Andreas Beutler (56) hatte beim SC Bern unter dem Künstlernamen «Granit» Kultstatus. Der Titan (190 cm/93 kg) galt zwischen 1986 und 1995 als einer der härtesten Verteidiger der Liga, war WM- und Olympia-Teilnehmer und 1989, 1991 und 1992 mit dem SCB Meister. Seine Spielerkarriere beendete er im Frühjahr 1998 in Langnau mit dem Aufstieg in die NLA. So legendär wie sein Ruf als Rumpel-Verteidiger ist seine Reputation als Trainer. In den letzten 18 Jahren gewann er unter anderem mit den SCB-Elitejunioren die Meisterschaft und mit Zuchwil zweimal den Amateur-Titel. 2014 hat er Brandis (heute Hockey Huttwil) übernommen und zu einem Spitzenteam in der «MySports League» geformt. In den letzten fünf Jahren kam er in den Playoffs zweimal in den Final und zweimal in den Halbfinal.
Wo Andreas Beutler ist, da ist der Erfolg. Wie beim aktuellen SCB-Trainer Kari Jalonen. Auch die Hockey-Philosophie des einstigen Haudegens mahnt an Kari Jalonen. Seine Teams zeichnen sich ebenfalls durch klug strukturiertes Spiel («Schablonen-Hockey») aus. Also mindestens ein «Westentaschen-Jalonen». Seine Entlassung schien so undenkbar wie es in Bern ausgeschlossen ist, dass jemand Kari Jalonen in Frage zu stellen wagt.
Aber Hockey Huttwil ist diese Saison der SC Bern des Amateurhockeys. Die erfolgsverwöhnte Mannschaft ist durch allerlei Ungemach (wie Verletzungspech) in der «MySports League» bis auf den zweitletzten Platz zurückgefallen. Im Kopf ein Spitzenteam, in den Armen und Beinen ein Abstiegskandidat: Obwohl die Relegation droht, war bisher vor allem die Rede von einer möglichen Playoff-Qualifikation. Was ja durchaus verständlich ist: in der Regel dominierten Beutlers Männer ihre Gegner und verloren oft trotz klarem Chancenplus. Sie fanden irgendwie immer einen Weg in die Niederlage. Und ein wenig hat Hockey Huttwil diese Saison auch Torhütersorgen: der Titan Lukas Gasser (27) – der Sohn von Schwingerverbands-Geschäftsführer Rolf Gasser – ist seit sieben Jahren beim Klub und nach wie vor ein guter Goalie. Aber diese Saison zu selten ein grosser Schlussmann, der Siege für seine Mannschaft stiehlt. Was uns alles eigentlich ein wenig – aber nur ein wenig – an den SCB mahnt.
Die 2:5-Heimniederlage gegen Wiki am letzten Mittwoch ist nun Andreas Beutler zum Verhängnis geworden. In seiner 18. Saison als «Banden-General» ist er zum ersten Mal wegen Erfolgslosigkeit des Amtes enthoben worden. Wahrlich, ein hockey-historisches Ereignis.
Um einen solchen Trainer-Titanen zu entlassen, braucht es natürlich auch einen grossen Präsidenten. So wie SCB-Mitbesitzer, Verwaltungsrat und Manager Marc Lüthi als bester Hockey-Macher im Land gilt, so ist Hockey-Huttwil-Besitzer, Präsident und Geschäftsführer Heinz Krähenbühl (55) der beste Manager im regionalen Hockey. Der erfolgreiche High-Tech-Metallbearbeitungs-Unternehmer hat aus dem hochverschuldeten Brandis ein Hockey-Musterunternehmen in der höchsten Amateurliga gemacht. Seine Autorität im Klub ist so absolut wie jene von Marc Lüthi beim SCB, sein Kommunikations-Stil fadengerade und seine Leidenschaft fürs Hockey und sein Geschäftssinn vergleichbar mit jener des grossen SCB-Zampanos.
Dass es zum Eklat kommen wird, ahnten die Matchbesucher schon am letzten Mittwoch nach der Niederlage gegen Wiki. Aufgebracht hatte der Chef seinen Stammplatz oben auf der Tribüne nach dem Spiel verlassen, war im Huttwiler Hockey-Tempel die Treppe hinunter und zornigen Schrittes Richtung Kabine geeilt. Im Wirtshaus ist dann erzählt worden, es habe ganz gewaltig gerockt. Solche Auftritte hatte ja Marc Lüthi beim SCB auch schon. Aber noch nicht seit dem Amtsantritt von Kari Jalonen.
Bis auf weiteres übernimmt in Huttwil der bisherige Assistent Daniel Bieri (40). Auch er ein Mann mit ruhmreicher Vergangenheit in Langnau, Olten und Sierre und vor seiner Beförderung zum Assistenten (2016) Captain des Teams. Seine Autorität ist unbestritten: er arbeitet in einer Kaderposition in der Firma von Heinz Krähenbühl. Auf den SCB übertragen ist dieser Wechsel an der Bande etwa so, wie wenn in Bern Lars Leuenberger den Platz von Kari Jalonen einnehmen würde.
Marc Lüthi bald wie Heinz Krähenbühl, Kari Jalonen bald wie Andreas Beutler, Lars Leuenberger bald wie Daniel Bieri? Wahrlich ein gemeiner, ganz gemeiner Schuft, wer auch nur ganz heimlich so etwas zu denken wagt.