haben alle Ausländerlizenzen für Feldspieler eingelöst. Hier der Vergleich in Skorerpunkten. Da es sich hier nicht um eine Polemik, sondern um eine staubtrockene Analyse handelt, folgen nun ein paar langweilige Abschnitte.
Zugs Stürmer Brian O’Neil, Jan Kovar, Justin Abdelkader, Carl Klingberg und Carter Camper sowie die Verteidiger Christian Djoos, Niklas Hansson und Adam Almquist haben in den Playoffs 21 Skorerpunkte (5 Tore) erreicht.
Servettes Stürmer Teemu Hartikainen, Linus Omark, Valtteri Filppula und Daniel Winnik sowie die Verteidiger Sami Vatanen, Henrik Tömmernes und Yohann Auvitu waren in den Playoffs mit 46 Skorerpunkten (15 Tore) mehr als doppelt so produktiv.
Im Halbfinal ist es noch eindeutiger: Wir notieren für Zugs Ausländer 7 Skorerpunkte (2 Tore). Für jene von Servette 21 Punkte (7 Tore). Daher logisch: im entscheidenden fünften Spiel (3:2) haben Servettes Ausländer zweimal getroffen. Zugs Ausländer sind leer ausgegangen. Wie zuvor schon bei der 2:3-Heimniederlage in der vierten Partie.
Es liegt in der Natur von Statistiken, dass sie auf verschiedene Art und Weise interpretiert werden können. Grad so wie es einem Chronisten in den Kram passt. Aber in diesem Fall gibt es einfach keinen Interpretationsspielraum: Servette hatte in jeder nur erdenklichen Beziehung die ganz klar besseren Ausländer als Zug. Wie wir es auch drehen und wenden: Servettes Ausländer haben im Halbfinal die Differenz gemacht.
Ohne die auf diese Saison beschlossene Erhöhung von vier auf sechs Ausländer wäre es für Servette unmöglich gewesen, die aktuelle Spielstärke zu erreichen. Sportchef Marc Gautschi hat die Chance genutzt und sein Team mit zwei zusätzlichen hochkarätigen Einzelspielern verstärkt. Teemu Hartikainen und Linus Omark haben im Halbfinal allein vier Tore und sieben Punkte gebucht. Auf dem Schweizer Markt hätte er Spieler dieser Qualität nicht finden und finanzieren können.
Servette verdankt also die Entwicklung vom guten zum grossen Team seinen Ausländern und damit ausgerechnet Zugs Manager Patrick Lengwiler: Er hat an vorderster Front monatelang hartnäckig und vehement für die Erhöhung der Anzahl Ausländer geweibelt.
Der Einwand ist berechtigt, dass ja auch Zug die Chance gehabt hätte, die sechs Ausländerpositionen erstklassig zu besetzen. Aber das ist Sportchef Reto Kläy weder vor noch während der Saison gelungen. Offenbar auch deshalb, weil ihm Patrick Lengwiler das dafür erforderliche Budget nicht bewilligt habe. Das zumindest sagen Gewährsleute aus dem Klub. Der auf diese Saison verpflichtete Peter Cehlarik ist noch während der Qualifikation gegen den noch schwächeren Carter Camper eingetauscht worden. Der Amerikaner und die im Laufe der Saison «eingeflogenen» Justin Abdelkader und Adam Almquist wären bei Servette gar nicht eingesetzt worden.
Patrick Lengwilers angebliches Sparprogramm zur Unzeit habe zudem für Unruhe in der Kabine gesorgt: Wegen des Sparzwanges habe Reto Kläy seinem wichtigsten Verteidiger Christian Djoos nur eine Vertragsverlängerung zu tieferem Lohn offerieren können. Saläre von Schlüsselspielern ohne Not reduzieren, kann toxisch sein. Der Schwede sei so frustriert gewesen, dass er aus Trotz im Februar ein Angebot von Lausanne angenommen habe, das ungefähr dem Lohn entspreche, den er bisher in Zug bekommen habe.
Wenn das so ist, dann können wir sagen: Er ist von Lausanne nicht abgeworben worden. Zug hat ihn sozusagen «vertrieben». Dass er in den Playoffs sein letztjähriges Leistungsniveau (15 Spiele, 12 Punkte, plus 10) nicht mehr ganz erreicht hat, ist eigentlich keine Überraschung.
