Die Männer und Frauen Gottérons sind enttäuscht. Aber sie bleiben Gottéron treu. Präsident Hubert Waeber durfte sich bereits unmittelbar nach dem Ausscheiden gegen Lugano über ein kleines Zeichen freuen: «Noch während dieser Nacht habe ich zwanzig Anrufe von Personen bekommen, die ein Saisonticket bestellen wollten.» Bei Gottéron gibt es eine Saisonabi-Warteliste mit rund 350 Namen. Die Anruferinnen und Anrufer hatten kein Glück. Der Vorsitzende sagt, bisher habe noch niemand den Verzicht auf das Abi für nächste Saison kundgetan.
Das Umfeld bebt noch immer ein wenig ob dem enttäuschenden Saisonende (Rang 7/in den Pre-Playoffs ausgeschieden). Seit 2011 gehört Christian Dubé zur Gottéron-Familie. Bis 2015 als Spieler, dann wechselt er ins Büro des Sportdirektors und seit dem 4. Oktober 2019 ist er Sportdirektor und Cheftrainer. Nur Gottéron überlässt diese beiden Schlüsselpositionen dem gleichen Mann. Die Bilanz der «Ära Dubé» seit 2015 ist sehr mager: Eine einzige gewonnene Playoffserie (vor einem Jahr gegen Lausanne). Das ist für ein ambitioniertes Sportunternehmen zu wenig. Präsident Hubert Waeber sagt, an der Strategie – bis 2025 ein Team, das um den Titel spielt – ändere sich nichts.
Logisch also, dass nun Christian Dubé in der Kritik steht. Muss er gehen? Diese Variante der Krisenlösung ist sehr unwahrscheinlich. Er hat einen Vertrag als Sportchef und Trainer bis 2025 und Hubert Waeber ist ein kluger Präsident der Vernunft und der sachlich wohlüberlegten Entscheidungen. Er sagt, noch seien nicht alle Gespräche geführt. «Aber ich gehe eigentlich davon aus, dass Christian Dubé weiterhin Mitglied der Gottéron-Familie bleiben wird.» Offen sei, in welcher Funktion. Falls er nicht mehr das Doppelmandat Trainer und Sportchef führe, gebe es natürlich eine Lohnreduktion. «Wir zahlen ja nicht gleich viel, wenn einer nur noch halb so viel Arbeit hat.»
Gottéron hat eine gute Kultur der Krisenanalyse entwickelt. Die Analysen mögen kritisch, die Gespräche hart sein – aber die Stimmung ist eher familiär und nicht wie bei einer Anklage im Gerichtssaal. Immerhin ist Christian Dubé schon seit zwölf Jahren beim Klub und darüber hinaus ein begnadeter Verkäufer seiner selbst: Er wird sein Handeln an der Bande, in der Kabine und im Sportchefbüro in diesen Tagen so klug und leidenschaftlich verteidigt haben wie einst Martin Luther 1521 seine Thesen beim Reichstag zu Worms. Hubert Waeber sagt denn auch: «So sehr wir auch alle enttäuscht sind: Es war diese Saison nicht alles schlecht. Wir waren offensiv gut, die statistischen Auswertungen zeigen, dass wir zu den Teams mit den meisten Torchancen gehörten. Aber der Puck wollte einfach nicht rein. Wir hatten am drittmeisten Pfostenschüsse. Wir müssten bei der Liga eigentlich beantragen, die Tore ein paar Zentimeter grösser zu machen.» Wir sehen: Die Verteidigungsreden von Christian Dubé tragen bereits Früchte.
Wenn der besonnene Präsident sagt, er gehe davon aus, dass Christian Dubé Mitglied der Gottéron-Familie bleiben werde, dann lässt er natürlich die Möglichkeit offen, dass der Kanadier von sich aus die Familie verlässt. Daher geht die Frage an Christian Dubé. Er wehrt erst einmal ab: «Fragen sie mich nicht. Weil die Gespräche noch nicht abgeschlossen sind und ich auf die Fragen zu meiner Zukunft keine Antwort geben kann.» Aber immerhin sagt er: «Ich habe keine Pläne für eine Rückkehr nach Kanada und möchte weiterhin zur Gottéron-Familie gehören.»
Es geht wahrscheinlich gar nicht ohne Christian Dubé. Aus der Unterhaltung zwischen dem Chronisten und Christian Dubé:
Immerhin ist bemerkenswert, dass Chris DiDomenico während seiner beiden Saisons (2020 bis 2022) unter der Führung von Christian Dubé nie zu Klagen Anlass gegeben hat. In seiner zweiten Saison war er in der Qualifikation mit 54 Punkten aus 49 Spielen und in den Playoffs mit 15 Punkten aus 9 Partien Gottérons Topskorer. Mit 1,67 Punkte pro Spiel war er sogar der produktivste Spieler der letztjährigen Playoffs. Diskussionen über zu viel oder zu wenig Eiszeit gab es nie. Ja, «DiDo» begnügte sich mit 18:26 Minuten Eiszeit pro Partie. Diese Saison beanspruchte er beim SCB in der Qualifikation mit 22:05 Minuten pro Spiel.
Womit wir kurz vom Thema abgeschweift sind. Es geht hier ja um die Frage, ob Christian Dubé bleiben wird. Nach einigen interessanten Telefonaten kommt der Chronist zum Schluss: Ja, er wird bleiben. Die Position lassen wir offen. Und auf dem Golfplatz kann Christian Dubé im Sommer sagen: «Wir sind mit Gottéron Meister geworden.» Sein Sohn Liam ist am Sonntag mit Gottéron U15-Meister geworden. Er hat im entscheidenden Spiel auf neutralem Terrain in Huttwil gegen den SC Bern zum 7:6-Sieg als Captain ein Tor und drei Assists beigesteuert.
Gottéron kann also mit einem Dubé Meister werden. Aber vielleicht muss Gottéron halt noch so lange auf den ersehnten Titel warten, bis Liam Dubé ein Schlüsselspieler der ersten Mannschaft geworden ist.
Und bezüglich Dubé: Hoffe immer noch, dass er als Trainer abgesetzt wird oder freiwillig zurücktritt.