So viel Geld, so wenig Erfolg: Seit dem letzten Titel von 2006 hat Lugano über 25 Millionen Franken ins Transfergeschäft und in die Entschädigung für entlassene Trainer investiert und ist doch nie mehr über die erste Runde hinausgekommen. Ja, zweimal hatten die Tessiner sogar die Schmach der Playouts (2008, 2011) zu erdulden.
Mit Patrick Fischer ist die Hoffnung auf neuen Ruhm zurückgekehrt. Der charismatische ehemalige Nationalstürmer ist zwar im letzten Frühjahr in seinem ersten Amtsjahr in der ersten Runde ebenfalls gescheitert. Gegen Servette. Und er sagt heute, dass er in den Playoffs zu viele Fehler gemacht habe. Als Zauberlehrling zog er gegen den grossen und erfahrenen Bandengeneral Chris McSorley den Kürzeren.
Nun beschert das Schicksal Patrick Fischer die Chance zur Korrektur. Seine Chancen stehen gut. Die Milliardärin Vicky Mantegazza hat alle Wünsche erfüllt. Sportchef Roland Habisreutinger durfte sich in dieser Saison zeitweise fühlen wie ein Bub im Spielzeugladen: die Präsidentin hat ihm unbegrenzt Transfer-Taschengeld gegeben.
So sind im Laufe von der Saison mit Damien Brunner und Juraj Simek zwei Nationalstürmer nach Lugano gekommen. Eine von den grossen Schwächen, das «secondary scoring», die offensive Feuerkraft hinter der ersten Linie, ist damit zumindest auf dem Papier behoben. Zudem hat ein schlaues Tauschgeschäft mit Zug (Andersson und Bertaggia junior für Schlumpf) die Mannschaft besser gemacht.
Lugano hat alles um endlich, endlich, endlich wieder einmal Meister zu werden. Die Torhüter und die Schweizer Stürmer und das ausländische Personal. Fredrik Pettersson und Linus Klasen stehen nach der Qualifikation in der Liga-Skorerliste auf Platz eins und zwei.
Wenn Lugano in der ersten Runde gegen Genf scheitert, dann lässt sich die Analyse mit ein bisschen Boshaftigkeit auf einen Satz reduzieren: «Löwen, geführt von Eseln». Der Spruch stammt aus den Zeiten von Napoleon und galt für die tapferen, aber miserabel gecoachten bzw. kommandierten österreichischen Soldaten.
Ob Lugano die nächste Runde schafft, hängt also von der Führung ab. Dazu gehört auch die Fähigkeit von Patrick Fischer den schwedischen Leitwolf Fredrik Pettersson und die Zaubermaus Linus Klasen so einzusetzen und zu betreuen, dass sie erstens nicht neutralisiert und zweitens nicht provoziert und drittens nicht überstrapaziert werden. Die Stunde der Wahrheit für Luganos Zauberlehrling.
Unsere Analyse heisst natürlich nicht, dass wir im Falle von einem Scheitern vom nominell unterlegenen, aber brillant gecoachten Servette sagen dürfen: «Esel, geführt von einem Löwen». Das wäre der Qualität der Servette-Spieler Unrecht getan.