Auf den ersten Blick ist diese Meldung für die Schweiz höchst erfreulich: Anthony Mantha (24), Kanadas bester WM-Torschütze (7 Spiele, 7 Tore, 5 Assists) ist für den Viertelfinal gesperrt. Er hatte im letzten Gruppenspiel gegen die USA (3:0) Colin White mit einem Check am Kopf getroffen. Dafür kassierte er 2+10 Minuten. Was keine Folgen gehabt hätte. Aber solche Aktionen werden – wie in der Schweizer Meisterschaft – auf den TV-Bildern noch einmal analysiert.
Die zuständige Stelle des internationalen Eishockeyverbandes (IIHF) hat nun Kanadas besten Einzelspieler für die Viertelfinal-Partie gegen die Schweiz zu Recht gesperrt.
Aber auf den zweiten Blick ist es keine erfreuliche Nachricht. Alles, was die Arroganz der Kanadier fördert, ist für die Schweiz gut. Kanada hat zwar bei der letzten WM den Halbfinal gegen die Schweiz verloren (2:3). Was eigentlich bedeutet, dass die Schweizer nicht mehr unterschätzt werden.
Und doch: Trotz aller Professionalität gehört bei Partien gegen die Schweiz eine gewisse Arroganz zur Grundströmung der kanadischen Hockey-Seele. Weil es eigentlich für das kanadische Selbstverständnis unmöglich ist, eine so wichtige Partie gegen die Schweiz zu verlieren. Nach der Sperre von Anthony Mantha gibt es nicht mehr auch nur den Hauch von Arroganz, Überheblichkeit oder Sorglosigkeit bei den Kanadiern.
«Namen sind nur auf dem Dress aufgenähte Buchstaben» – diese Definition des Mannschaftsspiels kommt aus Kanada. Will heissen: Das Team ist immer wichtiger als ein einzelner Spieler. Das WM-Kader der Kanadier von 2018 mit dem aktuellen WM-Team von 2019 zu vergleichen bringt keine Erkenntnis. Nicht ein bisschen mehr oder weniger Talent auf dieser oder jener Position wird die Differenz machen. Sondern die «weichen» Faktoren: Geduld, Konzentration, Disziplin, Motivation, Leidenschaft.
Die Sperre ihres besten Spielers lässt die Kanadier noch mehr zusammenrücken. Sie werden noch mehr auf sorgfältiges Defensivspiel achten und noch konzentrierter und leidenschaftlicher spielen. Dazu kommt: Verschwörungstheorien gedeihen nirgendwo so wunderbar wie in Nordamerika.
Anthony Mantha ist also von den «Hockey-Richtern» des Internationalen Eishockeyverbandes (IIHF) ausgerechnet für die Partie gegen die Schweiz gesperrt worden. Der IIHF-Präsident ist ein Schweizer. Der IIIHF-Schiedsrichterchef ist ein Schweizer. Der IIHF-Sportdirektor ist ein Schweizer. Der IIHF-Marketing- und Kommunikationsdirektor ist ein Schweizer.
Ist es nicht logisch, dass ausgerechnet für die Partie der Schweiz der beste Kanadier von den IIHF-Funktionären aus dem Spiel genommen worden ist? Noch Fragen?
Niemals wird jemand aus der kanadischen Delegation offiziell oder inoffiziell solche unsinnigen Fragen stellen. Aber genau das sind nun die Reden in und rund ums Team.
Rein hockeytheoretisch ist die Sperre von Anthony Mantha gut für die Schweiz. Aber in Tat und Wahrheit ist sie ein enormer Motivationsschub für die Kanadier. Sie werden noch geduldiger, konzentrierter, disziplinierter, motivierter und leidenschaftlicher bei der Sache sein, als sie es ohnehin sind. Diese Sperre macht unsere Aufgabe noch schwieriger, als sie sonst schon ist.
Hopp Schwiiz!
Freue mich auf ein Duell auf Augenhöhe mit top motivierten Teams auf beiden Seiten!
Hopp Schwiz