71 Punkte könnten reichen, unter allergünstigsten Umständen vielleicht sogar 68. Am «billigsten» war der letzte Playoffplatz 2011 zu haben. Damals genügten 60 Punkte. Am «teuersten» war es im letzten Frühjahr: Servette brauchte 75 Punkte für den 8. Rang.
Lugano hat sieben der letzten elf Partien gewonnen und ist dem Ziel von allen «Zitterteams» am nächsten. Im allerbesten theoretischen Fall braucht Lugano nur noch zwei Punkte und fünf sollten sicher reichen. Zwei Massnahmen haben die Mannschaft stabilisiert und wieder «über den Strich» gebracht:
Wenn die Tessiner auf Kosten des Meisters die Playoffs erreichen sollten, so können wir sagen, dass der SCB die Playoffs um ein paar Silberlinge verkauft hat: die Berner liessen Niklas Schlegel nach dem Transfer von Tomi Karhunen ohne jede Not aus einem laufenden Vertrag heraus nach Lugano ziehen um ein wenig Geld, ein paar Silberlinge zu sparen.
Von allen «Zitterteams» ist Gottéron am besten in Form und hat sieben der letzten neun Partien gewonnen. Ein Trainerwechsel hat die Wende gebracht: Als Trainer Mark French am 5. Oktober gehen musste, war Fribourg mit fünf Punkten Rückstand auf Ambri Schlusslicht. Inzwischen haben Sportchef Christian Dubé und sein Berater Sean Simpson die launischen Schillerfalter einerseits taktisch stabilisiert und andererseits auch «emotionalisiert», Eishockey wird wieder gespielt und nicht nur gearbeitet.
Gottéron kann im stürmischen Vorwärtsgang gewinnen (6:5 n.P. in Biel), beherrscht aber auch das coole taktische Schablonenspiel wie beim Sieg in Zürich (2:1 n.V.) oder zuletzt in Lausanne (3:2). Von zehn Partien, die in die Verlängerung oder in die Penalty-Entscheidung gingen, hat Gottéron neun gewonnen. Die Rechnung ist eigentlich ganz einfach: Wenn Fribourg fürs zweitletzte Spiel mit vier Punkten Vorsprung nach Bern reist, dann sind die Playoffs nahe. Aber Torhüter Reto Berra muss sein bestes Hockey spielen.
Ohne die überragenden Leistungen ihres finnischen Torhüters Tomi Karhunen hätten die Berner die Playoffs bereits verspielt. Es gibt noch eine Chance: wenn der Meister mindestens drei der ausstehenden fünf Partien nach 60 Minuten gewinnt (und darunter jene gegen Gottéron) – dann sind die Playoffs bei allergünstigster Konstellation möglich und mit vier Siegen nach 60 Minuten müsste es eigentlich reichen. Das müsste doch zu machen sein, oder?
Aber der SCB hat diese Saison gegen Lugano die drei bisherigen Spiele und einmal auch auf eigenem Eis gegen Gottéron verloren. Der Trainerwechsel – Hans Kossmann für Kari Jalonen – hat nichts bewirkt. Weil er nicht nötig war. Willen und Leidenschaft haben nie gefehlt. Die bange Frage ist bei der ältesten Mannschaft der Liga vielmehr: Haben die ständig stark forcierten Titanen (Simon Moser, Marc Arcobello) noch genug Schnauf für einen Schlussspurt?
Arcobello hat in den letzten 15 Partien nur noch zwei Tore erzielt und in den letzten sieben Spielen gar nicht mehr getroffen. Selbst Simon Moser kann nicht in jeder Partie rocken. Die grosse Chance ist die Direktbegegnung in der zweitletzten Runde gegen Gottéron – aber bis dahin sollte der Rückstand nicht mehr vier Punkte betragen.
Dass die SCL Tigers mit dieser Mannschaft überhaupt noch eine Playoff-Chance haben, ist ein Wunder. Aber nun sind sie statistisch das formschwächste «Zitterteam». Die Langnauer haben lediglich zwei der letzten acht Partien gewonnen. Durch hausgemachte Unstimmigkeiten – sie haben dazu geführt, dass Chris DiDomenico Ende Saison zu Gottéron wechselt – ist eine formidable Ausgangslage (fünf Punkte Vorsprung auf Platz 9) verspielt worden.
Wenigstens ist die Fähigkeit, auf Rückschläge reagieren zu können, noch nicht ganz verloren gegangen. In Genf gelang nach drei Niederlagen hintereinander endlich wieder ein Sieg (3:2 n.P). Die Ausgangslage ist ähnlich wie in Bern: ein überragender Goalie (Ivars Punnenovs) gibt der Mannschaft in jedem Spiel eine Chance auf den Sieg. Aber wer macht die Tore? Chris DiDomenico hat in den letzten 14 Partien nur noch zwei Tore erzielt.
Ob es reicht, dürfte sich schon am Samstag im Heimspiel gegen Gottéron zeigen. Durchaus möglich, dass am Ende die drei Punkte fehlen werden, die am 11. Februar beim 3:7 gegen die Lakers verloren gegangen sind. So bös es tönt, so richtig es ist: Wer die Lakers in der entscheidenden Schlussphase nicht schlägt, ist die Playoffs nicht wert.
Nur wenn Ambri alle vier ausstehenden Partien nach 60 Minuten gewinnt, sind die Playoffs bei einer günstigen Konstellation noch möglich. Das ist allerdings höchst unwahrscheinlich. Die Tapferen der Leventina zahlen nach ihrer grandiosen letzten Saison (Platz 5 in der Qualifikation) den erwartet hohen Preis für den Tanz auf zu vielen Hochzeiten (Champions League, Qualifikation, Spengler Cup).
Aber nach der Qualifikation ist noch nicht Schluss. Nach der Platzierungsrunde müssen der 11. und 12. zu den Playouts antreten und der Verlierer muss in die Liga-Qualifikation gegen den Meister der Swiss League – sofern der aufstiegsberechtigt und aufstiegsfähig ist. Gefährlich sind eigentlich nur Kloten und Olten und die haben schon mal die erste Viertelfinalpartie verloren.
Ambri hat reiche Erfahrung im sportlichen Überlebenskampf – eine Erfahrung, die dem SCB völlig fehlt und auch die Langnauer haben den Pulverdampf des Abstiegskampfes seit vier Jahren nicht mehr in der Nase gehabt. Ambri mag im Kampf um den letzten Playoffplatz praktisch chancenlos sein – aber Ambri dürfte von allen «Zitterteams» auf die Fortsetzung in der Platzierungsrunde am besten vorbereitet sein.
- Was hätte denn der SCB mit Schlegel machen sollen? Im Clubhaus Getränke servieren lassen? Dass er nochmals im Tor steht war undenkbar und ihm einfach beschäftigungslos den Lohn bezahlen, obwohl ein Angebot da wäre - DAS wäre wirklich unsportlich, unfair gewesen. Transfers gehören einfach zum Sport dazu...
- Waren die Leistungen von Karhunen wirklich so überragend? durchaus okay, mehr aber auch nicht. Da scheint sich Herr Zaugg wohl rechtfertigen müssen, weil er den Karhunen mal als "bester Spieler der laufenden Saison" aufgeführt hat.