Dieses 1:4 können die SCL Tigers auf zwei verschiedene Arten betrachten. Sie können sagen: Das war eine Niederlage, die uns weiter bringt. Wir sind bereits auf Augenhöhe mit den NLA-Titanen und stark genug, um den Aufstieg zu schaffen. Achtung NLA, wir kommen! Ist das der Fall, gibt es keinen Aufstieg.
Oder sie bleiben bescheiden und sagen, dass es einfach ein schöner Abend war, der für eine sportliche Standortbestimmung nicht taugt, und dass es trotz allem für den NLA-Wiederaufstieg ohne aussergewöhnliche Anstrengungen noch nicht reicht. Ist das der Fall, reicht es zum NLB-Titel und zur Rückkehr in die höchste Liga.
Was war dieses 1:4 aus der Sicht des neutralen Chronisten? In allererster Linie grandiose Unterhaltung. Ein intensives, gutes Spiel. Die Kritik, u.a. von HCD- Kulttrainer Arno Del Curto vor laufender TV-Kamera, es sei bei der Cup-Auslosung getrickst worden, ist ungerecht. Nach diesem kurzweiligen Hockeyabend müssen wir sagen: Es wäre unverzeihlich gewesen, die Chance auf ein Viertelfinale zwischen dem besten NLB- Team aller Zeiten (Langnau führt mit 20 Punkten Vorsprung) und dem mächtigen SCB zu verpassen.
Es wäre sowieso besser und ehrlicher, im Cup die Paarungen nicht mehr auszulosen. Sondern wie im Schwingen einzuteilen. Wenn wir es so betrachten, können wir durchaus sagen, dass Cup-Chef Willy Vögtlin bisher besser eingeteilt hat als das Einteilungskampfgericht beim Kilchberg-Schwinget. Für die Halbfinals wäre nun die vernünftigste Einteilung Servette gegen den SCB und die ZSC Lions gegen die Kloten Flyers. So bliebe die Option auf einen tollen Schlussgang (Cupfinal) mit dem SCB und ZSC Lions offen. Arno Del Curto wäre übrigens bereit gewesen, fürs Halbfinale Glücksfee zu spielen und die Einteilung, äh Auslosung, vorzunehmen.
Doch kehren wir zurück zum Spiel. Diese Partie zwischen den SCL Tigers und dem SC Bern ist in den letzten Tagen in den Wirtshäusern, Stuben und an den Arbeitsplätzen zwischen Hohgant und Burgdorf emotional zum «Spiel des Jahrhunderts geworden». Und ein Geschäft dazu: 6050 Fans (ausverkauft), 25'000 Franken Preisgeld und der Gastronomie-Ertrag (es wurde viel gezecht und gegessen) – alles in allem wohl um die 200'000 Franken Reingewinn für Langnau.
Die Unterhaltung auf dem Eis war in jeder Beziehung grandios. Der SCB war hoch motiviert. Trainer Guy Boucher schickte alle einsatzfähigen Spieler in den Kampf. Die Langnauer setzten auf «Ämmitaler Ruschtig» (nur ein Ausländer!) und bald einmal geriet der Titan in eine taktische Sackgasse. Die ganze Angelegenheit wurde für den SCB zu einer spielerischen «Chnuppensägerei.»
Die SCB-Überlegenheit führte nämlich vor dem Tor der SCL Tigers zu Offensiv-Staus und Massierungen und die Emmentaler hatten bei Kontern die besseren Chancen. Ausgerechnet Simu Sterchi, der Bub von Radio-Sportchef Chrigu Sterchi, verpasste die klarste Chance zum 1:0. Im Eishockey werden mehr als 60 Prozent aller Treffer nach schnellen Gegenzügen und nicht nach Druckperioden erzielt. Der an und für sich logische, zweistellige SCB-Sieg wäre nur mit zwei oder drei schnellen Treffern in der Startphase möglich gewesen.
Weil die Emmentaler die heikle Startphase ungeschoren überstanden, verwandelte sich das Spiel nach und nach in ein veritables Drama. Aus jedem Check der Langnauer wurde ein Halleluja, aus jedem Schuss ein Hurra und jede Minute ohne Gegentreffer wurde als himmlische Zeit erlebt – und die dauerte dann immerhin 32 Minuten und 41 Sekunden. Erst dann kam das vorentscheidende 0:1. Aber es folgten für den SCB noch bange Momente inkl. Entlastungs-Timeout bis zum erlösenden, haltbaren 3:1 (59. Min) und dem vierten Treffer ins leere Tor. Wäre Lorenzo Croce ein Aufstiegsgoalie, dann hätte er Langnau mindestens in die Verlängerung gehext.
Trotz aller Zweikampfstärke, Tapferkeit und taktischen Tüchtigkeit ist diese intensive Partie für die Langnauer im Hinblick auf den Aufstiegskampf ein Muster ohne grossen sportlichen Wert. Es gibt durchaus ein paar hoffnungsvolle Erkenntnisse: Taktisch sind die Langnauer aufstiegsfähig. Auch unter starkem Druck verloren sie nie den spielerischen und organisatorischen Faden. Ihr Spiel war gut organisiert. Vielleicht noch wichtiger: Kraft und Selbstvertrauen waren so gross, dass es dem SCB nicht möglich war, die Langnauer einzuschüchtern.
Tatsächlich geriet der SCB an den Rand des Abgrunds. Der SCB wankte, fiel aber nicht. Die inzwischen sehr gut eingeübten Mechanismen (im Boxplay und im Übermachtspiel) waren die Schwimmwesten, die den Favoriten in stürmischer See über Wasser hielten. Weil die Stadtberner in der Startphase ein paar gute Chancen verpasst hatten, fassten die Emmentaler Mut. Mit jeder Minute ohne Gegentor wurden sie grösser, kräftiger, schneller, mutiger und selbstsicherer. Aber sie gerieten dabei an die Grenzen der Erschöpfung und es ist klar, dass eine solche Leistung nur im emotionalen Ausnahmezustand dieses Jahrhundertspiels möglich war. Die Langnauer werden nicht dazu in der Lage sein, im Frühjahr mit dieser Intensität eine ganze Playoffserie zu spielen.
Der langen Analyse kurzer Sinn: Die SCL Tigers dürfen aus diesem 1:4 gegen den SC Bern so wenig eine Tauglichkeit für die NLA ableiten wie der SC Buochs aus dem 2:0 über YB. Aber die Erinnerungen an dieses 1:4 gegen den SCB sind eine schöne emotionale Zwischenverpflegung auf dem langen, beschwerlichen Weg zurück in die NLA. Dass die Langnauer mit diesem Publikum, dieser Arena, dieser Ausstrahlung in die höchste Spielklasse gehören, hat dieses Spiel ja gezeigt. Lieber einmal SCL Tigers sehen als zehnmal die Lakers.
vorher gefühlte 20 artikel über den cup herziehen, ihn als produkt des Blicks und ohne jeglichen mehrwert zu betitteln, um danach doch zu merken das es eben doch etwas gutes ist. Schön haben sie es auchnoch verstanden dass es beim Cup vorallem um kleine volksfeste geht. Aber nachdem was sie abgezogen haben kann man sie nun entgültig nicht mehr ernstnehmen. Und was das Rappibashing ohne jeglichen Bezug zum artikel angeht kann ich einfach nur sagen: Es gibt viele erliche Büezer und Menschen in Langnau Klauss Schlangenzunge gehört definitiv nicht dazu.