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Zwei gescheiterte Lugano-Trainer im Wallis – kann das funktionieren?

Chris McSorley de retour derri
Chris McSorley wird bei Sierre Cheftrainer – doch einfach wird es für ihn nicht.Bild: fxp-fr-sda-rtp
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Zwei gescheiterte Lugano-Trainer im Wallis – kann das funktionieren?

Sierre meldet die Beförderung von Chris McSorley (63) zum allmächtigen Cheftrainer und Visp wird am Dienstag die Anstellung von Luca Gianinazzi (27) bestätigen. Die beiden ehemaligen Lugano-Trainer haben auf unterschiedliche Art das gleiche Problem.
18.04.2025, 19:5318.04.2025, 19:53
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Chris McSorley freut sich: «Ich bin jetzt in der gleichen Position wie einst in Genf.» Der charismatische Kanadier hat einst Servette in der zweithöchsten Liga übernommen, als Sportchef und Cheftrainer bis in den Final der National League geführt und eine sehr gut funktionierende Nachwuchsabteilung aufgebaut. Das Fundament für Servettes ersten Titel (2023) und den Triumph der Champions Hockey League (2024) hatte noch er gelegt.

Wird er nun auch Sierre bis 2028 in die höchste Liga führen? Der Unterschied zu Genf: Dort hat er sportlich seine Ziele erreicht, aber es ist ihm nicht gelungen, eine neue Arena zu bauen. Nun könnte es andersherum sein: Es wird ihm gelingen, die neue 80-Millionen-Arena («Valais Arena») zu verwirklichen. Aber ein aufstiegsfähiges Team kann er nicht zusammenbringen.

So oder so: Er hat ab sofort alle Macht in Sierre. Wo immer einer rund um den Klub eine Bürotüre aufmacht – Chris McSorley sitzt schon drin. Sein Konzept: „Broken Toys“ (Originalton Chris McSorley) aus der höchsten Liga verpflichten, die aus verschiedenen Gründen ihr bestes Hockey nicht mehr gespielt haben und nun in Sierre ihre Karriere neu oder noch einmal lancieren können.

In diesen Tagen verhandelt er beispielsweise intensiv mit Verteidiger Colin Gerber (27). Er ist bei den Lakers in einer Karriere-Sackgasse gelandet und könnte in der Swiss League Verteidigungsminister und Teamleader eines Aufstiegsteams werden. Aber er müsste bei einem Wechsel in die zweithöchste Liga eine erhebliche Salärreduktion in Kauf nehmen. Viel mehr als 120 000 Franken pro Saison möchte Chris McSorley nicht bezahlen.

Gleiches gilt für Torhüter Sandro Zurkirchen (34), der soeben in Kloten eine seiner besten Saisons hatte und noch immer keinen neuen Klub gefunden hat. Chris McSorley sagt, Geduld lohne sich auf dem Transfermarkt. Es werde noch drei, vier Spieler geben, die in der National League keinen Job mehr finden und für eine neue Herausforderung bereit seien.

Besonders reizvoll: Chris McSorley ist bei seinem letzten Arbeitgeber Lugano gefeuert worden. Und nun trifft er in der Swiss League auf einen ebenfalls in Lugano gescheiterten Trainer: Luca Gaininazzi (29) wird am Dienstag in Visp als neuer Trainer vorgestellt.

Head coach Luca Gianinazzi (HCL), during the regular season of National League Swiss Championship 2024/25 match between HC Lugano and Lausanne HC at the ice stadium Corner Arena, Switzerland, Friday,  ...
Gianinazzi kann bei Visp auf einen Neuanfang hoffen.Bild: keystone

Er war am 8. Oktober 2022 in Lugano Chris McSorleys Nachfolger an der Bande. Ihm droht aus dem gleichen Grund dramatisches Scheitern wie seinem Vorgänger: Der eine war in Lugano zu altersmilde und der andere zu jung, um ein «harter Hund» an der Bande zu sein.

Chris McSorley bestätigt die Episode: Ja, es sei so gewesen: Luganos Präsidentin Vicky Mantegazza habe ihm beim Entlassungsgespräch sinngemäss gesagt, sie habe den wilden, charismatischen Chris McSorley geholt. Aber gekommen sei ein freundlicher älterer Herr. Ist er also altersmilde geworden?

«Nein, bin ich nicht. Aber es bringt doch heute nichts mehr, sich mit den Schiedsrichtern anzulegen und Türen zuzuknallen. Das funktioniert nicht mehr.»

Wichtiger sei heute die analytische Arbeit mit Videos etc. Die Vorstellung von Chris McSorley als «Video-Coach» ist reichlich amüsant.

Der Optimist sagt: Der Kanadier habe einfach in Lugano, bei einem so berühmten Klub mit einer Milliardärin als Präsidentin, viel zu viel Respekt gehabt und es nicht gewagt, sich selbst zu verwirklichen. In Sierre, wo er nun wieder König sei, werde man wieder den wahren Chris McSorley erleben.

Bei Luca Ginianazzi ist es umgekehrt: Er ist nicht altersmilde. Aber mit 27 war er in Lugano letztlich zu jung und zu weich, um sich durchsetzen zu können. Wird das in Visp ein Problem sein? Der Optimist sagt: Nein. In Visp sind alle zufrieden, wenn das Betriebsklima nach dem gestrengen, erfolgsorientierten Heinz Ehlers (mit Visp Meister) nun wieder entspannter und milder wird.

Niemand fordert in Visp den Aufstieg. So gesehen der ideale Klub für Luca Gianinazzi. Und Lugano ist glücklich: Der gefeuerte Trainer, den man noch bis Ende der nächsten Saison hätte löhnen müssen, belastet nun die Salärbuchhaltung nicht mehr.

Um auf die eingangs gestellte Frage zurückzukommen: Können zwei gescheiterte Lugano-Trainer im Wallis, in Visp und Sierre funktionieren? Ja. Aber ein bisschen „taffer“ als in Lugano müssen sie schon sein.

P.S. Hier noch als zum Schmunzeln das Statement von Chris McSorley in der offiziellen Medienmitteilung von Sierre. Es nährt den Verdacht, dass er halt doch ein wenig altersmilde geworden ist:

«Es ist eine echte Ehre, der Führung dieses historischen Clubs beizutreten und ich bin begeistert von der Idee, voll und ganz zu seiner Entwicklung beizutragen. In den letzten Jahren konnte ich die Leidenschaft, die in dieser Region und bei den Fans herrscht, hautnah miterleben. Mit der Mannschaft, dem Staff und strukturierenden Projekten wie der Valais Arena und der HC Valais-Wallis Academy haben wir eine solide Basis, um langfristig den Aufstieg in die National League anzustreben.»
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    Darkside
    18.04.2025 22:01registriert April 2014
    Ich mag ihn und habe grössten Respekt vor Jesus Chris. Er hat viel für das Schweizer Hockey geleistet. In Lugano konnte man in den letzten 20 Jahren als Coach nur verlieren. Wünsche ihm viel Erfolg im Wallis.
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    11
      Beim Giro machen seit diesem Jahr auch Ziegen mit 🐐
      Was du hier findest? Aussergewöhnliche Tore, kuriose Szenen, Memes, Bilder, Videos und alles, das zu gut ist, um es nicht zu zeigen. Lauter Dinge, die wir ohne viele Worte in unseren Sport-Chats mit den Kollegen teilen – und damit auch mit dir. Chat-Futter eben.
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