Arbeiten an Silvester? Nein. Aber ein harmloses Telefongespräch mündet für den Chronisten in Arbeit. Alles beginnt harmlos mit einem Telefonat. Am Apparat: Chris McSorley. Der Schöpfer des neuen Servette. Der charismatische Trainer, Sportchef und Manager verbringt den Jahreswechsel arbeitslos in Genf.
Nebst besten Wünschen fürs neue Jahr ruft der Chronist so nebenbei die schon lange in Aussicht gestellte Einladung zum Essen in Erinnerung. Vielleicht in der zweiten Hälfte Januar? Im Februar? Im März?
Chris McSorley wird verlegen. Das ist bei ihm äusserst selten. In den nächsten Wochen habe er wahrscheinlich keinen freien Termin. So? Wird er durch den Rechtsstreit um die Abfindung mit Servette so stark beansprucht? Nein, nein. Das sei kein Problem. Was dann? Und so entwickelt sich folgender Dialog.
Geht es nicht, weil Marc Lüthi angerufen hat?
Auf diese Frage kann ich nicht antworten.
Was? Wieso denn nicht?
Ich habe den grössten Respekt für Marc Lüthi und möchte auf diese Frage nicht antworten.
Diesen Respekt habe ich auch. Die Antwort ist doch ganz einfach: Wie auf die Frage, ob jemand schwanger ist. Es gibt nur «Ja» oder «Nein». Nichts dazwischen.
Ich möchte auf dieses Thema nicht eingehen.
Wenn nichts ist, dann ist die Antwort «nein.» Kein «nein» heisst: Ja, da läuft etwas.
Ich habe Dich noch nie angelogen und will auch jetzt nicht lügen und sage einfach: No comment.
Also hat Marc Lüthi angerufen?
Wie gesagt: Ich kann auf diese Frage nicht eingehen.
Wärst Du dazu in der Lage, sofort nach Bern zu kommen?
Ja.
Noch vor einem Monat hatte Chris McSorley auf die Frage, ob Marc Lüthi angerufen habe, leichthin mit «Nein» geantwortet. Und gesagt, wenn ein Anruf aus Bern komme, werde er die Herausforderung sofort annehmen.
Eine Berufung von Chris McSorley als Sportchef oder Coach, temporär oder für längere Zeit, wäre logisch, einfach, richtig und wichtig. Die Debatte, ob der 58-jährige Kanadier das eine oder das andere Amt oder gar beide Jobs ausüben kann, braucht hier nicht geführt zu werden.
Und wer sagt, dass bei einem Meister, der mit einer der teuersten Mannschaften der Liga auf den letzten Platz abgerutscht und in die schlimmste sportliche Krise seit 35 Jahren geraten ist, dringender Handlungsbedarf sowohl beim sportlichen Management als auch an der Bande besteht, spricht die Wahrheit aus. Nichts als die Wahrheit. Und ist kein Polemiker.
Tatsächlich ist die Notlösung für den SCB nur ein Telefonanruf, eine Bahnfahrt von 1:44 Minuten Dauer oder eine Autoreise von weniger als zwei Stunden entfernt. Läuft da was?
Der Chronist müsste nun diese Frage, wenn er seine Arbeit richtig und seriös macht – Silvester hin oder her – SCB-Manager und SCB-Mitbesitzer Marc Lüthi (59) stellen. Doch der SCB-General ist wegen der objektiven, nüchternen, unvoreingenommenen und sachlichen SCB-Berichterstattung des Chronisten (Motto: schreiben, was ist) so empört, entrüstet, erbost, verärgert, grantig, ungehalten, verärgert, übellaunig, erzürnt, verdrossen, gereizt und sauer – kurzum: böse – dass er das Hosentelefon nicht mehr abnimmt.
So bleibt die Frage vorerst unbeantwortet: Läuft da was? Wenn ja: Gut für den SCB. Wenn nein: Gut für die Konkurrenz des Titelverteidigers.