Wir haben in Minsk das Viertelfinale verpasst. Gescheitert! Vor zehn Jahren hätten wir nach einer WM wie hier in Minsk noch gejubelt. Den Klassenerhalt gesichert! Die Deutschen gebodigt! Die Amerikaner und Finnen an den Rande einer Niederlage gedrängt! Dem Druck des «Gewinnen-Müssens» gegen Kasachstan standgehalten! Wir sind in der Weltklasse angekommen!
Aber die Ansprüche sind inzwischen gestiegen. Seit dem WM-Finale können wir nur noch mit einer Halbfinalqualifikation restlos zufrieden sein.
Die Mannschaft hat in Minsk trotz allem nie Auflösungstendenzen gezeigt und die Spieler dürfen erhobenen Hauptes heimkehren. Es war gewiss nicht jeder in Hochform. Und über den Schatten springen kann sowieso niemand. Aber jeder hat im Rahmen seiner Möglichkeiten alles versucht.
Damien Brunner (28), ehemaliger NLA-Topskorer mit dem EV Zug und inzwischen in der NHL-Dollarmillionär geworden, ist ein gutes Beispiel für die Einsatzbereitschaft der Schweizer. Er spielt trotz einer Gehirnerschütterung.
Am Tag nach der Partie gegen Deutschland trainierte er nicht mit dem Team. Sean Simpson sagte lediglich, er habe Damien Brunner trainingsfrei gegeben. Begründung gab es keine und es gab einige Spekulationen. Nun lüftet der ehemalige Klotener Junior das Geheimnis um seinen trainingsfreien Tag gelüftet. «Ich hatte bereits in der Vorbereitung gegen Deutschland und im letzten Vorbereitungsspiel gegen Kanada Schläge gegen den Kopf erhalten. Dann erwischte es mich in der Partie gegen Deutschland noch einmal.» Also eine Gehirnerschütterung? «Ja, wahrscheinlich schon. Ich muss jedenfalls aufpassen. Ein Training am Tag nach dem Deutschlandspiel hätte nichts gebracht.»
Damien Brunner war auch nach den beiden Startniederlagen gegen Russland und die USA optimistisch geblieben. War dieser Optimismus ein Irrtum? «Nein, überhaupt nicht. Es hat schliesslich sehr wenig gefehlt. Das zeigte sich gerade nach der Niederlage gegen Weissrussland. Wir haben nach diesem Spiel im Speisesaal die Tische zusammengeschoben und seither essen alle am gleichen Tisch. Das ist symbolisch für den sehr guten Zusammenhalt der Mannschaft.»
Er nimmt nach dem Scheitern seinen Coach in Schutz: «An Sean Simpson lag es sicher nicht. Ich habe schon immer sehr gerne für ihn gespielt. Er macht seine Sache einmal mehr perfekt und er hat uns die richtigen Anweisungen gegeben.»
Nach seiner Rückkehr in die Schweiz beginnt die Vorbereitung auf seine zweite Saison in New Jersey. «Mein Vater hat zusammen mit den Trainern in New Jersey ein Sommertraining für mich zusammengestellt.»
So wie alle unsere NHL-Profis wird auch Damien Brunner vor dem Abflug ins NHL-Trainingscamp in der Schweiz auf dem Eis trainieren. Allerdings nicht mehr mit dem EV Zug. «Ich muss mal Felix Hollenstein anrufen. Wahrscheinlich werde ich mit Kloten trainieren.»