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Eishockey und ... Schwingen haben ganz ähnliche ungeschriebene Gesetze. Auch nach hitzigem Kampf reichen sich die Titanen die Hände zur Versöhnung. Der Sieger hilft im Schwingen dem Verlierer immer auf die Beine und wischt ihm das Sägemehl vom Rücken. Bei der WM gratuliert der Coach des Verliererteams im Rahmen der offiziellen Medienkonferenz stets zuerst dem Sieger, bevor er mit seinen Ausführungen und Ausreden beginnt.
Es war daher schon beinahe ein diplomatischer Fauxpas, als der slowenische Cheftrainer Patrick Fischer im Rahmen der offiziellen Medienkonferenz nach unserer ersten WM-Partie spontan dankte, innehielt, sich sofort korrigierte, gratulierte und dann mit seinen Erklärungen begann. Er hatte ja wirklich Grund zum Dank.
Ein Gegner wird von Trainern, Spielern und Funktionären nie geschmäht. Durch alle Länder und Medien ziehen sich respektvolle Äusserungen über gegnerische Mannschaften und Spieler. Gerade deshalb ist es wichtig, die eigenen Leistungen richtig einzuschätzen und Misserfolge intern nicht schönzureden.
Aufschlussreicher sind Aussagen im inoffiziellen Gespräch bei ausgeschalteten Kameras und Tonknochen jenseits der hockeypolitischen Korrektheit und der Öffentlichkeit. Wie gestern Abend im «Parc de Bercy» neben der WM-Arena.
Ich ging nach Hause, und da kreuzte zufälligerweise ein grosser, alter, weiser und weitgereister Bandengeneral meinen Weg. Heutige Funktion, Name und Nation sind mir soeben entfallen. Die Unterhaltung war aufschlussreich und sollte dem hockeyinteressierten helvetischen Leser nicht gänzlich vorenthalten werden.
Nach dem Sturmlauf ins WM-Finale von 2013, mit Siegen unter anderem über Schweden, Kanada, Tschechien und die USA, erreichen die Schweizer WM-Aktien ihren höchsten internationalen Kurswert. Der ältere Herr, der mir am Samstagabend im Park begegnet ist, sagte mir vor dem Olympischen Turnier von 2014 in Sotschi: «Ihr könnt dieses Turnier gewinnen.» Er sagte es nicht einfach. Er meinte es so.
So viel Respekt, so viel Anerkennung wie nach der Silber-WM von 2013 hat es für unser Hockey seit der Verbandsgründung (1908) wahrscheinlich noch nie gegeben. Schweizer Hockey, wie hoch willst du noch hinaus? Wir standen vor einem «goldenen Zeitalter».
Wahrscheinlich hat noch nie eine Hockeynation aus einem grandiosen Erfolg so wenig gemacht und ist sportlich so schnell wieder im Mittelmass gelandet wie die Schweizer nach Stockholm 2013.
Das nicht durch hockeypolitische Korrektheit gemilderte Urteil meines alten Bekannten über das WM-Startspiel der Schweizer ist wenig schmeichelhaft. Ich will es nicht in der ganzen Länge ausbreiten. Das würde nicht den internationalen hockeydiplomatischen Gepflogenheiten entsprechen. Aber doch ein paar Kernpunkte wiedergeben. «Really bad», ja «terrible» sei das Spiel der Schweizer gewesen, das Coaching und das taktische Verhalten und die Disziplin auch.
Die Unterhaltung ging hin und her wie die Schiffchen am Webstuhl, und schliesslich wollte mein Gesprächspartner wissen, wie denn meine Einschätzung der helvetischen Lage sei. Ich sagte, dass ich unseren Cheftrainer eher als Cheerleader denn als grossen Bandengeneral sehe.
Die Antwort wiederzugeben wäre billige Polemik. Nur so viel: Die Diskrepanz zwischen der Aussenwahrnehmung unseres Hockeys und dem geschäftigen Optimismus und der Selbstwahrnehmung unserer Verbandsgeneräle ist erheblich. Aber wie sagt man in Paris so schön: «On a l’importance qu’on se donne.»
Aber dieser Kurssturz ist auch eine grosse Chance. Unsere Nationalmannschaft spielt nur drei Jahre nach dem WM-Finale von 2013 in den Augen der Grossen wieder die Rolle eines Aussenseiters. Wir dürfen sogar ein wenig darauf hoffen, dass uns die Titanen des Welteishockeys nicht mehr ganz ernst nehmen. Dass wir mit einem Erfolg gegen die Grossen den schmählichen Punktverlust gegen Slowenien wettmachen und das Viertelfinale doch erreichen können.
Getreu dem welschen Motto, das zur WM in Paris passt: «Reculer pour mieux sauter». Ein paar Schritte zurück (beispielsweise vom 4:0 zum 4:4 gegen Slowenien), um dann umso weiter zu springen. Um bis nach Köln ins Viertelfinale zu springen, ist allerdings heute erst einmal ein Sieg gegen Norwegen (20.15 Uhr, im Liveticker) gefragt.
Besser kann man das nicht beschreiben ohne beleidigend zu werden.
Ich musste laut lachen als ich dies gelesen habe. Ausgerechnet in einem Text von Klausi habe ich es gelesen. ;)