Sport
Eismeister Zaugg

Der «Marc Lüthi des armen Mannes» feuert den «Westentaschen-Jalonen»

Andreas Beutler (hinten rechts) ist nicht mehr Trainer von Hockey Huttwil.
Andreas Beutler (hinten rechts) ist nicht mehr Trainer von Hockey Huttwil.hockeyhuttwil.ch
Eismeister Zaugg

Der «Marc Lüthi des armen Mannes» feuert den «Westentaschen-Jalonen»

Er hatte als Spieler Kultstatus und er ist als Trainer eine Ikone. Und doch hat es ihn erwischt: Hockey Huttwil hat den Trainer-Titanen Andreas Beutler gefeuert. Was uns ein wenig an den SC Bern mahnt.
25.01.2020, 15:44
Mehr «Sport»

Andreas Beutler (56) hatte beim SC Bern unter dem Künstlernamen «Granit» Kultstatus. Der Titan (190 cm/93 kg) galt zwischen 1986 und 1995 als einer der härtesten Verteidiger der Liga, war WM- und Olympia-Teilnehmer und 1989, 1991 und 1992 mit dem SCB Meister. Seine Spielerkarriere beendete er im Frühjahr 1998 in Langnau mit dem Aufstieg in die NLA. So legendär wie sein Ruf als Rumpel-Verteidiger ist seine Reputation als Trainer. In den letzten 18 Jahren gewann er unter anderem mit den SCB-Elitejunioren die Meisterschaft und mit Zuchwil zweimal den Amateur-Titel. 2014 hat er Brandis (heute Hockey Huttwil) übernommen und zu einem Spitzenteam in der «MySports League» geformt. In den letzten fünf Jahren kam er in den Playoffs zweimal in den Final und zweimal in den Halbfinal.

Wo Andreas Beutler ist, da ist der Erfolg. Wie beim aktuellen SCB-Trainer Kari Jalonen. Auch die Hockey-Philosophie des einstigen Haudegens mahnt an Kari Jalonen. Seine Teams zeichnen sich ebenfalls durch klug strukturiertes Spiel («Schablonen-Hockey») aus. Also mindestens ein «Westentaschen-Jalonen». Seine Entlassung schien so undenkbar wie es in Bern ausgeschlossen ist, dass jemand Kari Jalonen in Frage zu stellen wagt.

Aber Hockey Huttwil ist diese Saison der SC Bern des Amateurhockeys. Die erfolgsverwöhnte Mannschaft ist durch allerlei Ungemach (wie Verletzungspech) in der «MySports League» bis auf den zweitletzten Platz zurückgefallen. Im Kopf ein Spitzenteam, in den Armen und Beinen ein Abstiegskandidat: Obwohl die Relegation droht, war bisher vor allem die Rede von einer möglichen Playoff-Qualifikation. Was ja durchaus verständlich ist: in der Regel dominierten Beutlers Männer ihre Gegner und verloren oft trotz klarem Chancenplus. Sie fanden irgendwie immer einen Weg in die Niederlage. Und ein wenig hat Hockey Huttwil diese Saison auch Torhütersorgen: der Titan Lukas Gasser (27) – der Sohn von Schwingerverbands-Geschäftsführer Rolf Gasser – ist seit sieben Jahren beim Klub und nach wie vor ein guter Goalie. Aber diese Saison zu selten ein grosser Schlussmann, der Siege für seine Mannschaft stiehlt. Was uns alles eigentlich ein wenig – aber nur ein wenig – an den SCB mahnt.

Die 2:5-Heimniederlage gegen Wiki am letzten Mittwoch ist nun Andreas Beutler zum Verhängnis geworden. In seiner 18. Saison als «Banden-General» ist er zum ersten Mal wegen Erfolgslosigkeit des Amtes enthoben worden. Wahrlich, ein hockey-historisches Ereignis.

