Lieber René
Nun bist du also gemäss der offiziellen Mitteilung der russischen Nachrichtenagentur russischer Staatsbürger geworden. Sozusagen ein «Papier-Russe». Dass du zu diesem Thema lieber nichts sagen möchtest, kann ich gut verstehen. Es ist fast wie bei einem Verhör im Krimi, wenn dem Verdächtigen erklärt wird: Alles, was Sie sagen, kann gegen Sie verwendet werden.
Schon viele Schweizer sind in Russland heimisch geworden oder haben den russischen Herrschern gute Dienste geleistet. Aber das waren andere Zeiten. Als russische Herrscher helvetische Uhrmacher, Käsermeister oder Offiziere holten. Um ihr Land zu entwickeln oder in den grossen Kriegen gegen König Karl und Kaiser Napoleon zu bestehen.
Später haben selbst kluge Leute den wahren Charakter russischer Herrscher nicht erkannt. Denken wir nur an den ehemaligen Nationalrat Léon Nicole. Kürzlich habe ich sein Buch «Meine Reise nach der Sowjetunion» aus dem Jahre 1939 gelesen. Darin beschreibt er das despotische Regime von Väterchen Stalin schon fast als demokratische «Wohlfühloase» der Arbeiter und Bauern. Ich will damit keine unzulässigen historischen Vergleiche machen. Sondern bloss sagen: Du bist in deinem Irrtum über den wahren Charakter russischer Gewaltherrscher in nobler Gesellschaft.
Du verdankst deine grandiose Karriere zu einem schönen Teil deinen russischen Freunden. Loyalität zu Freunden, denen du so viel verdankst, den Wert dieser Freundschaften über den Zeitgeist zu stellen, das ehrt dich. Aber es gibt auch den Begriff der Nibelungentreue. Er kommt aus der teutonischen Kultur und steht für eine bedingungslose, stark emotionale und letztlich verhängnisvolle, zerstörerische Treue.
Du hast den «russischen Herbst» deiner Karriere lange vor dem Ukraine-Krieg vorbereitet und organisiert. Du hast während deiner sportdiplomatischen Weltkarriere nie die Finger im Kassenschrank eingeklemmt. Du hast also juristisch ein gutes Gewissen.
Aber muss denn diese Nibelungentreue zu einem Regime wirklich sein, das einen mörderischen Krieg angezettelt hat? Wenn doch jemand dazu in der Lage ist, seinen russischen Freunden das Entsetzen über diese schreckliche ukrainische Tragödie zu erklären und auf Distanz zu gehen, dann bist du es mit deinem oft so entwaffnenden lausbübischen Charme.
Und haben wir denn in der Schweiz über die Jahrhunderte (seit Marignano 1515) nicht die hohe Kunst der Neutralität entwickelt? Eine Neutralität, die 1815 beim Wiener Kongress von Zar Alexander I. nachdrücklich eingefordert worden ist? Du hättest also beste Argumente, um dich unter Wahrung deiner persönlichen Ehre – um die es ja hier wohl auch geht – von deinen russischen Freunden zu distanzieren und wenigstens neutral zu bleiben. Und nicht zu einer Figur der russischen Propaganda zu werden.
Du hast rein juristisch nicht gesündigt. Du kannst tun und lassen, was du willst. Aber in deinem Fall geht es darum, dass du nach wie vor eine Person von öffentlichem Interesse bist und nun dein hohes Ansehen als einer der ehrlichsten und erfolgreichsten Funktionäre unserer Sportgeschichte ruinierst. Das ist sehr, sehr schade.
Mit freundlichen Grüssen
Klaus Zaugg
Es ist auch nicht nötig in den Kassenschrank zu greifen, wenn genug Geld im Couvert ist ...
Die meisten Persönlichkeiten die Geld haben versuchen eine andere Staatsbürgerschaft zu bekommen und verlassen Russland.
Eventuell versucht Fasel diese Lücke zu schliessen. Dann ist ihm ein Leben wie das eines Oligarchen gewiss. Bis zum Tod, aus welchem Fenster auch immer.