Sport
Eismeister Zaugg

Filippo Lombardi: Der Sturz eines Titanen, Ambris gefährlichste Niederlage.

Filippo Lombardi, CVP-Politiker und Ambri-Praesident, stellt freudig die neuen Spieler des HC Lugano vor, waehrend der offiziellen Praesentation des Teams HC Ambri Piotta 2017-2018, aufgenommen am Son ...
Filippo Lombardi in seinem Element (Archivbild).Bild: KEYSTONE/TI-PRESS
Eismeister Zaugg

CVP-Titan Filippo Lombardi abgewählt: Das ist Ambris gefährlichste Niederlage

Nie hatte Ambri einen charismatischeren Präsidenten als Filippo Lombardi (63). Nun ist dieses «Animal Politique» als Ständerat abgewählt worden.
18.11.2019, 04:3118.11.2019, 12:16
Mehr «Sport»

Filippo Lombardi führt Ambri seit 2009. Er wird einmal als einer der ganz grossen Präsidenten in die Klubgeschichte eingehen. Als der Mann, der Ambri in turbulenten Zeiten wirtschaftlich und sportlich stabilisiert, neu justiert und gerettet hat. Und wenn alles nach Plan läuft, wird er auch als der Erbauer des neuen Hockey-Tempels ewigen Ruhm ernten.

Als Ständerat – also als einer der zwei Vertreter des Kantons Tessin in der «kleinen Kammer» – war er 20 Jahre lang für die CVP auch auf nationaler Ebene ein Titan der christlich-konservativen Politik.

Filippo Lombardi, CVP-TI, fotografiert waehrend der Herbstsession der Eidgenoessischen Raete, am Dienstag, 17. September 2019 im Staenderat in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Wurde nicht wieder in den Ständerat gewählt: Filippo Lombardi.Bild: KEYSTONE

Seine Wiederwahl schien am Sonntag so wenig in Gefahr wie der Liga-Erhalt für «sein» Ambri. Und nun das: 46 Stimmen fehlten. In Zahlen: Er verlor die Wahl um den Sitz im Ständerat gegen die Sozialistin Marina Carobbio mit 36'424 zu 36'469 Stimmen. Wie ein Pfostenschuss oder ein Gegentreffer 0,001 Sekunden vor Schluss in der Valascia. Ein Zufall der Geschichte.

Filippo Lombardis Abwahl kommt im Tessin einem politischen Erdbeben gleich. Es ist der Sturz eines politischen Titanen: Der Journalist und Medienunternehmer ist unter anderem Präsident von «KS/CS Kommunikation», Verwaltungsratspräsident von «TeleTicino», «Radio 3i» und «MediaTi» Web sowie Verwaltungsrat von «MediaTi Marketing» und «Radio Fiume Ticino».

Er war seit 1999 Ständerat für den Kanton Tessin und Mitglied der Parlamentarischen Gruppe Medien und kommerzielle Kommunikation. Und natürlich, wie schon erwähnt, seit 2009 Ambris grosser Vorsitzender.

Ironie der Geschichte: Politische Beobachter sehen Filippo Lombardi als Opfer einer Polarisierung der Politik im Tessin. Also der «Zuspitzung» in der politischen Diskussion, in der schärferen Abgrenzung in «rechts» und «links», die gerade den eher auf Ausgleich bedachten Parteien aus der bürgerlichen Mitte wie den christlich-konservativen CVP Mühe bereite.

Dabei ist der streitbare Filippo Lombardi mehr ein Hexenmeister der Polemik als ein auf Ausgleich bedachter Vermittler. Dass ausgerechnet dieser charismatische Kommunikator in einer angeblich aufgeheizten politischen Landschaft abgewählt wird – das ist wahrlich eine Ironie der Geschichte. Es ist, als sei er das Opfer der politischen Geister, die er oft gerufen hat.

Ambri's player Scottie Upshall right fights for the puck with Lausanne's player Joel Genazzi left, during the preliminary round game of National League A (NLA) Swiss Championship 2019/20 bet ...
Kommt auch bald der Fall von Ambri?Bild: KEYSTONE/Ti-Press

Ist seine Abwahl ein schlechtes Omen für Ambri? Ein Abstieg ist im nächsten Frühjahr eigentlich so undenkbar wie die Abwahl Filippo Lombardis. Und nun ist es doch passiert.

