Praktisch jedes Spiel ausverkauft. Fanmärsche mit fünfstelligen Teilnehmerzahlen. Ein Nationalteam, das die Menschen im Land berührte. Die Fussball-EM der Frauen in der Schweiz war im Juli ein grosser Erfolg.
Auf einen Rausch folgt jedoch oft ein Kater. Wenn heute die Saison 2025/26 der Women's Super League (WSL) startet, werden die Besucherzahlen wieder häufiger drei- als fünfstellig sein. Werden Medien weniger ausführlich über den Frauenfussball berichten. Werden die Resultate vielen Fussballfans egal sein.
«Es ist klar, dass es Zeit braucht», betonte Peter Knäbel, der Präsident des Schweizerischen Fussballverbands am Freitag vor den Medien. Die Stimmung sei aber gut, freute er sich. «Die Kraft des Fanmarsches vor dem Viertelfinalspiel gegen Spanien ist in Bern allgegenwärtig. Ich spüre diese Kraft immer noch.»
Es waren elementarste Dinge, die in der WSL verbessert werden mussten. Laura Spring, im Verband für die Liga zuständig, sagte: «Man fand als Fan oft nicht einfach heraus, wo die Spiele sind, wann und gegen wen.» Mittels einer Kampagne in den klassischen und den sozialen Medien soll die eigene Website beworben werden, wo man die nötigen Informationen erhält.
Das Ziel der Verantwortlichen ist es, den Frauenfussball aus seiner Bubble zu holen und neue Publikumsgruppen zu erschliessen. Wer an der Europameisterschaft mit dem Sport in Kontakt und auf den Geschmack gekommen ist, soll möglichst auch Liga-Spiele besuchen. Die Zielgruppe ist eher jung und weiblich. «Ich hoffe, dass alle, die so begeistert waren von der EM, nun auch den Weg zu den Super-League-Spielen finden», sagte SFV-Präsident Knäbel.
Neu sind Spiele am Freitagabend möglich, die dann auch im Schweizer Fernsehen live übertragen werden. Derzeit ist dieser Abend weitgehend fussballfrei, diese Nischte möchte die WSL besetzen.
Das erste Freitags-Spiel wird in der 2. Runde die Partie GC – Thun sein. Sie wird auf dem Campus der Grasshoppers in Niederhasli ausgetragen. Die Bilder, die von dort zu sehen sind, werden nicht an grossen Fussball erinnern. Doch gerade das ist (auch) wichtig: Die Provinzialität eliminieren, in echten Stadien spielen.
Die WSL-Klubs haben neu die Auflage, mindestens zwei Partien in einem Stadion auszutragen, in denen bei den Männern Super- oder Challenge-League-Fussball gespielt wird. Wobei auch das eine triste Angelegenheit sein kann, wenn in einer Arena für 20'000 Menschen nur ein Zehntel der Plätze belegt sind.
Dass die Schweizer Nationalspielerinnen praktisch durchs Band im Ausland spielen, hilft dieser Ausbildungsliga nicht. Ebenso nicht die Tatsache, dass Talente wie die 19-jährige Iman Beney nach dem Durchbruch rasch ihr Glück ennet der Grenzen versuchen.
Es sei eine Frage der Marktwirtschaft, ob YB eine Spielerin wie Beney nochmals ein Jahr halten und besser bezahlen könnte, gab sich Marion Daube keiner Illusion hin. Die Direktorin Frauenfussball beim SFV wies auf den Fakt hin, dass die Schweiz ein Hochpreisland sei. «Wenn ich im Ausland von 1000 Franken leben kann, dann geht das in der Schweiz nicht.»
Positiv stimmt Daube und die anderen Verantwortlichen, dass es erstmals in der Schweiz mehr Spielerinnen gibt, bei denen der Fussballklub der Arbeitgeber ist. Sie mögen nicht Vollprofis sein, aber sie sind durch ihren Vertrag rechtlich, finanziell und versicherungstechnisch besser abgesichert als Amateurinnen.
Die Frage nach dem Erbe der Heim-EM wird wohl erst in einigen Jahren beantwortbar sein. «In vielen Kantonen tut sich was», blickt Peter Knäbel zuversichtlich in die Zukunft. Seine Vision sei es, dass dereinst jedes Mädchen in der Schweiz die Chance hat, in einem Fussballverein zu spielen. «Und jedes talentierte Mädchen soll die Möglichkeit haben, Profi zu werden.»
EM und WM werden immer die Ausnahme bleiben.
Wie bitte? Jeder, der sich nur ein bisschen für Fussball interessiert, weiss, dass man auf den Seiten der Verbände alle Spiele findet. Ob Super League, Womens Super League oder 5. Liga.
Und sonst gibt es ja auch noch die Homepage dee Vereine und Social Media.