Das Meisterstück eines Schweizer Agenten – Luca Sbisas neuer Vertrag ist der beste Schweizer NHL-Deal aller Zeiten
Welchen Teufel hat Vancouvers General Manager Jim Benning bloss geritten? 10,8 Millionen Dollar für einen Verteidiger, der diese Saison in 67 Spielen gerade mal 11 Skorerpunkte gebucht hat. Ein Verteidiger, der über keine herausragenden spielerischen Fähigkeiten verfügt. Luca Sbisa ist kein Powerplay-Spezialist wie Mark Streit. Bei Lichte besehen eigentlich ein gewöhnlicher Verteidiger mit einem Marktwert von höchstens fünf Millionen für drei Jahre. So könnten wir diesen Deal auch betrachten.
2. Jonas Hiller (Calgary): 4,5 Mio. Dollar pro Jahr
3. Roman Josi (Nashville): 3,0 Mio. Dollar pro Jahr
4. Luca Sbisa (Vancouver): 2,9 Mio. Dollar pro Jahr
5. Nino Niederreiter (Minnesota): 1,9 Mio. Dollar pro Jahr
6. Reto Berra (Colorado): 1,4 Mio. Dollar pro Jahr
7. Mirco Müller (San José): 925'000 Dollar pro Jahr
8. Yannick Weber (Vancouver): 850'000 Dollar pro Jahr
9. Sven Bärtschi (Vancouver): 832'000 Dollar pro Jahr
10. Raphael Diaz (Calgary): 700'000 Dollar pro Jahr
Aber Luca Sbisas Agent Andy Rufener hat 10,8 Millionen für drei Jahre herausgeholt. Ein weiteres Meisterstück des smartesten Schweizer Spieleragenten. Ja, es ist der beste Deal aller Zeiten für einen Schweizer Spieler. Zwar nicht in absoluten Zahlen. Mark Streit verdient in Philadelphia mehr. Aber es ist gemessen an den Voraussetzungen und Umständen der beste Deal unserer Hockeygeschichte. Noch nie hat ein Schweizer Spieler aus seinem Talent so viel gemacht. Wie war das möglich?
Vier gute Gründe sprechen für Sbisa
Luca Sbisa hat das Glück, zum richtigen Zeitpunkt beim richtigen Klub zu spielen. Wenn wir uns näher mit diesem Deal befassen, dann sehen wir, dass Jim Benning durchaus gute Gründe für diese Vertragsverlängerung hat.
- Vancouver ist nach wie vor ein eher «weiches» Team. Deshalb ist Luca Sbisa ein Schlüsselspieler. Der ehemalige Zuger Junior ist einer der härtesten, aber eben auch komplettesten und smartesten Defensivverteidiger der Liga. Er kann mit seinen harten Checks nicht nur die grössten NHL-Stars erschüttern. Er weiss auch, wann es Zeit ist, den Knüppel auszupacken und wann nicht. Der überraschend spiel- und laufstarke Verteidiger kontrolliert seine Aggressivität. Das können nicht viele.
- Das Coaching Team in Vancouver geht davon aus, dass Luca Sbisa nach wie vor ein grosses Steigerungspotenzial hat. Der Vertrag ist auch eine Investition in die Zukunft.
- Luca Sbisa ist enorm beliebt und wichtig für die Chemie im Team. Dieser «weiche» Faktor spielt auch im NHL-Geschäft sehr wohl eine Rolle.
- Luca Sbisa ist erst 25 und hat bereits über 300 NHL-Spiele absolviert. Eine perfekte Kombination aus Erfahrung und einem nach wie vor nicht ausgeschöpften Potenzial.
Für viele andere Teams wäre Luca Sbisa nicht so viel Geld wert. Aber für Vancouver ist er der perfekte Spieler. Es wäre sehr schwierig, wenn nicht gar unmöglich, mit einem Tauschgeschäft oder auf dem Transfermarkt («Free Agents») einen Spieler zu finden, der die Rolle von Luca Sbisa übernehmen kann. Also hat sich der General Manager dafür entschieden, Luca Sbisa den Vertrag zu guten Konditionen zu verlängern und nicht das Risiko einzugehen, ihn nach Ablauf des Vertrages zu verlieren.
Was passiert mit Yannick Weber?
Diese Vertragsverlängerung hat Folgen für Yannick Weber (26). Der ehemalige SCB-Junior spielt in Vancouver seine bisher beste NHL-Saison und hat sieben Skorerpunkte mehr gebucht als Luca Sbisa. Aber er ist ein anderer Spielertyp. Ein schneller, schussstarker Powerplay-Spezialist. Aber kein Mann fürs Grobe wie Luca Sbisa.
Yannick Webers Vertrag läuft Ende Saison ebenfalls aus und ist lediglich mit 850'000 Dollar brutto dotiert. Er ist damit einer der meistunterbezahlten NHL-Spieler dieser Saison. Er ist nun gut genug, um endlich auch Dollarmillionär zu werden. Wenn er sein Potenzial so gut bei den Vertragsverhandlungen umsetzen kann wie Luca Sbisa, dann müsste er nächste Saison mindestens zwei Millionen verdienen. Aber nach der teuren Vertragsverlängerung mit Luca Sbisa muss er froh sein, wenn er in Vancouver bleiben und eine Million verdienen kann.
Es ist im grossen NHL-Geschäft wie im richtigen Leben. Es kommt darauf an, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein, dort das Richtige zu tun und die richtigen Leute um sich zu haben. Vielleicht sollte sich Yannick Weber künftig auch von Andy Rufener vertreten lassen.