Nehmen wir an, ein völlig neutraler Experte, der aus einem fernen Hockeyland – sagen wir einmal aus Norwegen – angereist ist und die neuere Geschichte unseres Hockeys nicht kennt, analysiert die Serie zwischen den SC Rapperswil-Jona Lakers und dem HC Davos. Es geht um die Frage: Sehen wir da einen künftigen Meister?
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— National League & Swiss League (@NLSLOfficial) March 23, 2022
⚡ It's crunch time. We're ready - are you?
Wer holt sich den Meistertitel? Qui remportera le titre de champion ? Chi vincerà il titolo?#DiniLiga #TaLigue #LaTuaLeague pic.twitter.com/p9fYYfCPwM
Die Antwort wäre: Ja, die Lakers gefallen mir sehr. Viel Energie, eine hohe Intensität, die Belastung gut auf vier Linien verteilt, ein Torhüter, der Siege stehlen kann, ein genialer Leitwolf im Ehrengewand des Topskorers und eine gute Spielorganisation. Meister? Nicht unmöglich.
Fragen wir nun einen völlig neutralen Experten, der die Geschichte unseres Hockeys kennt. Die Antwort wird sein: Die Lakers Meister? Soll das ein Scherz sein? Sein Urteil ist getrübt durch das Wissen um die Vergangenheit. Bis vor drei Jahren galten die Lakers als «die Miserablen». Erst 2018 sind sie auf Kosten von Kloten in die höchste Liga zurückgekehrt. Die Triumphe in den Pre-Playoffs gegen Biel und im Viertelfinal gegen Lugano vor einem Jahr? Ach, bloss eine Episode.
Es sind Vorurteile im Schatten der Vergangenheit. In diesem Falle helfen sie den Lakers. Sie sind Finalkandidaten im Schafspelz des Aussenseiters. Eine bessere Ausgangslage hatten sie noch nie.
Und sie treten in der ersten Runde ausgerechnet gegen den HC Davos an. Wiederholen wir das Spiel mit dem norwegischen und dem einheimischen Experten. Um es kurz zu machen: Der aus Norwegen angereiste Spezialist wird den HCD keinesfalls höher einstufen als die Lakers. Der einheimische hingegen schon. Denn er wird geblendet vom grossen Namen. Der HCD ist Rekordmeister. Wer so oft Meister war, kann spielen wie und tun, was er will – er bleibt ein heimlicher Meisterkandidat.
Beim HCD gibt es zwei Fragen: Kann Christian Wohlwend Playoffs? Spielt der richtige Torhüter? In der dritten Saison werden wir nun eine Antwort auf die Frage bekommen, ob Wohlwend Playoff kann. Er hat das Erbe von Arno Del Curto angetreten und auch er ist Engadiner. Aber er möchte nicht der nächste Arno Del Curto sein und tritt doch so auf, als möchte er nichts anderes als der neue Arno sein.
Im Frühjahr 2020 hat Wohlwend den Gewinn der Qualifikation lediglich hauchdünn um einen Sieg verpasst. Die Playoffs fanden wegen der Pandemie nicht statt. Vor einem Jahr war bereits nach den Pre-Playoffs gegen den SC Bern Lichterlöschen. Torhüter Robert Mayer und nicht der Trainer war der Sündenbock.
Scheitern die Davoser erneut, wird Christian Wohlwend ein wenig in die Kritik geraten. Aber anders als Robert Mayer wird er nicht gehen müssen. Die Davoser pflegen ein ähnlich intensives Lauf- und Tempohockey wie die Lakers und die Statistik hilft uns nicht so recht weiter: Von fünf Direktbegegnungen hat der HCD in der Qualifikation drei gewonnen. Details werden entscheiden. Vielleicht ein «Geistesblitz» von Liga-Topskorer Roman Cervenka für die Lakers.
Oder die falsche Torhüterwahl. Melvin Nyffeler ist die unumstrittene Nummer 1 bei den Lakers. Beim HCD ist zwar Sandro Aeschlimann ganz klar besser, aber aus politischen Gründen muss auch Gilles Senn fleissig gerühmt werden. Schliesslich hat er einen Vertrag bis 2024. Aber er ist der meistüberschätzte Goalie der Liga. Spielt aus politischen oder sonstigen Gründen Gilles Senn, sind die Lakers im Halbfinal.
Item, in Bern wünscht man den Lundskog ins Pfeffer- resp. Murmeliland!