Nach der schwächsten Leistung seit dem Wiederaufstieg von 1986 hat der SC Bern soeben auf eigenem Eis gegen Ambri 1:5 verloren. Eine einmalige Mischung aus Arroganz und Eitelkeit beschert uns eines der faszinierendsten, dramatischsten Kapitel unseres Klubhockeys. Wir können diese «Selbstzerstörung» eines Sportunternehmens, das noch 2019 ganz oben stand, in ein paar Episoden erklären. Am Ursprung des Untergangs steht der Erfolg: Vier Jahre, drei Titel, drei Qualifikationssiege. Diese Erfolge haben den SC Bern um den Verstand gebracht.
Episode I: Ambris Inti Pestoni erzielt ein herrliches Tor in Bern. Aber er jubelt nicht. Er ist ein fairer Sportsmann. Es gehört sich nicht, diesen Treffer auch noch zu bejubeln. Es ist nämlich das 5:1. Das hat es noch gar nie gegeben: Mitleid mit dem SC Bern. Dem Bayern München unseres Hockeys.
Episode II: Der SC Bern ist Meister geworden. Marc Lüthi und der Chronist treffen sich im Frühjahr 2019 in einer schönen Beiz im Oberaargau zu einem vorzüglichen Mittagsmahl. Marc Lüthi bittet den Chronisten, mit der Kritik an Sportchef Alex Chatelain doch aufzuhören. Er wisse schon seit dem letzten Herbst, dass sein Sportchef völlig überfordert sei. Die Kritik sei berechtigt. Aber er könne seinen Sportchef doch nicht feuern. Sonst entstehe noch der Eindruck er reagiere auf mediale Kritik. Reine Eitelkeit führt also dazu, dass der bis dahin beste Sportmanager der Schweiz seinen Sportchef wider besseres Wissen im Amte belässt. Ist ja kein Problem. Wir gewinnen sowieso alles. Wir können uns das leisten. Wir wissen es besser. Wir sind erhaben über all die ungeschriebenen Gesetzen des Hockeys. Die Eitelkeit eines Sportmanagers ist nicht, in den Spiegel zu sehen, sondern nicht in den Spiegel zu sehen.
Episode III. Ein Telefonat mit SCB-Obersportchef Raëto Raffainer.
Raëto Raffainer legt überzeugend nun dar, dass der Trainer an der grössten SCB-Krise seit Einführung der Playoffs (1986) unschuldig sei. Es sei Verletzungspech und allerlei sonstiges Ungemach, das den SCB in diese ungemütliche Lage gebracht habe. Der Trainer müsse eine Chance bekommen, mit einer intakten, konkurrenzfähigen Mannschaft nächste Saison sein Können zu beweisen.
Okay. Wir wissen ja: Nächstes Jahr wird mit einer konkurrenzfähigen Mannschaft alles, alles, alles, alles besser. Dagegen ist auf den ersten Blick nichts einzuwenden.
Aber auf den zweiten Blick gibt es halt schon Fragen. Wer ist dafür verantwortlich, wenn die allermeisten Spieler ohne Leidenschaft, ohne Disziplin, ohne Lust, ohne Konzept herumkurven? Selbst vor eigenem Publikum. 0:5 gegen Biel schon im ersten Drittel. 1:5 gegen Ambri.
Der Trainer.
Gewinnen und Verlieren ist auch eine Sache der guten oder schlechten Gewohnheiten. Es ist unendlich schwierig, einem Team Siegergewohnheiten beizubringen. Aber es ist noch viel, viel schwieriger, einem Team Verlierergewohnheiten, also schlechte Gewohnheiten auszutreiben. Die Gewohnheiten der Spieler sind die Fingerabdrücke eines Trainers.
Die SCB-Krise ist die Summe einer langen Liste von Irrtümern seit dem letzten Titelgewinn von 2019. Nachfolgende Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie könnte verlängert werden. Aber das wäre boshaft.
Selbst ein so mächtiges Hockeyunternehmen wie der SC Bern kann so viele Irrtümer nicht einfach wegstecken. Diese Irrtümer wiegen schwerer als die richtigen Entscheidungen, die es in dieser Zeit auch gegeben hat.
Johan Lundskog als Trainer zu verpflichten war auch ein Irrtum. Wenn diese Einsicht nicht einkehrt, werden wir bald einmal die Frage stellen müssen: Ist die Verpflichtung von Obersportchef Raëto Raffainer und Untersportchef Andrew Ebbett auch ein Irrtum?
Darunter litt die Nachwuchsförderung und es wurde verpasst dem Team neues Blut zu geben (hungrige Spieler)
Dies ist vorallem dem Sportchef zuzuschreiben der Jalonen nicht die Stange halten konnte.
Nächstes Jahr wird bestimmt einiges besser. Ob mit Lundskog wage ich zu bezweifeln. Wer den Jungen kein System beibringen kann, wird es auch den neuen Spielern nicht beibringen.