Um einen solchen Trainer-Titanen zu entlassen, braucht es natürlich auch einen grossen Präsidenten. So wie SCB-Mitbesitzer, Verwaltungsrat und Manager Marc Lüthi als bester Hockey-Macher im Land gilt, so ist Hockey-Huttwil-Besitzer, Präsident und Geschäftsführer Heinz Krähenbühl (55) der beste Manager im regionalen Hockey. Der erfolgreiche High-Tech-Metallbearbeitungs-Unternehmer hat aus dem hochverschuldeten Brandis ein Hockey-Musterunternehmen in der höchsten Amateurliga gemacht. Seine Autorität im Klub ist so absolut wie jene von Marc Lüthi beim SCB, sein Kommunikations-Stil fadengerade und seine Leidenschaft fürs Hockey und sein Geschäftssinn vergleichbar mit jener des grossen SCB-Zampanos.

watson Eishockey auf Instagram
Selfies an den schönsten Stränden von Lombok bis Honolulu, Fotos von Quinoa-Avocado-Salaten und vegane Randen-Lauch-Smoothies – das alles findest du bei uns garantiert nicht. Dafür haben wir die besten Videos, spannendsten News und witzigsten Sprüche rund ums Eishockey.

Folge uns hier auf Instagram.

Dass es zum Eklat kommen wird, ahnten die Matchbesucher schon am letzten Mittwoch nach der Niederlage gegen Wiki. Aufgebracht hatte der Chef seinen Stammplatz oben auf der Tribüne nach dem Spiel verlassen, war im Huttwiler Hockey-Tempel die Treppe hinunter und zornigen Schrittes Richtung Kabine geeilt. Im Wirtshaus ist dann erzählt worden, es habe ganz gewaltig gerockt. Solche Auftritte hatte ja Marc Lüthi beim SCB auch schon. Aber noch nicht seit dem Amtsantritt von Kari Jalonen.

Bis auf weiteres übernimmt in Huttwil der bisherige Assistent Daniel Bieri (40). Auch er ein Mann mit ruhmreicher Vergangenheit in Langnau, Olten und Sierre und vor seiner Beförderung zum Assistenten (2016) Captain des Teams. Seine Autorität ist unbestritten: er arbeitet in einer Kaderposition in der Firma von Heinz Krähenbühl. Auf den SCB übertragen ist dieser Wechsel an der Bande etwa so, wie wenn in Bern Lars Leuenberger den Platz von Kari Jalonen einnehmen würde.

Marc Lüthi bald wie Heinz Krähenbühl, Kari Jalonen bald wie Andreas Beutler, Lars Leuenberger bald wie Daniel Bieri? Wahrlich ein gemeiner, ganz gemeiner Schuft, wer auch nur ganz heimlich so etwas zu denken wagt.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
NLA-Trikotnummern, die nicht mehr vergeben werden
1 / 76
NLA-Trikotnummern, die nicht mehr vergeben werden
HC Davos: 5 - Marc Gianola.
quelle: keystone / fabrice coffrini
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
7 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
michiOW
26.01.2020 09:02registriert Juli 2016
Er hat nur die 1. Mannschaft von Brandis übernommen, der Nachwuchs musste schauen wo er bleibt, das war ihm geal. Deswegen gibt es Brandis Juniors.
243
Melden
Zum Kommentar
avatar
MikeT
25.01.2020 18:09registriert Januar 2016
Hauptsache eine Geschichte aus dem Kanton Bern. Ich geb dir Bescheid, wenn das nächste Mal im Trueb ein Milchchessi rinnt oder auf dem Hohgant eine Dohle landet. Gibt eine spannende Story, gäu Chlöisu?
4442
Melden
Zum Kommentar
7
So stark schnitt Vorfahrerin Lindsey Vonn in der Abfahrt im Vergleich zu den Topstars ab
Bei der Abfahrt in Beaver Creek kehrte die 40-jährige Lindsey Vonn nach fast sechs Jahren Wettkampfpause vorerst als Vorfahrerin in den Weltcup zurück. Mit ihrer Fahrt hätte sie mit den besten Abfahrerinnen mithalten können.

Am nächsten Wochenende wird Lindsey Vonn, wenn alles nach Plan läuft, erstmals wieder im Weltcup starten. Für die beiden Super-G in St. Moritz hat das US-Ski-Team für die 40-jährige Rückkehrerin erfolgreich eine Wild Card beantragt. Am heutigen Samstag startete Vonn bei der Abfahrt in Beaver Creek aber vorerst noch als Vorläuferin. Dabei benötigte sie gemäss SRF 1.33,16 Minuten – eine sehr gute Zeit, wie der Vergleich mit den Top-Abfahrerinnen zeigt.

Zur Story