Alle drei während der Saison verpflichteten Ersatzausländer (Adam Almquist, Justin Abdelkader, Carter Camper) waren gemessen an den Ansprüchen eines Meisters einfach nicht gut genug. Aber halt günstig. Günstige Ausländer sorgen für Unmut: Weil der Trainer schon aus politischen Gründen immer sechs Ausländer einsetzen und mit gehörig Eiszeit ausstatten muss, kommen Schweizer, die eigentlich besser oder sicherlich gleich gut sein könnten, nicht mehr richtig zum Zug.
Zum Beispiel Nationalstürmer und Eigengewächs Yannick Zehnder. Er ist in den Playoffs gerade noch etwas mehr als fünf Minuten pro Partie eingesetzt worden und hat – logisch – eine statistische Playoff-Brille (0 Tore/0 Assists). Vor einem Jahr hat er zum Meistertitel mit mehr als 13 Minuten Eiszeit in den Playoffs vier Tore und sieben Assists beigesteuert und war fünftbester Playoff-Torschütze des Meisters. Nun verlässt er Zug und wechselt zu den ZSC Lions.
Es braucht grosse Investitionen, um eine Meisterschaft gewinnen zu können. Diese Investitionen haben die Zuger in den letzten Jahren umsichtig und mit viel Sachverstand gemacht. Es braucht aber noch grössere Investitionen, um die Spielstärke eines Meisterteams über längere Zeit zu erhalten und um die Zusatzbelastungen (Champions Hockey League) gut verkraften zu können. Deshalb ist es so schwierig, eine Dynastie (vier Titel hintereinander) aufzubauen. In unserem Sportbusiness ist die Erhaltung eines Meisterteams nie rentabel.
Patrick Lengwilers Sparprogramm – so wie es Gewährsleute aus seinem Klub schildern – kann unter Umständen auch Zugs Zukunft als absolutes Spitzenteam gefährden. In einem Jahr muss ein Nachfolger für Leonardo Genoni gefunden werden. Das dürfte beim aktuellen Sparkurs – so er durchgezogen wird – nicht ganz einfach, weil bereits recht viel Geld durch lange Verträge – Sven Senteler, Fabrice Herzog und Dominik Schlumpf bis 2026, Lino Martschini bis 2027 und Grégory Hofmann bis 2028 – blockiert ist. Der Spielraum des Sportchefs ist nicht sehr gross.
Im Wesentlichen haben also selbst verschuldete Faktoren Zug die Titelverteidigung gekostet: Die Spielstärke des Gegners (die erst ein von Patrick Lengwiler vorangetriebenes politisches Manöver – die Erhöhung der Anzahl Ausländer – ermöglicht hat) und das von Zugs Manager offenbar angeordnete Sparprogramm.
Das alles soll die grossen Verdienste von Patrick Lengwiler in keiner Art und Weise schmälern. Er hat in den letzten Jahren sehr vieles richtig gemacht. Er ist der Architekt, der das grosse, meisterliche Zug gebaut hat und zählt zu den allerbesten Sportmanagern im Land.
Er kann sich trösten: Selbst grosse Männer des Jahrhunderts wie Winston Churchill, Marc Lüthi oder John F. Kennedy haben hin und wieder falsche Entscheidungen getroffen.
Da darf sich wahrlich auch Zugs tüchtiger Manager ausnahmsweise mal ein wenig irren.
Diese Entwicklung macht mir sehr grosse Sorgen. Über kurz oder lang werden wir im uns Welteishockey wieder um Rang 7 - 10 wieder spielen. Zug ist der Beweis, wie man Schweizer Spieler ohbe Not stagnieren lässt.
Warum nur sind wir von 4 auf 6 Ausländer gegangen? Weil wir arrogant sind.
Im Artikel gehts eigentlich um den EVZ. Um es in zauggscher Manier zu sagen: Zug hat beschlossen, sich selber zu demontieren.
😂😂; made my day!
(hat Klausi so nebenbei bei Lüthi was gut zu machen?)