Die Gefahr ist erheblich, dass Ambri den Playouts nicht mehr entgehen kann. Dort droht gegen die wiedererstarkten Lakers (oder einen anderen Gegner) eine Niederlage und der Gang in die Liga-Qualifikation. Wenn dann einer der zwei aufstiegswilligen Grossen der zweiten Liga der Gegner sein wird (Olten oder Kloten) – dann gerät Ambri tatsächlich in akute Abstiegsgefahr. Ein Abstieg wäre 34 Jahre nach dem Wiederaufstieg (1985) sozusagen die sportliche Abwahl.

Welche Folgen hat also Filippo Lombardis Abwahl für Ambri? Konkret natürlich keine. Er verliert ja dadurch den Vorsitz beim Hockey-Unternehmen nicht. Entscheidend wird sein, ob er auch nach dem Verlust seines hohen nationalen politischen Amtes den Einfluss im Tessin wahren kann.

Ambri als reine Hockey-Firma?

Ambri braucht einen Präsidenten, dessen Beziehungen in der lokalen Wirtschaft und Politik so weitverzweigt sind wie das Wurzelwerk eines tausendjährigen Eichenbaumes.

Ambri kann als reine Hockey-Firma nicht existieren. Die Einnahmen aus dem klassischen Hockey-Business sind zu gering. Ambri hat nur als kulturelle Einrichtung eine Chance. Die finanziellen Zuwendungen haben also mehr mit Kulturförderung als mit profitorientiertem Business zu tun. Damit dieses Geld fliesst, braucht Ambri zur Pflege der «gesellschaftlichen Gärten» im Tessin einen Präsidenten wie Filippo Lombardi.

Zu dieser Pflege braucht es guten «Dünger». Der beste «Dünger» ist ein Beziehungsnetz auf nationaler Ebene bis ins Bundeshaus hinein. Es ermöglicht das Öffnen vieler Türen und allerlei mit öffentlichen Geldern gefüllte Kassen. Wer den Schlüssel dazu hat – beispielsweise als langjähriger Ständerat – dem wird hofiert. Nach dem Motto: Gebe ich Ambri, hilft mir bei Bedarf der Lombardi.

Nun ist Filippo Lombardi nach 20 Jahren nicht mehr Ständerat. Aber immer noch Filippo Lombardi. Im Wesen und Wirken immer noch ein «Animal Politique». Das ist Ambris Hoffnung.

watson Eishockey auf Instagram
Selfies an den schönsten Stränden von Lombok bis Honolulu, Fotos von Quinoa-Avocado-Salaten und vegane Randen-Lauch-Smoothies – das alles findest du bei uns garantiert nicht. Dafür haben wir die besten Videos, spannendsten News und witzigsten Sprüche rund ums Eishockey.

Folge uns hier auf Instagram.
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
NLA-Trikotnummern, die nicht mehr vergeben werden
1 / 76
NLA-Trikotnummern, die nicht mehr vergeben werden
HC Davos: 5 - Marc Gianola.
quelle: keystone / fabrice coffrini
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
7 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
chandler
18.11.2019 08:06registriert Februar 2014
Was will er uns damit sagen? Verstehe den Artikel nicht wirklich.
14632
Melden
Zum Kommentar
avatar
Sarah_Löchlinger
18.11.2019 08:12registriert April 2018
Olten müsste zuerst einmal die Playoffs gewinnen um aufzusteigen 😂
965
Melden
Zum Kommentar
avatar
c_meier
18.11.2019 08:52registriert März 2015
naja 20 Jahre Ständerat sind doch eine beachtliche Zeitspanne, dass das Risiko einer Abwahl nach einer so langen Zeit steigt sollte klar sein...
Als Verwaltungsrat bei so vielen Tessiner Medien wird er im Tessin sicher wichtig bleiben und seine Kontakte in Bern versiegen sicher nicht von heute auf morgen.
und... das Stadion im Ambri ist ja mehr oder weniger aufgegleist mit Bewilligungen und hoffentlich auch finanziell
793
Melden
Zum Kommentar
7
Mit dem lustigsten Torjubel hopst Goalie Robert Kidiaba in unsere Herzen
14. Dezember 2010: Mit TP Mazembe Lubumbashi stösst erstmals ein afrikanisches Team in den Final der Klub-WM vor. In den Fokus rückt damit auch Torhüter Robert Kidiaba mit seinem sehr speziellen Torjubel.

Die Klub-WM ist eigentlich ja eher langweilig. Am Ende stehen sich sowieso die Vertreter aus Europa und Südamerika im Endspiel gegenüber. 2010 schafft allerdings TP Mazembe Lubumbashi aus dem Kongo die Sensation und schaltet im Halbfinal den brasilianischen Vertreter Internacional Porto Alegre aus.

Zur Story