Haben Vorbereitungsspiele im August eine Bedeutung? Nein, in der Regel nicht. Aber es gibt Ausnahmen. Vorbereitungsspiele können auch ein Menetekel sein. Ein Menetekel ist eine Warnung. Ein ernster Mahnruf.
Kloten hat am letzten Donnerstag in Huttwil ein unbedeutendes Vorbereitungsspiel gegen Langnau ausgetragen und 3:1 gewonnen. Na und? Aber dieses Spiel war ein Hinweis auf das, was in dieser Saison sein wird. Wie ein Wetterleuchten am Horizont. Für Langnau sogar ein Menetekel.
Die Langnauer hätten diese Partie eigentlich gewinnen müssen und hätten gegen ein Kloten mit einem gewöhnlichen Goalie auch gewonnen. Aber der finnische Weltklassetorhüter Juha Metsola hat die Emmentaler «verhext». Langnau verlor nicht wegen Torhüter Luca Boltshauser. Aber Langnau gewann nicht wegen Juha Metsola. Die Emmentaler werden in der neuen Saison in mindestens acht von zehn Partien das gleiche Problem haben wie bei ihrem allerersten Testspiel: Der Gegner hat einen noch besseren letzten Mann.
Wir haben eine Ausgangslage, die es noch nie gegeben hat. Alle können sich – wenn sie denn wollen – einen Goalie mit der Schuhgrösse von Leonardo Genoni leisten. Einen Meistergoalie. Einen Weltklassegoalie. Die National League ist nach der NHL die Liga mit den besten Torhütern. Noch nie hat es eine so hohe Dichte an National- und Weltklassetorhütern gegeben. Ausser Langnau und Ajoie haben sämtliche Klubs sogar eine Nummer 2 mit Nationalmannschaftserfahrung.
Das Zusammentreffen von zwei Ereignissen hat diese spektakuläre Situation möglich gemacht. Erstens die Erhöhung der Anzahl Ausländer von vier auf sechs. Nun wagen es die Sportchefs, eine Ausländerlizenz für ihren letzten Mann einzulösen. Zweitens der nahezu vollständige Wegfall der russischen KHL für Spieler aus Europa und Nordamerika durch die weltpolitische Lage.
Dadurch ist unsere National League nach der nordamerikanischen NHL die wirtschaftlich attraktivste Liga der Welt geworden. Ausländische Nationaltorhüter waren im Sommer auf dem Ausländermarkt von der Stange zu kaufen. Die ZSC Lions, Lugano, Ambri, Biel und Kloten haben die Gunst der Stunde genutzt.
Früher war alles verhältnismässig leicht und übersichtlich: Wer sich Leonardo Genoni leisten konnte, war automatisch Meisterschaftsfavorit. Seit 2014 hat Leonardo Genoni fünf von sieben möglichen Titeln geholt. Aber nun können sich erstmals in der Geschichte selbst finanzielle und sportliche Hinterbänkler wie Kloten oder Ambri einen Torhüter mit der gleichen Wirkung wie Leonardo Genoni leisten.
Wir stehen also vor einer Meisterschaft der Goalies. Und kommen zu einer entscheidenden Frage: Warum hat der SCB letzte Saison den Schlussspurt um Platz zehn gegen Ambri verloren? Ganz einfach: Am Trainer lag es sicher nicht. Sonst wäre er ja nicht mehr im Amt. Oder? Ambri hatte auch nicht die besseren ausländischen und helvetischen Feldspieler. Der SCB scheiterte, weil Ambris Janne Juvonen, für die letzten sieben Spiele der Qualifikation verpflichtet, besser war als Philip Wüthrich.
Und nun wird der SCB-Goalie in der neuen Saison nicht nur im Direktvergleich mit einheimischen Titanen wie Leonardo Genoni, Reto Berra, Sandro Aeschlimann oder Melvin Nyffeler gemessen. Neu stehen bei fünf Gegnern ausländische Nationaltorhüter im Kasten. Der SCB wird zwar nie wegen Philip Wüthrich (oder Daniel Manzato) verlieren. Aber eben auch nicht mehr so oft dank den beiden gewinnen. Weil der Gegner noch bessere Torhüter hat.
Der SCB steht unter extremem Erwartungs- und Erfolgsdruck. Nach wie vor ist die magische Marke von 13'000 verkauften Saisonkarten nicht erreicht. Erwischt der SCB einen durchzogenen Saisonstart, wird ein ausländischer Torhüter schon im Oktober ein Thema sein. Noch vor einem Trainerwechsel. Weil es ja, wie wir wissen, nicht am Trainer liegen kann.
Am dramatischsten aber ist die Situation in Langnau. Luca Boltshauser hat noch nie eine ganze Saison lang die Verantwortung einer Nummer eins mit mehr als 30 Partien geschultert – ausser in der Abstiegssaison von Kloten. Eine Nummer zwei mit NL-Format und NL-Erfahrung haben die Emmentaler nicht. Stéphane Charlin hat noch nicht einmal zehn NL-Partien gespielt.
Langnau möchte mindestens die Kellermeisterschaft gewinnen (Platz zwölf erreichen), um den Playouts zu entgehen. Das wird mit ziemlicher Sicherheit nur mit einem ausländischen Goalie zur Entlastung von Luca Boltshauser möglich sein.
Deshalb ist die Frage nicht polemisch, sondern sachlich und durchaus berechtigt: Wann holen Bern und Langnau einen ausländischen Goalie? Die gleiche Frage gilt übrigens auch für Lausanne und Servette.
Das ist halt schlicht und einfach bulls***! Oder in welcher Nationalmannschaft spielten Hughes, Hollenstein oder Meyer denn genau? 🙄